Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 173† Johannisberg, ehem. Klosterkirche 1418

Beschreibung

Verlorene Grabplatte des Abtes Hilgard von Wallertheim, der in der Kirche vor dem auf der Nordseite stehenden Peter- und Paulsaltar bestattet wurde. Die hochrechteckige, 1614 erstmals kopial überlieferte Steinplatte war im 18. Jahrhundert noch zu sehen und wurde von Pfarrer Placidus Erthel beschrieben und abgezeichnet. Demzufolge handelte es sich um eine Figurengrabplatte, die im Bildfeld den Verstorbenen in Ordenstracht mit dem Krummstab, die Füße auf einem Hund ruhend, zeigte. In den vier Ecken der Platte war je ein Wappen sichtbar. Von der Grabinschrift konnte Erthel nur zwei Worte entziffern.1)

Nach Helwich.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Anno domini Ma) quadragentesimo xviii tertia nonas decembris obiit quondam venerabilis in Christo pater et dominus Hilgerus Walderthumb) abbas montis sancti Johannis cuius anima requiescat in pace.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1418, am dritten Tag vor den Nonen des Dezember (3. Dezember) starb der ehrwürdige Vater in Christo und Herr Hilger Wallertheim, Abt von St. Johannisberg, dessen Seele in Frieden ruhe.

Wappen:
Wallertheim; ? (2:1 Lilien, Großmutter väterlicherseits); ? (2:1 Kreuze, Mutter/Vater der Mutter); ? (Sparren mit 2:1 gestielten Früchten, Großmutter mütterlicherseits).

Kommentar

Abt Hilgard (auch Hilger, Hildeger) entstammte der in Wallertheim bei Alzey beheimateten Adelsfamilie, die nach Gensicke in Gau-Algesheim von der 1. Hälfte des 14. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert urkundlich belegt ist und 1420 den dortigen Amtmann stellte.2) Johannisberg besaß dort seit den Schenkungen des 12. Jahrhunderts Hof- und Grundbesitz.3) Bereits seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert befand sich das Kloster jedoch in einer wirtschaftlichen Notlage, die sich in der Belastung der Gau-Algesheimer Güter im Jahre 1299 zeigt4) und sich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts nicht wesentlich veränderte. Unter Abt Hilgard scheint sich das Kloster Johannisberg von dieser wirtschaftlichen Krise etwas erholt zu haben.5) Der Chronist von 1578 nennt den Abt einen „verehrungswürdigen Mann“, der dem Kloster zwei Kelche (einer davon Nr. 171) stiftete, die an hohen Festtagen benutzt wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Vom Chronisten in Schannat ausgeschrieben millesimo.
  2. Ebd. Walderdum.

Anmerkungen

  1. Erthel in Würdtweinsche Epitaphiensmlg.; der Chronist von 1578 bemerkte zur Grabinschrift: „Scripturam reliquam circa lapidem legere non valeo quia characteres sunt antiquae formae“.
  2. Struck, Johannisberg 25 mit Anm. 188.
  3. Ebd. 15f.
  4. Ebd. 21.
  5. So konnte es doch dem benachbarten Nonnenkloster Rupertsberg 1406 den Betrag von 100 Gulden leihen, vgl. ebd. 24.

Nachweise

  1. Chronist in Schannat, Vindemiae I 157; ed. Roth, Geschichtsquellen III 94.
  2. Helwich, Syntagma 277.
  3. Würdtweinsche Epitaphiensmlg. H. 5 Bl. 1r.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 283.
  5. Struck, Johannisberg 81 Anm. 183.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 173† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0017300.