Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 197 Eberbach, Klosterkirche 1444

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Johann IV. von Katzenelnbogen. Sein Grab lag ursprünglich im Boden des „Grafenchores“. Die Platte aus gelbem Sandstein wurde 1806 an die Mosburg nach Biebrich versetzt und kam 1936 wieder zurück nach Eberbach, wo sie an der Stirnwand des Nordquerhauses befestigt wurde (Plan K Nr. 10). Schmale Steinplatte mit der reliefierten, auf zwei voneinander abgekehrten Löwen stehenden Ganzfigur des Grafen in voller Rüstung, mit geöffnetem Visier, die Sturmlanze in der rechten Hand, die Linke am Langschwert. Zu Häupten des Ritters Rest eines ehemals plastisch hervortretenden Maßwerkbaldachins. Die flankierenden Fialen sind durch die auf den oberen Ecken aufgelegten Wappen unterbrochen. Auf dem Rand der stark bestoßenen Platte dreiseitig umlaufende Grabinschrift ohne Linien. Durch die Verbringung an die Mosburg und Aufstellung im Freien erhebliche Schäden, vornehmlich im oberen Plattenbereich mit Verlust der Wappen und des Baldachins, in der unteren Zone mit Beeinträchtigung der Tierplastiken und der Grabinschrift. Schriftbeginn auf der rechten Leiste oben.

Erg. nach Bär.

Maße: H. 260, B. 104, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. Anno · domini · Millesimo · cccco · xliiiio · in · diea) · Symoni(s) · et · Jude · Ap(osto)lorum / obiit [nobilis] · dom[icellus / Ioanne]s [c]o[m]esb) · in · kaczenelenboge(n) · c(uius) · a(n)i(m)a ·c) req(ui)[esc]at · [in pace amen]

Datum: 28. Oktober 1444.

Wappen:
zerstört (Katzenelnbogen); zerstört (Nassau).

Kommentar

Aus der schlanken und eng gestellten Minuskel ragen einige dekorativ ausgestaltete Versalien hervor: ein unten geschlossenes Majuskel-A sowie M und S, die, mit reichen Zierstrichen versehen, Elemente von Majuskeltyp und Gebrauchsschriften kombinieren. Worttrenner sind kleine Quadrangel.

Graf Johann IV., Sohn des Grafen Diether VIII. und der Gräfin Elisabeth von Nassau,1) wurde vornehmlich durch die Eheabredung von 1383 zwischen seinem Vater und dem der Anna von Katzenelnbogen (Nr. 192), „einem Politikum ersten Ranges“, bekannt, womit die seit 1260 bestehende Teilung der Katzenelnbogener Grafen in eine jüngere und eine ältere Linie aufgehoben wurde zugunsten einer weitreichenden Macht- und Herrschaftszunahme des nunmehr vereinten Hauses.2) Graf Johann IV. starb auf Burg Rheinfels.3)

Textkritischer Apparat

  1. Aufhebungsprotokoll m cccc xxix in vigilia, verwechselt mit dem Datum für Gräfin Anna (Nr. 192).
  2. o ausgefüllt, es ausgegipst.
  3. Freigelassene Stelle am Arm der Figur.

Anmerkungen

  1. Reg. Katz. I 45f.; Wenck u.a. nannten ihn Johann III., vgl. Wenck 507-526 zu seiner Person. Bei der Zuordnung des Grabmals zu dem Verstorbenen wurde noch von Kdm. und Dehio die Zuschreibung an Johannes III. ∞ Anna von Sponheim vorgenommen, während Demandt die Grabplatte richtig mit der Person Graf Johannes IV. korrelierte.
  2. Ausführlicher hierzu Wenck, Hess. Landesgesch. I 507 Nr. 65; auch Demandt, Grafen 94; unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet bei Spieß, Familie passim.
  3. Reg. Katz. II Nr. 4175, 1.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 156.
  2. Winkelmann, Hess. Chronic I 115 XIII.
  3. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 79.
  4. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
  5. Würdtwein, Epitaphienbuch 234.
  6. Wenck, Hess. Landesgesch. I UB, Grabschriften 277 Nr. XXIV.
  7. Aufhebungsprotokoll 20 Nr. XV.
  8. Habel, Nachtrag 93.
  9. Roth, Geschichtsquellen III 256.
  10. Beitr. Gesch. Erzstift 27.
  11. Heubach, Plastik 48f. (Abb.).
  12. Reg. Katz. II Nr. 4175, 2.
  13. Kdm. 80 Nr. 6.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 197 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0019701.