Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 226 Kiedrich, Michaelskapelle, Karner (1464)/1465

Beschreibung

Grabplatte des Pfarrers Peter aus Wallau und seiner Mutter Duna (?) im Boden des Karners. Rotsandsteinplatte mit der Ritzzeichnung des Geistlichen im Priestergewand links und seiner Mutter in bürgerlicher Tracht rechts. Köpfe der Figuren reliefiert, dazwischen die Umrisse des eingeritzten, abgetretenen Wappens. Auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Grabinschriften mit zweiter Zeile am Kopfende der Figuren; die Grabinschrift der Mutter steht links auf der Seite ihres Sohnes und umgekehrt. Beschädigungen an den Randleisten, leicht abgetreten.

Maße: H. 220, B. 115, Bu. 6-7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · mo · cccco · lxvoa) · xiiiio · k(a)l(endas) · mar/cii · obiit venerabil(is) · d(omi)n(u)s · petrus · wallawe · pleban(us) · h(uius) · ecclesie · cui(us) · a(n)i(m)[a] · requi/escat · in · p(a)ceb) · amen · Anno · d(omi)ni · mo · cccco · / lxiiiio · ix · k(a)l(endas) · februar(ii) · obiit · deuota · matrona · dvnac) · de · wallawe · mater · dicti d(omi)ni // · pet(ri) · cui(us) · a(n)i(m)a · r(e)/quiescatd) · i(n) · pace · ame(n) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1465, am 14. Tag vor den Kalenden des März (16. Februar) starb der ehrwürdige Herr Peter aus Wallau, Pfarrer dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen. Im Jahre des Herrn 1464, am 9. Tag vor den Kalenden des Februar (24. Januar) starb die fromme Frau Duna aus Wallau, Mutter des genannten Herrn Peter, deren Seele in Frieden ruhe, Amen.

Wappen:
Peter Wallau (oben rechts ein kleiner, gestürzter Pfeil).

Kommentar

Die Platte zeigt eine durch die Textlänge beider Grabinschriften bedingte sehr eng gedrängte Minuskel, ähnlich derjenigen der Grabplatte des Thiel von dem Wald (Nr. 222). Die einzigen, dem gotischen Majuskelalphabet entlehnten Versalien finden sich zweimal bei Anno; als Worttrenner verwendete der Steinmetz kleine Quadrangel. Daß die Grabinschrift des nach seiner Mutter verstorbenen Plebans auf der rechten Plattenseite eingehauen wurde, deutet auf eine Anfertigung der Inschrift nach seinem Tode hin, indem man mit seiner Inschrift begann. Die Grabinschrift der früher verstorbenen Mutter folgte unmittelbar ab der unteren Plattenmitte.

Der aus Wallau1), möglicherweise auch aus Walluf stammende, biografisch nicht näher zu ermittelnde Pfarrer resignierte kurz vor seinem Tode.2) Als Stiftungen sind sein eigenes Anniversar zum 15. Februar sowie drei weitere Jahrgedächtnisse am 12. März, 26. Mai und am 8. November belegt, die er zum Andenken seiner Eltern in Auftrag gab.3)

Textkritischer Apparat

  1. Zaun M cccc lxviii, ebenso Roth.
  2. Kürzung des a durch zwei überschriebene Punkte.
  3. So auch Lotz, dagegen Zaun domina. Bei dieser Lesart hätte man die übliche Kürzung d(omi)na zu erwarten, wogegen am Stein der Befund eindeutig ist. Allerdings ist duna als Vorname sonst nicht nachgewiesen, so daß eine Verschreibung angenommen werden könnte.
  4. Für e Punkt als Kürzung über r; Punkt als Kürzungszeichen gibt es mehrfach.

Anmerkungen

  1. Stadt Hofheim, Main-Taunus-Kreis.
  2. Zaun, Landkapitel 129.
  3. Seelbuch von Kiedrich s. Roth, Geschichtsquellen III 62 (mit Datum zum 15. Februar), auch 64, 67. Mit Datum 16. Februar verzeichnet in Rossels Manuskript.

Nachweise

  1. Rossel, Ms. Michaelskapelle 9.
  2. Zaun, Michaelskapelle 121.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 252.
  4. Lotz (1880) 257.
  5. Staab, Michaelskapelle 83.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 226 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0022605.