Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 243† Johannisberg, ehem. Klosterkirche 1474

Beschreibung

Grabplatte des Johannes von Eppstein-Münzenberg, der in der Kirche auf der Nordseite vor dem Martinsaltar beigesetzt war. Nach der Aufzeichnung des Pfarrers Placius Erthel1) aus dem 18. Jahrhundert zeigte die Steinplatte die unter einen Kielbogen gestellte Figur des mit Alba und Stola bekleideten Geistlichen. Helwich zufolge befanden sich drei Wappen auf dem Stein.

Nach Helwich.

  1. Anno domini mo cccco lxxiiiio xivo die mensis iunii obiit generosus dominus dominus Joannes de Eppenstein praepositus ecclesiae sancti Bartholomei Francofortensis cuius anima requiescat in pace amen.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1474, am 14. Tag des Monats Juni starb der edle Herr, Herr Johannes von Eppstein, Propst der Kirche St. Bartholomäus in Frankfurt, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen.

Wappen:
Eppstein; ?2); ? (dreimal geteilt).

Kommentar

Die Eltern des Verstorbenen waren Gottfried VII. Graf von Eppstein-Münzenberg und Jutta, Tochter Graf Adolfs von Nassau-Dillenburg und der Jutta von Diez.3) Johannes von Eppstein studierte 1425 in Köln, 1428 in Heidelberg.4) Seit 1430 Trierer Domherr, war er bereits 1436, nicht 1450, Mitglied des Mainzer Domkapitels.5) Die enge Bindung an Mainz und die spätestens seit 1162 mit Propst Gottfried bestehende, 1315 als Regel bezeichnete Praxis, Mainzer Domherren mit dem Amt des Propstes von St. Bartholomäus in Frankfurt zu betrauen, führte nach dem Tode seines Bruders Adolf am 26. September 1433 zur Wahl Johanns zum neuen Propst.6) Nach seiner Resignation 1458 gestatteten ihm Abt, Prior und Konvent des Klosters Johannisberg 1461, daß er sich eine Wohnung innerhalb der klösterlichen Ringmauer „zu Lob und Ehre Gottes und seinem Seelenheil“ herrichten durfte.7) Im Herbst 1470 konnte er krankheitshalber bereits nicht mehr an den Sitzungen des Mainzer Domkapitels teilnehmen.8) Sein Sterbedatum wird in einigen Nachweisen gegen Helwich mit dem 29. Mai 1474 angegeben,9) während das Anniversar des Bartholomäus-Stiftes wohl richtig den 15. Juni verzeichnet.10)

Anmerkungen

  1. Würdtweinsche Epitaphiensmlg. H. 5 Bl. 1r; auch in HHStAW 1098 III 59; erw. Struck, Johannisberg 84 Anm. 273.
  2. Helwich: nicht ausgeführt; er erkannte die wohl am Stein fehlerhaft angebrachten Wappen, führte nur das eppsteinsche Wappenbild aus und ließ das zweite leer mit der Randnotiz „haec insignia non fuerunt matris, vel sunt falsa, quia mater eius fuit Gutta a Nassaw“.
  3. Möller, Stammtafeln AF III Taf. LXXXIX.
  4. Kisky, Domkapitel 127 Nr. 124.
  5. So Hollmann 358; in den Protokollen des Mainzer Domkapitels erscheint Johann von Eppstein jedoch erst zum 11. Februar 1451, vgl. PMD I Nr. 2; mit Eintrittsjahr 1450 nennen ihn Kisky 127 und Günter Rauch, Pröpste, Propstei und Stift von Sankt Bartholomäus in Frankfurt. 9. Jahrhundert bis 1802. Frankfurt am Main 1975 (Studien z. Frankf. Gesch. 8.) 81-85, hier 82 mit Hinweis auf Joannis, Rer. Mog. II 356.
  6. Vgl. Wolf Erich Kellner, Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main im Spätmittelalter. Frankfurt a.M. 1962 (Studien z. Frankf. Gesch. 1.), hier 72 mit Anm. 701; zu den durch die Provision des päpstlichen Gegenkandidaten Nikolaus Volrat entstandenen Auseinandersetzungen, die bis vor das Basler Konzil gebracht wurden, vgl. ebd. 72f., Rauch 82-84.
  7. Struck, Johannisberg 39f. hier 39; nach seinem Tod wurde die Johannisberger Behausung vom Kloster als allgemeines Siechen- und Krankenhaus benutzt, vgl. ebd.
  8. PMD I Nr. 741 zu 1470 Oktober 19.
  9. Joannis, Rer. Mog. II 356 gab dieses Datum nach dem Mainzer Domnekrolog an, Kisky fußte darauf mit Zusatz des Jahres 1474; ebenso Hollmann 358, Rauch (wie Anm. 5) 85 mit Anm. 426.
  10. Zit. nach Rauch ebd. Anm. 426, doch hält er ohne Angabe von Gründen und ohne Kenntnis der HelwichÜberlieferung das Mainzer Domnekrolog für glaubwürdiger.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 277.
  2. Würdtweinsche Epitaphiensmlg. H. 5 Bl. 1r.
  3. HHStAW 1098 III 59.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 281.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 243† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0024305.