Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 239(†) Winkel, Schloß Vollrads 1471-1650

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen am mittelalterlichen Wohnturm, an anderen Gebäudeteilen und an nicht zugänglichen Ausstattungsgegenständen in den Innenräumen des privaten Schloßbereichs, teilweise verloren. Angaben Nrr. 2-7, 9-10 nur nach Findbuch der Gräfin Clara.1)

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/4]

1. Wohnturm. Bauzahl auf Wappentafel über dem Eingang zum Treppenturm an der Südwestecke. Rotsandsteintafel mit profiliertem Rahmen und vertieftem Bildfeld, darauf zwei reliefierte Greifen als Halter des Vollwappens, untere Rahmenleiste bezeichnet mit der Jahreszahl.

Maße: H. ca. 150, B. 145, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. anno d(omi)ni mo cccco lxxio

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads.

2. Schloß. Offene Eingangshalle, am Brunnen Wappen und Jahreszahl.

  1. 1553

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads.

3. Schloß, Billardzimmer. Truhe mit Jahreszahl und Wappen Reichards von Greiffenclau und seiner Frau Anna.

  1. 1555

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads.

4. Schloßkapelle. Jahreszahl an einem „Pfosten vor der Kapelle“ im ersten Stock.

  1. 1570

5.† Schloßkapelle, Wetterfahne auf dem Dachreiter, bezeichnet mit Jahreszahl, vermutlich Wappen Dieters von Greiffenclau und seiner Frau Apollonia von Reifenberg.

  1. 1579

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads, Reifenberg.

6. Schloß. Jahreszahl auf Türrahmen, aus der Pfingstmühle stammend, im 1. Obergeschoß an einer Tür verbaut.

  1. 1579

7.† Schloß, Ostwand der 1892 abgebrannten Scheuer, Kellerfenster mit Jahreszahl.

  1. 1589

8. Schloß, Erdgeschoßhalle. Wappenstein mit Initialen und Jahreszahl. Roter Sandstein. Zwischen Gesimsen unter Initialen erhabene Ehewappen, unten Jahreszahl in die Zwickel geschrieben; gut erhalten.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. D(IETRICH) G(REIFFENCLAU) V(ON) V(OLLRADS) / A(NNA) V(ON) R(EIFENBERG) // 1589

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads; Reifenberg.

9. Schloß, Eingangshalle. Eichentruhe, mit Wappen und Jahreszahl.

  1. 1612

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads.

10. Wirtschaftsgebäude. Kelter, bezeichnet mit Jahreszahl und Wappen.

  1. 1619

 
Wappen
Greiffenclau zu Vollrads.

Die Kelter ist eine Arbeit des Mainzer Bildhauers Johann Frieß.2)

11. Wohnturm. Bauzahl am südseitigen Erker. Im Brüstungsfeld unten Jahreszahl und Vollwappen des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads.

  1. 1627

 
Wappen
Erzbischof Georg Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads (geviert von Erzbistum Mainz und Greiffenclau zu Vollrads).

Die Turmburg der Familie von Greiffenclau zu Vollrads wurde wahrscheinlich auf älteren Fundamenten im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts errichtet. Der in einem quadratisch angelegten Teich stehende, ebenfalls quadratische, fünfgeschossige Turm erhielt 1471 den im Oberbau achteckigen Treppenturm, 1627 wurde durch den nur drei Jahre als Mainzer Erzbischof amtierenden Georg Friedrich Greiffenclau (†1629) der Süderker angefügt. Im Jahre 1700 erhielt der Turm die barocke Schweifhaube mit Laterne und Uhr.3)

12. Gartenpavillon, heute Gaststätte. Unter dem Dachgesims an der südöstlichen und südwestlichen Gebäudeecke Jahreszahl auf rotem Sandsteinschild. Gut erhalten.

  1. 1650

Da die Schloßanlage um 1680 wohl mit älterem Kern neu erbaut wurde und sich heute nur Bauzahlen aus den Jahren 1665, 1684, 1707 und 1708 finden lassen,4) muß offen bleiben, welchen Quellen die von Gräfin Clara mitgeteilten Jahreszahlen zu verdanken sind.

Anmerkungen

  1. An dieser Stelle ist Gräfin Eleonore Matuschka-Greiffenclau (†) für die frdl. gewährte Einsichtnahme in die Bestände des Vollradser Hausarchivs und für die Bereitstellung der Archivalien herzlich zu danken.
  2. Er wurde am 6. August 1611 Mainzer Bürger, vgl. Schrohe, Mainzer Beiträge 2, 75ff. und Heinzelmann, Genealogische Randnotizen 1, 62 Nr. 10.1.
  3. Kdm., Dehio Hessen (1982).
  4. Kdm. 366.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 420 (1).
  2. Luthmer (1902) 224 Fig. 217 (1).
  3. HAV, Findbuch Gräfin Clara von Matuschka-Greiffenclau 331 (2-10, 12).
  4. Katalog Ausstellung alter Kunst Nr. 427 (10).
  5. Kdm. 365 Abb. 213 (1), 365 (11), 366 (12).
  6. Dehio Hessen (1982) 933f. (1, 11, 12).
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2021):

Hinweise und Nachträge: zu 239/8: Bei den Familiennamen als Trenner schräggestellte Doppelstriche (=). Die Bauzahl wird teilweise von den Wappen unterbrochen, lies: 1//58//9.

Lies:

  1. … A(PPOLONIA) V(ON) R(EIFENBERG)

Kommentar: Die Initialen und Wappen gehören Dietrich/Dieter von Greiffenclau zu Vollrads und Appolonia von Reiffenberg, vgl. zu ihrem Epitaph Nr. 569.

zu 239/12: Der Träger ist ein über Eck gesetzter Quader mit aufgelegtem Wappenschild, oben Initialen, unten Schriftband mit Jahreszahl.

Ergänze den Inschrifttext zu:

  1. F(RIEDRICH) G(REIFFENCLAU) / V(ON) V(OLLRADS) / 16//50

Kommentar: Friedrich Greiffenklau von Vollrads (†1682) war der Sohn Heinrichs (1577-1638) und folgte seinem Vater nach 1638 als Mainzischer Geheimer Rat und Viztum im Rheingau, vgl. Humbracht, Taf. 33.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 239(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0023908.