Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 179 Idstein, Unionskirche 1426/1442

Hinweis: Zu dem gleichnamigen Sohn, dem Mainzer Erzbischof Adolf II. von Nassau, vgl. Nr. 246.

Beschreibung

Tumbenplatte für Graf Adolf II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein und seine Frau Margaretha von Baden, schon im 17. Jahrhundert im „Reiterchörlein“ der Unionskirche aufrecht an die Ostwand gestellt aufgefunden.1) Das älteste erhaltene Idsteiner Denkmal zeigt das überlebensgroße, nebeneinander auf einem doppelleibigen Löwen stehende Ehepaar in Hochrelief. Links Adolf in der aus Wams, Kettenhemd, Zaddelrock, Beinschienen, Schwert, Dolch und offenem Helm bestehenden Rüstung mit dem nassauischen Wappen auf der Halsbrünne, rechts neben ihm Margaretha in langem Gewand, Mantel und Schleier, den Rosenkranz in Händen. Adolfs Grabinschrift (A) ist auf dem linken, nach außen abgeschrägten Rand von oben nach unten eingehauen und durch die enge Einstellung des Denkmals heute nur mühsam zu entziffern; auf der rechten Plattenseite mit zum Bildfeld hin abgeschrägtem Rand steht Margarethas Grabinschrift (B), beginnend an der oberen Querleiste. Als Unterbau der Tumba dürften (zwei?) sitzende Löwen gedient haben, von denen ein mit dem Wappen der Ehefrau erhaltener Löwe vor die Platte gestellt wurde. Über den beiden Figuren ist das jeweilige Vollwappen angebracht. Möglicherweise bereits bei der 1667-1677 durchgeführten Erweiterung und gleichzeitigen Barockisierung der Kirche, wahrscheinlich aber um 1726 im Zuge der Veränderung des ursprünglich gewölbten, höheren Chörleins, schlug man die von Dors noch in seiner Zeichnung überlieferte obere Helmzier mit den Helmdecken ab. Die Platte aus gelbem Sandstein wurde mit einem einheitlich grauen Farbanstrich versehen.

Maße: H. 271, B. ca. 155, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/3]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · m · cccc · xxvi · ip(s)o · die · s(an)c(t)e · anne o(biit) · nobilis · d(omi)n(u)s · d(omi)n(u)s · adolffvsa) · comes · i(n) · nassaw · cui(us) · a(n)i(m)a · r(e)q(ui)escat · i(n) · paceb)

  2. B

    Anno · / d(omi)ni · m · cccc · 〈x[lii]oc) · die s(an)c(t)i willibrordid) · ep(iscop)i〉 · o(biit) · nobil(is) · d(omi)na · margareta · de · baden · Comitissa · i(n) · nass(aw) · c(uius) · a(n)i(m)a · r(e)q(uie)scate) · i(n) · pacef) ·

Datum: 26. Juli 1426; 7. November 1442.

Wappen:
Nassau; Baden.

Kommentar

Das Grabmal wurde wahrscheinlich kurz nach dem Tode des Grafen Adolf von einem anonymen, in Mainz ansässigen Meister geschaffen.2) Über die Art der Aufstellung ist nichts Näheres bekannt, doch sind die Abschrägung beider Ränder und die Anordnung der bei (A) nach außen, bei (B) zum Platteninneren weisenden Inschrift Indizien dafür, daß die Platte wohl mit der Kopfleiste und der Länge der Frauenseite an eine Wand stieß. Die Lesbarkeit der Texte aus einem über den Figuren liegenden Blickwinkel war durch deren Anbringung auf den unterschiedlich abgeschrägten Randleisten gewährleistet. Die Minuskel von Inschrift (B) zeigt wegen der Aufstellung an der Wand eine im Nachtrag qualitativ deutlich schlechtere Ausführung. Worttrenner sind kleine Quadrangel.

Adolf II. wurde als ältester Sohn des Grafen Walram von Nassau und der Bertha von Westerburg 1386 geboren.3) Im März 1418 heiratete er die erst vierzehnjährige Margaretha, Tochter Markgraf Bernhards I. und dessen zweiter Frau Anna von Oettingen.4) Adolfs Sterbetag war nach dem Klarenthaler Nekrolog der 25. Juli.5)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich Adolphus.
  2. Helwich läßt hier amen folgen.
  3. Ergänzt nach Helwich und Dors, heute undifferenzierte Hasten.
  4. Schon von Helwich und Dors verlesen zu Willibiuidi; Andreae Willibundi.
  5. Andreae überliefert nur R(equiescat).
  6. Helwich ergänzte sancta pace amen. Heute ist die Zeile ab nass(aw) durch Überputzung der Oberlängen beeinträchtigt.

Anmerkungen

  1. Dors, Genealogia 132: „Dieses Epithaphium steht gantz ufrecht im Reuttercöhrlein“.
  2. So Einsingbach, Unionskirche (1965) 32, (1989) 26. Erwähnt bei Lotz (1880) 246; Luthmer (1914) 158 Abb. 174 mit falscher Zuordnung Philipp von Nassau-Idstein und Veronica von Sayn-Wittgenstein und falschem Datum 1509; Borgwardt 68; Schaum-Benedum 67ff. und 182-183 mit Abb. 17; nur erw. in: Dehio (1982) 456; vgl. auch Ziemer, Beiträge Idstein 294-332.
  3. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 109.
  4. Zit. nach Dors, Genealogia 132 Anm. 84; zu Adolfs Witwe vgl. Pierre Even, Die „Herren zu Wiesbaden“. Graf Adolf II. und seine Witwe Margarethe. In: Wiesb. Leben 44 (1995) H. 1, 2.
  5. Vgl. Otto, Necrologium Nr. 295.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 424.
  2. Dors, Genealogia 132-136 Nr. 22 mit Abb. 41-43.
  3. Roth, Nass. Epitaphienbuch 558 Nr. M.
  4. Schaum-Benedum 67f., 182-183 mit Abb. 17.
  5. Struck, Quellen Klöster II Nrr. 920a, 941.
  6. Einsingbach, Unionskirche (1965) 32; (1989) 26.
  7. Monsees, Grabmäler Rheingau-Taunus-Kreis 35 m. Abb. 45.
  8. Struck, Stift 416.
  9. Greska Abb. 139.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 179 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0017900.