Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 209 Kiedrich, Michaelskapelle, Karner 1451?

Beschreibung

Grabplatte des Altaristen Hartmann (Hermann) Kirchenmeister, in den Boden eingelassen. Kleine Platte aus rotem Sandstein mit dem flachreliefierten Brustbild des einen Kelch haltenden Verstorbenen. Auf dem Rand links beginnende, rechts bis in Schulterhöhe umlaufende und unter der Halbfigur vierzeilig fortgesetzte Grabinschrift. Platte einmal durchgebrochen, Ränder leicht bestoßen, wenig abgetreten.

Maße: H. 137, B. 63, Bu. 7-7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. + Anno · / d(omi)ni · mo · cccco · lia) · vii · / [k(a)l(enda)]sb) · aug[usti]b) · // Obiit · d(omi)n(u)s · hart/man(nus) · kirche(n)meyster / altarista · h(uius)c) · capelle · / c(uius)c) · a(n)i(m)a · req(ui)escat · i(n) · pace

Datum: 26. Juli 1451.

Kommentar

Die Schriftformen gehören zum schlanken und sehr dünnstrichig ausgeführten Minuskeltyp, der im mittleren Drittel des 15. Jahrhunderts, besonders nach 1460, im Bearbeitungsgebiet verbreitet war. Soweit trotz Abtretungen erkennbar, ist das Bogenende des a weit bis zum linken Schaft geführt, dem mehrfach ein Balken angefügt ist. Quadrangel sind Worttrenner.

Am 14. Mai 1424 von der Gottesthaler Äbtissin Guda Steinhauser zum Mittelheimer Pfarrer präsentiert, dürfte Kirchenmeister diese Pfarrstelle bis um 1445 versehen haben.1) Er bewarb sich dann erfolgreich um das besser dotierte Michaelsbenefizium seiner Heimatgemeinde Kiedrich, der er bis zu seinem Tode als erster Altarist der neu erbauten Kapelle diente.2) Ein naher Verwandter (Onkel?) des Verstorbenen dürfte der 1382 erstmals belegte Altarist Peter Kirchenmeister gewesen sein, dessen Grabplattenfragment erhalten blieb (Nr. 182). Hartmann Kirchenmeisters Anniversar wurde im Seelbuch zum 27. Juli verzeichnet.3)

Textkritischer Apparat

  1. Außer bei Rossel als lx gelesen; Zaun und mit ihm Roth zogen die Datierung zusammen zu MCCCCLXVII.
  2. Stark abgetreten, nur Hastenreste erkennbar.
  3. Bei h bzw. c die eckige Form der üblichen us-Kürzung.

Anmerkungen

  1. Monsees, Gottesthal 132.
  2. Staab, Michaelskapelle 64f.
  3. Der eigentliche Todestag fiel mit dem Fest der hl. Anna zusammen; er dürfte folglich nicht als Totengedenktag in Frage gekommen sein, vgl. den Eintrag im Anniversarbuch, PfA Kiedrich zum 27. Juli, frdl. Hinweis von Dr. h.c. Josef Staab; dagegen ist er zum 26. Juli im Manuskript Rossels mit dem Hinweis auf den Auszug aus dem Anniversarbuch eingetragen; vgl. auch Roth, Geschichtsquellen III 65 mit demselben Anniversareintrag zum 26. Juli. Vgl. auch Staab, Michaelskapelle 64 zu Kirchenmeister und ebd. 65 zu seinem Nachfolger, Konrad von Lahnstein (Nr. 245), dessen Anniversar einen Tag nach dem inschriftlich belegten Todestag, der mit dem Fest Simon und Juda zusammenfiel, verzeichnet wurde.

Nachweise

  1. Rossel, Ms. Michaelskapelle 8.
  2. Zaun, Michaelskapelle 120.
  3. Lotz (1880) 257.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 252.
  5. Staab, Michaelskapelle 64.
  6. Monsees, Inschriften St. Valentinus 120 Abb. 65.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 209 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0020907.