Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 245 Kiedrich, Michaelskapelle, Karner um 1474?

Beschreibung

Grabplatte des Konrad aus Lahnstein, wahrscheinlich noch am ursprünglichen Bestattungsort. Schmale Platte aus rotem Sandstein mit dem reliefierten Wappen des Verstorbenen im unteren Bildfeld in kreisrunder Vertiefung, darüber eine fünfblättrige Rosette. Auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Grabinschrift. Oberer und unterer Plattenteil abgeschlagen.

Maße: H. ca. 98, B. 58, Bu. 5,5-7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. [...] se(n)ta) simon [v]ndb) ivden · dacg sta[rb ... c]onratc) von lainsteind) dem got gen[ade) ...]

Datum: (vor oder nach dem) 28. Oktober.

Wappen:
Lahnstein (in rot ein silberner Ring mit drei silbernen Pfeilen)1).

Kommentar

Zaun ordnete den verstorbenen Altaristen, dessen Herkunft und Todesjahr archivalisch nicht zu erschließen sind, als Amtsnachfolger des Peter Battenberg (Nr. 392) ein;2) dementgegen plädierte Staab für eine frühere Einordnung zwischen 1460/67 und 1474,3) da auf Battenberg wohl direkt Philipp Vallensis (1522-1545) folgte. Mit dem Amtsbeginn Battenbergs ab 1474 ist ein terminus ante quem gegeben, dem die hier vorgenommene Einordnung der Grabinschrift folgt. Das Anniversarium des Konrad von Lahnstein war für den 29. Oktober, einen Tag nach dem in der Grabinschrift angegebenen Zeitpunkt, festgelegt.4) Auch läßt die Schriftform der gotischen Minuskel einen späten Datierungsansatz ins 16. Jahrhundert nicht zu, gehört sie doch ohne Versalien und Schaftspaltung zu den mäßig schlanken, nur geringfügig dekorativen Ausprägungen der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.5) Dazu paßt auch das deutsche Formular mit starb in Verbindung mit dem Gott gnad.6)

Textkritischer Apparat

  1. Staab sct für s(an)ct.
  2. v schwer beschädigt, nur rechte Haste erkennbar, d eindeutig trotz Abtretung.
  3. Kleiner Rest der rechten Seite des o erkennbar.
  4. Dehnungs-i, Roth lanistein.
  5. Ohne Worttrennung nach got; zu ergänzen wäre auch gen[edig sey] oder eine ähnliche Formel.

Anmerkungen

  1. Das Wappen befindet sich auch auf dem spätgotischen Meßpult in der Pfarrkirche, vgl. Staab, Michaelskapelle Abb. 7, 8.
  2. Zaun, Landkapitel 128.
  3. Staab, Michaelskapelle 65.
  4. „Conradi de Laenstein rectoris altaris Sancti Michaelis in capella super ossorium dum vixit“, zit. nach Staab ebd.
  5. Vgl. Einleitung Kap. 5.5.
  6. Vgl. Einleitung Kap. 4.1.3.

Nachweise

  1. Rossel, Ms. Michaelskapelle 10.
  2. Zaun, Michaelskapelle 121.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 252.
  4. Staab, Michaelskapelle 65 mit Abb. 9.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 245 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0024501.