Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 224 Lorch, Kath. Pfarrkirche St. Martin 1464-1578

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen in und an der Pfarrkirche.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

1. Vorhalle. Taufstein aus hellgrauem Sandstein mit ausgeschriebener Jahreszahl auf dem oberen Beckenrand. Das achtseitige Becken wird von abwechselnd zwei Löwen und zwei Hunden getragen, die auf der quadratischen Grundplatte sitzen. Auf den acht Schrägflächen des Beckens reiches Blendmaßwerk, Reliefs der Kirchenväter und Evangelistensymbole; auf der Sockelplatte Totenschädel mit Gewürm. 1863 restauriert.

Maße: H. 126, Leiste 37, L. 52, Bu. 4,5- 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. · m · cccc · lxiiii ·

Die linke Haste des m läuft unten links anstelle einer Brechung in einen leicht gerollten Ziersporn aus; das letzte i ist als i-longa mit einem Ziersporn statt einer Brechung gebildet. Als Worttrenner der präzise gehauenen Jahreszahl dienen Quadrangel, die mit senkrecht ausgezogenen Zierstrichen versehen sind. Der Lorcher Taufstein gehört zu den Vorläufern des Wormser Löwentaufsteins von etwa 1485.1) Erst mit diesem verbreitete sich der Typus am Mittelrhein und darüber hinaus.2)

2. Im „Presberger Schiff“, an der Nordwand. Kruzifix mit überlebensgroßem Corpus des 18. Jahrhunderts, grauer Sandstein, ehemals im Westen der Kirche auf dem Friedhof. Fuß des Kreuzes mit Jahreszahl und Steinmetzzeichen (Nr. 4) bezeichnet.

Maße: Z. 12 cm.

  1. 1491

3. Turm. Bauzahl im Scheitel der Fensterlaibung des obersten Geschosses.

  1. 1578a)

Mit dieser Jahreszahl verbindet sich der Abschluß der Wiederherstellungsarbeiten des durch den Großbrand von 1554 schwer beschädigten Kirchendaches und des Turmes, der als letzter Bauteil fertig wurde.3)

Textkritischer Apparat

  1. Dehio 1576.

Anmerkungen

  1. DI 29 (Worms) Nr. 307.
  2. Vgl. Otto Böcher, Die Entwicklung des Löwentaufsteins in der hessischen und rheinfränkischen Gotik. In: Der Wormsgau 5 (1961/62) 53ff.; ders., Löwentaufsteine in Hessen und Rheinfranken. Nachtrag und Bestandsaufnahme. In: Der Wormsgau 11 (1974/75) 74-78.
  3. Struppmann, Chronik Lorch 115.

Nachweise

  1. Luthmer (1902) 107 Abb. 90 (1), 110 (2).
  2. Lorch im Rheingau 55 (1), 57 (2).
  3. Kdm. 254 Abb. 460 (1), 258 (2).
  4. Dehio Hessen (1982) 574 (1), 573 (3).
  5. Struppmann, Chronik Lorch 94 (1).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 224 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0022409.