Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 167† Eberbach, Klosterkirche 1404

Beschreibung

Grabplatte der Gräfin Anna von Katzenelnbogen, ursprünglich vor dem Martinsaltar. Der Stein wurde von Dors in einer Tuschfederzeichnung festgehalten.1) Demnach handelte es sich um eine Figurenplatte ohne Architekturrahmen mit den beiden Ehewappen in den oberen Ecken. Die dargestellte Frau trug das zeittypische lange Gewand mit über den Schultern liegendem, auf die Fußspitzen fallendem Nuschenmantel und Kopfschleier, die Hände in Gebetshaltung. Den Rand der Grabplatte umlief die Grabinschrift. Zerstörung nach 1803.

Nach Dors.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. +a) Anno D(omi)ni Millesimo quadri(n)gen/tesimo quarto xii Id(us)b) Ianuarii obiit honorabilis D(omi)na Annac) Conthoralis / D(omi)ni Dytherid) Comitis de Katzenel/lenbogen cuius anima requiescat in pace Amen.

Datum: 2. Januar 1404.

Wappen:
Nassau; Katzenelnbogen.

Kommentar

Dors ahmte die Inschrift mit den gebrauchsschriftlichen Majuskelversalien des 15. Jahrhunderts nach, wenngleich sich bei den mehrfach auftretenden y statt ii die Schreibweise des 17. Jahrhunderts zeigt. Ungewöhnlich ist die Datumsangabe des 12. Tages vor den Iden des Januar, bei der man die Nonen umging und die Iden einfach weiterzählte. Demandt datiert deshalb den Tod der Gräfin auf den 2. Januar, weil sich aus dem Urkundenbefund ergibt, daß sie am 3. Januar 1404 bereits tot war.2)

Als Tochter des Grafen Johann von Nassau-Hadamar und der Elisabeth von Waldeck geboren,3) vermählte sich Anna um 1362 in erster Ehe mit dem Grafen Ruprecht von Nassau-Weilburg. Er verstarb im September 1390. Schon im Januar des Folgejahres war Anna, die mit einer Mitgift von 4000 Gulden4) ausgestattet war, mit dem ihr blutsverwandten Diether VIII. von Katzenelnbogen (Nr. 160) verbunden, dem Witwer der Elisabeth von Nassau (Nr. 129). Aufgrund der engen Blutsverwandtschaft und daraus resultierender Exkommunikation war ein Antrag an Papst Bonifaz IX. um Absolution erforderlich, der positiv beschieden wurde.5) Während Diether aus seiner ersten Ehe drei Kinder hatte, blieb die Verbindung zwischen ihm und Anna kinderlos.6) Bereits zum Auftakt der unglücklich verlaufenden Ehe geriet das Paar in Streit um Annas Wittum, die Burg Sonnenberg. Man einigte sich in den gemeinsamen, hälftigen Besitz bis zum Tode der Gräfin.7)

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz als Textbeginn nach Helwich.
  2. Sic!; Anonymus VII idus.
  3. Bei Winkelmann, Wenck, Bär, Würdtwein, HHStAW 22/553 und Aufhebungsprotokoll wird als Vorname das Wort Lupa überliefert, während Helwich und Dors den richtigen Vornamen der Gräfin abschrieben.
  4. Lese- oder Übertragungsfehler bei Dors Gytheri, Helwich und Bär richtig Dytheri.

Anmerkungen

  1. Dors 126f.
  2. Reg. Katz. I Nr. 1923 Anm. 1: Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken und Graf Adolf von Nassau teilten am 3. Januar 1404 mit, daß ihnen das durch den Tod des Gräfin anheimgefallene Schloß Sonnenberg zu eigen sei, vgl. auch Christian D. Vogel, Nachrichten von der Burg Sonnenberg und dem an ihrem Fuße gelegenen Thale. In: Nass. Ann. 2, H. 3 (1837) 3-57, darin 45-48, Urkunde Nr. 4.
  3. Dors 126 Anm. 76.
  4. Dies war ein für die Eheschließungen der weiblichen Angehörigen des Grafenhauses üblicher Betrag, vgl. hierzu Demandt, Grafen 94 mit Anm. 3.
  5. Reg. Katz. I Nr. 2006 zu 1393 November 3.
  6. Ebd., 54 Stammtafeln.
  7. Reg. Katz. I Nrr. 1922-1924 von 1391 Januar 11 und 12.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 155.
  2. Dors, Genealogia 126f. Nr. 19 mit Abb. 36.
  3. Winkelmann, Hess. Chronic I 115 Nr. X.
  4. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 79.
  5. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
  6. Würdtwein, Epitaphienbuch 234.
  7. Wenck, Hess. Landesgesch. I UB, Grabschriften 276 Nr. XXI.
  8. HHStAW 22/553, 125.
  9. Aufhebungsprotokoll 20 Nr. XIII.
  10. Roth, Geschichtsquellen III 255.
  11. Beitr. Gesch. Erzstift 26.
  12. Reg. Katz. I Nr. 2416.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 167† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0016705.