Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 242 Eberbach, Außenpfeiler des Mönchsdormitoriums 1472/1500/1501 u. später

Beschreibung

Bauinschrift, zahlreiche Namen als Bau- oder Stifterinschriften, Bau- bzw. Jahreszahlen und Fürbitte an den Außenflächen der Strebepfeiler des Dormitoriums auf einzelnen Werksteinen, alle bisher unveröffentlicht. Die Wiedergabe der Inschriften, deren Lesbarkeit durch Verwitterung und Ölfarbanstrich mitunter stark beeinträchtigt ist, erfolgt von Norden nach Westen in der Numerierung der Pfeiler von I-IV und entsprechenden, auf die einzelnen Seiten der Pfeiler bezogenen Unternummern, wobei die Quaderreihen von unten gezählt werden.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/10]

I.1. Nordseite, Pfeiler in der Mitte, Aufsicht von Osten. Name auf dem vierten Quader

Maße: Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOANN[ES]

I.2. Pfeiler in der Mitte, Aufsicht von Norden. Mehrere Namen und Daten auf Bauteilen.

I.2.1. Untere Quaderreihe. Links zweizeiliges Datum.

Maße: Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Annoa) d(omi)ni [... / ...]

I.2.2. Zweite Quaderreihe. Links Vorname (A) als Bauinschrift, darüber Name (B), daneben Baudatum (C), unter diesem zwei Buchstaben (D).

Maße: Bu. 4,5-5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A-C), Kapitalis (D).

  1. A

    [Ia]cob

  2. B

    io(hann)es bopardie[nsis]b)

  3. C

    Anno d(omi)ni · m / ccccc · pri(m)o · / Ra[.] · sunt fratre[.]c)

  4. D

    Nd) [O]e)

Johannes (III.) von Boppard gen. Bode amtierte als Abt von 1475 bis 1485 (Nr. 270). Aufgrund der verwendeten Minuskelschrift könnte er eher gemeint gewesen sein als wesentlich später belegte Konventsangehörige gleichen Namens,1) weil die Minuskel ohne schreibschriftliche Einflüsse, wie sie hier geschrieben ist, nach der ersten Dekade des 15. Jahrhunderts in Eberbach nicht mehr sicher datiert zu belegen ist.2) Eine Überprüfung der Seelbücher erweist aber den Namen Johannes (aus) Boppard als einen der häufigsten überhaupt.

I.2.3. Dritte Quaderreihe. Links Anfang eines fragmentarischen Baudatums (A), rechts Namensreste (B,C), einige starke Beschädigungen, die wie Buchstabenreste aussehen.

Maße: Bu. 3-5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, C), Kapitalis (B).

  1. A

    [A]nno · [m]o [...]

  2. B

    THOM[AS]

  3. C

    bo[...]

Mit Zeitstellung 1583-1586 ist ein Thomas als Subbursar erwähnt,3) aber auch Thomas Auleus aus Dieburg als Subprior 1574 und Thomas von Geisenheim als Prior bis 1596.4) Offen bleibt, ob der Wortrest bo sich auf den Namen im Sinne einer Herkunftsbezeichnung wie etwa bo[pardiensis] o.ä. beziehen läßt.

I.2.4. Vierte Quaderreihe. Über die Breite des Werksteines Namensinschrift.

Maße: Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Iohan(n)es · de · hei[...]f)

Ein Johannes von Heimbach ist zum 19. Dezember eines unbekannten Jahres im Seelbuch verzeichnet.5) Die Zeitstellung ist weiträumig mit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts anzusetzen, worauf die Schaftspaltung des ersten h hinweist. Dieses Merkmal kehrt wieder in der Bauinschrift von 1472 (III.1.2.), wo auch ein Johannes (von) Heimbach genannt ist.

I.2.5. Sechste Quaderreihe. Zwei moderne Kapitalisbuchstaben.

  1. H V

I.3. Pfeiler in der Mitte, Aufsicht von Westen. Vier beschriftete Quader.

I.3.1. Zweite Quaderreihe, Eckquader. Zwei Namensinschriften übereinander, Schriftwechsel, oben Kapitalis (A), unten Minuskel (B).

Maße: Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B), Kapitalis (A).

  1. A

    HENR[ICVS]

  2. B

    Wendelin(us) [...]

I.3.2. Dritte Quaderreihe, Eckquader. Buchstabe als Rest eines Namens.

Maße: Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. H[...]

I.3.3. Vierte Quaderreihe, Eckquader. Jahreszahl (A), Namensrest (B) und weitere, ebenfalls stark beschädigte Buchstaben in moderner Schrift (C).

Maße: Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Minuskel (B), jüngere Kapitalis (C).

  1. A

    [A]o 15[..]

  2. B

    [L]eo[...]

  3. C

    MNHS

II.1. Nordseite, Westpfeiler. Mehrere Namen als Bauinschriften auf den drei Pfeilerseiten.

II.1.1. Aufsicht von Nord-Osten. Zweite Quaderreihe, an der Kante. Initialen wahrscheinlich des Abtes Valentin I. (Molitor) aus Rauenthal (Nr. 575).

Maße: Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. V(ALENTINVS) · R(AVENTHAL) · A(BBAS)

II.1.2. Dritte Quaderreihe. Name, zweizeilig.

Maße: Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANTHO[N..] / [L]ORCHE[N]

II.1.3. Vierte Quaderreihe. Namensrest (A) und verstümmelte Jahres- bzw. Bauzahl (B).

Maße: Bu. 4, Z. 7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. A

    [...]o de [Ze]h[...]

  2. B

    15[..]

II.1.4. Fünfte Quaderreihe. Einzeilige, nicht mehr lesbare Inschrift in gotischer Minuskel; darunter Rest einer Bau- bzw. Jahreszahl.

Maße: Z. 4,5 cm.

  1. [...] / 15[..]o

II.1.5. Sechste Quaderreihe. Name mit Datum.

Maße: Bu./Z. 7 cm.

Schriftart(en): Minuskel, Versalie

  1. · io(hann)esg) · Nir/sivm / · 1543 ·

Worttrenner sind konturierte Quadrangel beim Namen, kleine vertiefte Quadrangel bei der Jahreszahl.

II.2. Nordseite, Westpfeiler Stirnseite. Fragmentarische Namen und Jahreszahlen.

II.2.1. Zweite Quaderreihe. Zwei Buchstaben als Namensrest (?)

Maße: Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Minuskel, schreibschriftlich beeinflußt.

  1. w[...]h

II.2.2. Dritte Quaderreihe. Links Jahreszahl (A) und Rest eines Vornamens (B), rechts mehrere Buchstaben (C) in moderner Schrift und auf der Ecke wahrscheinlich die beiden ersten Ziffern eines zerstörten Baudatums (?) (D).

Maße: Bu./Z. 5-6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B), moderne Kapitalis (C, D).

  1. A

    1540

  2. B

    andreas

  3. C

    K H P / A H

  4. D

    15[..] / [W]h)

II.2.3. Vierte Quaderreihe, rechter Quader. Links Namen und Jahres- bzw. Bauzahl (A) in moderner Schrift, darunter anscheinend Initialen, ebenfalls in moderner Schrift (B), auf der Ecke eine verstümmelte Jahreszahl (C).

Maße: Bu./Z. 2,5-8 cm.

Schriftart(en): Jüngere Kapitalis und Minuskel des 19. Jahrhunderts (A, B).

  1. A

    Karl 1859 / Holter

  2. B

    P · A · [.]

  3. C

    155[5]i)

II.3. Nordseite, Westpfeiler, Aufsicht von Süd-Westen. Mehrere Namen.

II.3.1. Untere Quaderreihe. Linker Quader mit Resten eines zweizeilig geschriebenen Namens (A), rechter Quader mit Namen, darunter Einzelbuchstabe (B).

Maße: Bu. 6,5-7,5, Versalie 9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [...] / STECKEN[...]

  2. B

    IO(HANN)ES KOCH / E[...]

II.3.2. Zweite Quaderreihe. Links mehrere Buchstaben.

Maße: Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Frühumanistische Kapitalis (?).

  1. [I] · IA · [...]

II.3.3. Dritte Quaderreihe. Rest eines Vornamens.

Maße: Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOAN(N)E[S]

II.3.4. Vierte Quaderreihe. Undeutliche, zweizeilige Inschrift (A), darunter zweizeilig Name (B).

Maße: Bu. 2,5 (A), 6 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B).

  1. A

    [...]VS [LA.K.N] / ANNO [....]

  2. B

    VALENTINVS / RA[V]ENTH[AL]

Valentin I. Molitor aus Rauenthal (Nr. 575) war von 1600-1618 Abt.6) Er sorgte während seiner Amtszeit für die Renovierung einzelner Bauteile der Abtei und ließ den durch das Klosterareal fließenden Bach mit einer Mauer umgeben.7)

II.3.5. Sechste Quaderreihe, linker Eckquader. Nach Fr durch eine geritzte Klammer zusammengefaßt vier Namen übereinander, darunter Jahreszahl.

Maße: Bu./Z. 5-10 (Versalie) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit schreibschriftlichen Elementen.

  1. Fr(atres) / Petr(us) Mogu(n)ti(nus) / Io(hann)es : Lande(n)burck / Walther(us) Goe[..s] / Io(hann)es Vesalia / 1511

Die schwierig zu lesende Jahreszahl mit dreimal der Ziffer 1, die wie eine aufgerichtete 7 aussieht, läßt sich mit hoher Sicherheit als 1511 deuten, da nicht nur die Minuskelschrift auf die Frühzeit weist, sondern auch der Nekrologeintrag für Johannes von Wesel „senior et monachus huius loci“ zum 5. September vor dem des 1511 verstorbenen Wigand von Heinsberg (Nr. 352) steht8) und ein weiterer Beleg vor 1524 anzusetzen ist.9) Möglicherweise wurden die Ziffern verwechselt. Unter dem 9. Juni ist ein Johannes „de Landenberg sacerdos et monachus“ im jüngeren Seelbuch eingetragen.10) Zwei Mainzer namens Peter gehörten dem Konvent bis 1535/36 bzw. 1540 an.11)

III.1. Westseite, erster Pfeiler von Norden. Aufsicht von Norden.

III.1.1. Zweite Quaderreihe. Auf der Ecke Rest eines Vornamens.

Maße: Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOA[(NN)ES]

III.1.2. Fünfte Quaderreihe. An der Kante sechszeilige Bauinschrift, linke Seite zerstört.

Maße: Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. a[nno] d(omi)ni · mo · cccco · lxxiio · / [..n]t · fratr[.(.)] · / [....]r(us) · Henric(us) · / [...e]s · kyederiche(n)s(is) · / [..a(n)]nes · heymba[ch] · / [....] t(r)iu(m) · regum ·

Ein Heinrich aus Kiedrich war 1490 Subbursar und 1500-1508 Bursar.12) Ein Johannes (ohne Zuname) 1494 Bursar,13) ein Johannes (aus) Heimbach ist auch auf Pfeiler I.2.4. in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegt. Das dort beobachtete Merkmal der Schaftspaltung kehrt hier übrigens wieder.

III.1.3. Siebte Quaderreihe. In der Ecke zur Wand hin Bauinschrift (A), darunter Name mit Jahreszahl (B).

Maße: Bu. 4,5-6,5 (A), 5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, in B mit schreibschriftlichen Elementen.

  1. A

    an(n)o [d(omi)ni 1510k)...]io [..]/

  2. B

    Anthonius d(omi)n(u)s [de] / Gernszheim 15·3·2 ·

III.2. Westseite, erster Pfeiler von Norden, Aufsicht von Westen.

III.2.1. Dritte Quaderreihe. Auf dem linken Mauerstein Vorname (A), rechts zwei Namensreste (B,C).

Maße: Bu. 4-5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (C), Kapitalis (A, B).

  1. A

    IOAN(N)ES

  2. B

    S · WINTR[...]

  3. C

    [...]us Limburch

III.2.2. Vierte Quaderreihe, unter dem Wasserschlag. Name und darunter Steinmetzzeichen (Nr. 13).

Maße: Bu. 6-8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOANNES GÖTZ

Johannes Götz ist zwischen 1623 und 1627 als Subbursar des Klosters belegt.14)

III.2.3. Fünfte Quaderreihe. Auf linkem Quader drei (?) Namen übereinander (A), rechts Baudatum (B), Name (C), darunter weitere Bau- bzw. Jahreszahl (D).

Maße: Bu./Z. ca. 4,5-10 (Versalien) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B), Kapitalis (A, C).

  1. A

    ADAMVS / WEL[M]BVRCK / WEILLEN

  2. B

    Anno mille(n)o [x] q(uinquies) [c]l)

  3. C

    GÖTZ

  4. D

    15[.]1

Der letzte Name ist vielleicht auf den oben erwähnten Johannes Götz zu beziehen (III.2.2.).

III.2.4. Sechste Quaderreihe. Ehemals dreizeilige, ungedeutete Inschrift mit Fürbitte (A) auf der rechten Hälfte, rechts an Zierband anstoßend, darübergeschrieben und freie Stellen ausfüllend dreizeilig der Name des späteren Abtes Leonard I. Klunckhard mit Jahreszahl (B).

Maße: Bu. 1,5-2 (A), 5,5-6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B).

  1. A

    [... / ... /] Et frater bernhard(us) fratr[es] orate

  2. B

    [L]EONARD(VS) KLVNCKHART / ANNO D(OMI)NI N · Km) · 1603 / RVDE(N)SHEIM

Die Namensinschrift dokumentiert die Beteiligung des aus Rüdesheim gebürtigen, 1612 vermutlich im Amt des Bursenschreibers bezeugten15) Leonard Klunckhard an den Erneuerungsarbeiten im Dormitoriumsbereich unter Abt Valentin Molitor (Nr. 575). In seiner 1618 beginnenden und bis 1632 währenden Amtszeit als Abt plante Leonard Klunckhard einen Um- bzw. Neubau des gesamten Klosters, was die Zerstörung der mittelalterlichen Bausubstanz zur Folge gehabt hätte.16) Durch den Einfall der Schweden 1631 und die Flucht des gesamten Konventes nach Köln unterblieb die Realisierung dieses Vorhabens.

III.2.5. Siebte Quaderreihe. Auf dem linken Stein unter Namensrest (A) Initialen (?) (B), dazwischen weitere Buchstaben oder Ornament, rechts Hausmarke (?), darunter Namensrest (C); auf dem rechten Mauerstein Bau- bzw. Jahreszahl (D) und eingeritzter Schild mit Hausmarke (?).

Maße: Bu. 3,5 cm (C), Z. 11 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), schreibschriftlicher Zusatz (B), Fraktur (?) (C).

  1. A

    [..]N[E.]V[S] [...]TEVS

  2. B

    V Rn)

  3. C

    Bar[t]ho)

  4. D

    1518

 
Hausmarken:
? (Schaft mit mit erhöhter Mittelkreuzsprosse und vorderer Fußstrebe, die über den Schaft geführt wird) ; ? (Schaft mit hinterer Oberkopfstrebe, vorderer Fußstrebe und dreifacher schrägrechter Mittelkreuzstrebe).

III.2.6. Achte Quaderreihe. Auf der Breite des Steines drei Namen übereinander, davon die beiden oberen mit einer spitzen Klammer zusammengefaßt.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit starker schreibschriftlichen Elementen.

  1. Fr(atres) / Jacob(us) Saule(n)p) Wen(delinus)p) / A[nt]honi(us) Hoffheym

Offenbar handelte es sich um zwei Brüder aus Saulheim; ein Wendelin Saulheim „diaconus et monachus“ ist zum 5. März 1524 in Eberbacher Seelbüchern eingetragen.17)

III.3. Westseite, erster Pfeiler von Norden, Aufsicht von Süden.

III.3.1. Dritte Quaderreihe. Links Name.

Maße: Bu. ca. 2 cm.

Schriftart(en): Minuskel.

  1. Io(hann)es

III.3.2. Fünfte Quaderreihe. Name.

Maße: Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IO(HANN)ES

III.3.3. Sechste Quaderreihe. Name zweizeilig, darunter Jahreszahl eingeritzt.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [I]OA(NN)ES BAVS(M)A[N..] / NAVE(N)DO[R]f / [A(NNO)]q) 1604

Ein Johannes Bausmann aus Neudorf (Martinsthal) war Beichtvater in Kloster Marienhausen und ist unter dem 17. bzw. 18. Mai 1619 in Eberbacher Seelbüchern als „sacerdos et monachus“ eingetragen.18)

IV.1. Westseite, zweiter Außenpfeiler von Norden. Aufsicht von Norden.

IV.1.1. Dritte Quaderreihe. Name mit Jahreszahl, dreizeilig.

Maße: Bu./Z. 6,5-10 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. Tobias de al/tauilla / 1589

Tobias Hoffmann von Eltville, Priestermönch und Hospitalmeister in Eberbach, ist unter dem 25. September 1617 in das jüngere Seelbuch eingetragen.19)

IV.2. Westseite, zweiter Pfeiler von Norden. Aufsicht von Westen.20)

IV.2.1. Achte Quaderreihe. Eingeritzter Schild mit Hausmarke (?), links daneben Namensrest in zwei Zeilen.

Maße: Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [...] CO[...] / EISENACH[...]A

V. Am Schnittpunkt von Dormitorium und ehemaligem Refektorium in einem heute vermauerten Kanal mehrere Quader mit Namen und Einzelbuchstaben.

Maße: Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    IOANN[ES]

  2. B

    IOANNES / IA[...]

  3. C

    IOAN(NE)S / EQUES / AN(N)O / [...]0[...]

  4. D

    MPr)

Ein Johannes Eques (Ritter), Beichtvater der Marienhausener Nonnen, ist unter dem 6. April 1613 im Seelbuch eingetragen.21) Dieser Zeitstellung entsprechen sowohl A mit geknicktem Mittelbalken als auch das seltene U mit ausgebildetem Schaft rechts.

Die Gründe für die Einritzung oder Einschlagung der Namen sind vielfältig. Möglicherweise dokumentierten zahlreiche Konventsangehörige damit ihre Beteiligung an zu verschiedenen Zeiten durchgeführten Erneuerungs- und Umbauarbeiten des Dormitoriums oder anderer Bauteile. Vielleicht handelte es sich aber auch um finanzielle Zuwendungen zur Baukasse, um die erforderlichen Baumaterialien und deren Transport bezahlen zu können, bzw. um die Stiftung einzelner Werkteile aus dem persönlichen Spielgeld der Konventualen, was angesichts der gespannten Finanzlage des Klosters im 16. bis ins 17. Jahrhundert und reduzierter Mitgliederzahlen im Konvent22) nicht verwundert. Kaum dürfte mit der Einritzung der Konventualennamen deren aktive Beteiligung als Bauleute gemeint gewesen sein.23) Einigen Namen sind Jahreszahlen zugeordnet; dabei könnte es sich um entsprechende Bauzahlen handeln. Da in wenigen Fällen, wie etwa bei Leonard Klunckhard (III.2.4.), Johannes Bausmann (III.3.3.) und Tobias von Eltville (IV.1.1.), relativ große Abstände zu den Amts- bzw. Todesdaten zu beobachten sind, wäre immerhin denkbar, daß die Anbringung der Namen an den Dormitoriumspfeilern in die Zeit der jeweiligen Mönchsprofeß fällt oder sogar den Zeitpunkt der Ablegung dokumentiert.24)

Da mehrfach Herkunftsnamen und Jahreszahlen angegeben sind, lassen sich die betreffenden Personen teilweise in Amtsfunktionen der Wirtschaftsverwaltung nachweisen, gelegentlich zumindest hypothetisch zuweisen. Die früheste gesicherte Inschrift ist die von 1472 auf Pfeiler III.1.2.; weitere Schwerpunkte von Baumaßnahmen waren ausweislich der Baudaten die beiden Jahrzehnte nach 1500, die Jahre nach 1530 sowie die Regierungszeit Abt Valentins (II.3.4. u. III.2.4.). Ansonsten sind Datierungen angesichts weitgehender Oberflächenschäden nur sehr unsicher aus den Schriftformen der Namen und verderbten Jahreszahlen abzulesen. Immerhin weisen einige Minuskelformen noch ins 15. Jahrhundert, andere, mit schreibschriftlichen Elementen durchsetzte in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Seit 1500 lassen sich Bauarbeiten an einzelnen Gebäudeteilen des Klosters feststellen. So wurden 1501 die Fenster des Dormitoriums verändert und durch verglaste Flügel verschließbar gemacht, außerdem Zellen eingerichtet,25) so daß sich die Jahresangaben um 1500 vielleicht auf diese Baumaßnahmen beziehen lassen. Mit diesen neu vorgelegten Materialien müßte die bislang noch einer eingehenden Behandlung harrende Baugeschichte des Mönchsdormitoriums26) weiter aufgearbeitet werden.

Textkritischer Apparat

  1. Unter Anno vier bis fünf unspezifische Hasten.
  2. Der Ortsname Boppard ist latinisiert zu ergänzen, möglicherweise mit Kürzung.
  3. [s] fraglich.
  4. N retrograd.
  5. Könnte auch ein [P] sein.
  6. Ortsname, wohl zu ergänzen zu Heimbach.
  7. e klein über das o gestellt.
  8. Denkbar ist auch die Lesung I S / [W].
  9. Oberer Teil der letzten Ziffer auf der Ecke, weggebrochen, Bogen erhalten, möglich wäre auch eine 9.
  10. Hypothetische Lesung aufgrund der Hastenreste: So scheint eine Art Worttrenner, wenn es denn keine Beschädigung ist, nach dem angeblichen d auf eine möglicherweise kompliziertere Datierungsformel hinzuweisen, allerdings gelang es nicht, undeutliche Brechungen zu einem stark gekürzten ab incarnatione aufzulösen, was für die Zeitstellung im 15. Jahrhundert und den Anwendungsbereich auch höchst ungewöhnlich wäre.
  11. Die Jahreszahl ist nicht eindeutig zu bestimmen; ihre Auflösung hängt von der Deutung schwierig zu entziffernder Buchstaben ab, so sind möglich die Konstruktionen x q(uinquagies) für 500 und obige mit der Berechnung 10 + 5 mal 100 für 1510.
  12. Die beiden Buchstaben sind kleinformatig eingefügt; wohl kein Zusammenhang mit der übrigen Inschrift.
  13. Zwischen V und R möglicherweise zwei h für VhhR.
  14. Beschädigt und nicht weiter ausgeführt, wohl für Bartholomeus.
  15. Hypothetische Ergänzungen.
  16. Danach folgt ein ungedeutetes Zeichen.
  17. Darüber rudimentär geritzte Buchstabenreste; links davon die beiden letzten Quader übergreifend, teils unsicher gelesen: 9 / 7 // N / F, darunter Namensrest des 13. Jh., vgl. Nr. 12.

Anmerkungen

  1. Also etwa nicht der 1549-52 als Bursenschreiber belegte Johannes aus Boppard, vgl. zu ihm Schnorrenberger 127.
  2. Vgl. Einleitung Kap. 5.5., dort auch zu letzten Minuskelverwendungen im Bearbeitungsgebiet.
  3. Schnorrenberger 128.
  4. Ebd. 123.
  5. Liber animarum 99: „XIV Kal. Januarii obiit F. Joannes de Heimbach senior et monachus huius loci“.
  6. Schnorrenberger 122; zu seiner Grabplatte vgl. Nr. 575.
  7. In den Series abbatum fol. 107 wird berichtet, daß Abt Valentin 1601 in Kloster und Kirche Verschönerungsarbeiten verrichten ließ („templi aram insigniori opere e fundamentis novem eduxit duobusque proceris ex aere candelabris colossorum instar exornavit, rivam per coenobii septa euntem lapideo utrinque muro compescuit“), vgl. auch Catalogus fol. 67.
  8. Liber animarum 71. Weitere Einträge zum 22. Juli und 1. August, vgl. Roth, Geschichtsquellen III 41, 43, sind nicht datierbar.
  9. Roth, Geschichtsquellen III 5.
  10. Ebd. 36, kein Indiz für Zeitstellung.
  11. Vgl. Einträge im Seelbuch ebd. 6 u. 27 zum 1540 April 18; 7 zu 1536 Mai 12 oder 31 zu 1535 Mai 11.
  12. Schnorrenberger 128, 125.
  13. Ebd. 125.
  14. Ebd. 129; er starb 1627, vgl. Roth, Geschichtsquellen III 52.
  15. Schnorrenberger 122; Bär, Eberbach I 145 zur Flucht des Abtes nach Köln, wo er 1632 starb.
  16. Einsingbach, Eberbach (1986) 37. Zur Finanzierung dieses Bauvorhabens hatte der Abt bereits 400 Fuder (ca. 284 000 Liter) Wein in Reserve behalten, vgl. Arens, Reise 180.
  17. Roth, Geschichtsquellen III 4, 19.
  18. Ebd. III 32, 8.
  19. Ebd. III 49.
  20. Der auf der zweiten Quaderreihe von unten eingeritzte Name gehört zum ersten Bauabschnitt des Dormitoriums, vgl. Nr. 12.
  21. Roth, Geschichtsquellen III 26.
  22. Um die Mitte des 16. Jh. sank die Zahl der Mönche auf 26, daneben 14 Laienbrüder mit handwerklichen Berufen und zwei Novizen, vgl. Einsingbach, Eberbach (1986) 36.
  23. Im 12. und 13. Jh. waren die Mönche als Bauleute aktiv am Bau beteiligt, wobei es anscheinend üblich war, den Anteil des Laienpersonals zumindest gering zu halten, vgl. Rüttimann, Baubetrieb 70.
  24. Die Anbringung der Namen (mit/ohne Jahreszahlen) könnte also die Ablegung der ewigen Gelübde dokumentieren. Eine inschriftliche Namensliste im ehem. Zisterzienserkloster Mariental (Kr. Helmstedt) wird in ähnlicher Weise gedeutet, vgl. Die Inschriften und Graffiti des Klosters Mariental. Ges. u. bearb. v. Sabine Wehking u. Christine Wulf. In: Braunschweig. Jb. f. Landesgesch. 77 (1996) 47-150, hier 54f.
  25. Kurzübersicht über die Umbauten bei Einsingbach, Eberbach (1986) 21 zum 1501 veränderten Dormitorium, 27f. zum Konversenbau. Eine eingehendere Untersuchung der nachmittelalterlichen Baugeschichte Eberbachs insgesamt steht bislang noch aus.
  26. Vgl. Einsingbach, Bemerkungen 65ff. zum frühgotischen Dormitoriumsgebäude.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 242 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0024207.