Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 238 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1471

Neuer Standort: Die Platte steht heute im Nordseitenschiff an der Wand des vierten Jochs von Osten, linker Stein.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Richwin aus Lorch, seit 1936 im Boden der 2. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 8). Platte aus rotem Sandstein mit Flachrelief des Abtes im Ordenskleid mit Regelbuch und Stab, umgeben von einem schlichten Maßwerkkielbogen, der über zwei schlanken Säulchen aufsteigt. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift mit Außenlinie. Abgetreten, Randbereich leicht abgewittert.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 208, B. 97,5, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. +a) Anno d(omi)ni Mb) cccc lxxi · / Nonasc) noue(m)bris Obiit reu[erendus]d) i(n) chr(ist)oe) p(ate)r et d(omi)n(u)s d(omi)n(us) richwi(nus) · / ven(era)bilisf) abbas vicesim(us) · / monasterii Ebberbace(n)s(is)g) cui(us) a(n)i(m)a req(ui)escat i(n) sa(n)ctah) pace ame(n)

Datum: 5. November 1471.

Kommentar

Die drei Hasten des M sind mit einem oberen Querstrich zusammengefaßt, die rechte Haste ist nach innen gebogen; E und N sind als Versalien gebildet.1)

Von Richwin bleibt der Zeitpunkt seines Eintritts in Eberbach ebenso unbekannt wie seine Herkunft und seine persönlichen Lebensumstände.2) Erst seine 1456 erfolgte Wahl zum Nachfolger Tilmanns aus Johannisberg ist archivalisch belegt.3) Aus den Aufzeichnungen, die er als Abt machte, geht u.a. seine Kontrollfunktion in Finanzangelegenheiten, vor allem bezüglich des Eberbacher Weinhandels in Köln, hervor.4) Seiner Rolle als die ordensüblichen Paternitätsrechte ausübender Abt gegenüber den unterstellten Nonnenklöstern wurde Richwin ebenfalls gerecht, wie sein 1458 erlassenes Statut bezüglich des Ordenslebens der Nonnen ausweist.5) Der Grabinschrift liegt die klosterinterne Zählung der älteren Abtskataloge zugrunde.6)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Helwich.
  2. Eigenwillige Ausführung des m als Versalie.
  3. N gebildet aus linker Haste, Rechtsabbruch oben und einem kleinen Schrägstrich unten rechts. Grammatisch korrekt wäre nonis, so auch Series abbatum.
  4. Buchstabenbestand infolge starker Oberflächenzerstörung nicht mehr auszumachen.
  5. Befund xpo mit Kürzungszeichen.
  6. Infolge Zerstörung Befund nicht eindeutig.
  7. Sic! Helwich, Series abbatum mit Wortreihenfolge: abbas monasterii ebirbacensis vicesimus.
  8. Catalogus (Roth) 112 sacra. Der obere Querstrich des t ist tatsächlich sehr kurz, aber eindeutig ausgebildet. Zudem ist der Kürzungsstrich auf der Randleiste deutlich erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitung Kap. 5.5.
  2. Vgl. biografische Hinweise in Nachlaß Rossel, Ms. Bär 240ff.; Struppmann, Chronik Lorch 46.
  3. Bär, Eberbach I 143; auch Series abbatum.
  4. Dabei zeigte sich, daß die Eberbacher Äbte häufig sogar selbst Weintransporte auf den klostereigenen Schiffen begleiteten, vgl. Schnorrenberger 24.
  5. Ebd. 26 mit Anm. 49.
  6. Pater Bär setzte den Abt an die 29. Stelle der Amtsträger, vgl. Bär, Eberbach I 143.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 177.
  2. Catalogus fol. 26v; ed. Roth, Geschichtsquellen III 112; IV 113.
  3. Series abbatum fol. 100.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 268.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 238 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0023808.