Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 214 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1458

Beschreibung

Epitaph des Nikolaus Berstadt. Ehemals am Hochaltar auf der Evangelienseite, heute an der Stirnwand des Langhauses unter der Westempore angebracht. Kleine, querrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit eingetieftem Bildfeld, links reliefierte Segenshand über Kelch, daneben vierzeilige Inschrift zwischen Linien.

Maße: H. 35, B. 88, Bu. 3,5-4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. Anno d(omi)ni mo cccc lviii xxoa) die me(n)s(is) / Iulii obiit hv(mili)sb) d(omi)nec) nicola(us)d) berstat / altarista hui(us) eccl(es)ie cui(us) a(n)i(m)a req(ui)/escante) in pace ame(n)f) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1458, am 20. Juli starb der demütige Herr Nikolaus Berstadt, Altarist dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe, Amen.

Kommentar

Die sauber gehauene Minuskel verwendet nur zweimal Majuskel-Versalien. Auffällig ist der Steinmetzfehler im Gebrauch der Pluralform für die Schlußformel. Das als Tafel ausgeführte Epitaph stellt eines der wenigen Beispiele dieser Trägergattung mit mehrzeilig angeordneter Inschrift im Bearbeitungsgebiet dar.1) Ähnlich gestaltete Tafeln, mit entweder kleinformatiger figürlicher Darstellung des Klerikers oder wie hier mit Segenshand und Kelch, wurden vielfach in die Außenwände von Pfarrkirchen eingelassen, um die Memoria rangniederer Geistlicher in Kirchhofnähe festzuhalten.2)

Zaun zufolge war Nikolaus Berstadt, dessen Herkunft und nähere Lebensumstände unbekannt sind, 1433 Altarist der Stadtkaplanei bzw. der außerhalb der Stadtmauer gelegenen, seit 1327 dotierten Nikolauskapelle.3) Mit erzbischöflicher Förderung erhielt der jeweilige Benefiziat der Kapelle Privilegien, die im Jahre 1433 bei der Übergabe des Patronatsrechtes durch den besonderen Gönner der Kapelle, Philipp Trudelon von Idstein, an den Rat von Eltville erweitert und schriftlich niedergelegt wurden.4)

Textkritischer Apparat

  1. Würdtwein 1455 die 10.
  2. Das s klein hochgestellt; fehlt bei Würdtwein.
  3. Sic! statt d(omi)n(u)s; Würdtwein in domino.
  4. Würdtwein Michael.
  5. Sic!
  6. Nur eine Haste ausgeführt, rechts Zierschleife.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 204 und Einleitung Kap. 4.1.2.
  2. Vgl. Beispiele in DI 23 (Oppenheim) Nrr. 74, 85, 109, 120.
  3. Zur Nikolauskapelle s. Zaun, Landkapitel 48-54.
  4. Ebd. 49f.: Mit den in der Urkunde aufgelisteten Bedingungen erklärten sich u.a. Pfarrer Thilmann von Idstein, Altarist Nikolaus Berstadt und der Eltviller Schöffe Hamann Jussel d.Ä. (Nr. 200) einverstanden; der Dekan von St. Peter zu Mainz, Berthold von Sobernheim, genehmigte die Verhandlungen am 9. Juni 1439.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 368.
  2. Beitr. Gesch. Erzstift 31.
  3. Kdm. 139 Nr. 8.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 214 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0021402.