Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 166† Eberbach, Klosterkirche 1403

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte für Ritter Kraft d.Ä. von Allendorf (A) und seine Ehefrau Guda (B), die vor dem Annenaltar beigesetzt wurden. Die 1614 erstmals kopial überlieferte Grabplatte mit zwei Wappen wurde nach 1803 zerstört.

Nach Bär.

  1. A

    +a) Anno d(omi)ni m cccc iii tertio nonas octob(ri)s fe(r)ia sexta p(ro)ximab) post festum b(ea)ti Michahel(is)c) o(biit) strenuus miles d(omi)n(u)s Craffto de aldendorff senior.

  2. B

    itemd) eod(em) anno p(re)d(i)c(t)o xiii kal(endas) marcii in vigilia B(e)n(e)d(i)cti abb(at)is o(biit) ven(er)abilise) d(omi)na Guda uxor eius cui(us) a(n)i(m)a requiescat in pacef).

Übersetzung:

Im Jahre 1403, am dritten Tag vor den Nonen des Oktober (5. Oktober), am Freitag nach dem Fest des hl. Michael starb der tüchtige Ritter Herr Kraft von Allendorf der Ältere (A). – Ebenso starb in demselben vorgenannten Jahr, am 13. Tag vor den Kalenden des März (17. Februar, falsch), am Tag vor dem Fest des Abtes Benedikt (20. März, richtig) die ehrwürdige Frau Guda, seine Gemahlin, deren Seele in Frieden ruhe (B).

Wappen:
Allendorf; Genne von Scharfenstein.

Kommentar

Wie bei dem Sterbedatum Krafts d.J. unterlief auch im vorliegenden Fall ein Fehler bei der Berechnung des Todestages Gudas nach dem römischen Kalender durch Einsetzen des aktuellen Monatsnamens mit Kalendenzählung. Eines Irrtums verdächtig ist auch das der Ehefrau beigefügte, bei Helwich fehlende Epitheton venerabilis, das sonst nur Geistlichen vorbehalten war.

Kraft d.Ä. war der Sohn des gleichnamigen Ritters, der 1328-1346 nachgewiesen ist.1) Aus der Ehe mit Guda, Tochter des Johann Genne von Scharfenstein,2) entstammte der Sohn Kraft d.J., der nach seiner früh verstorbenen Mutter im August 1403 noch vor seinem Vater starb und in Eberbach bestattet wurde (vorherige Nr.). Bodmann berichtet, daß ein nicht näher beschriebenes Abbild der Guda von Scharfenstein zusammen mit ihrem Familienwappen und demjenigen ihres Ehemannes als Glasgemälde im Eberbacher Kreuzgang „an der Stelle ihrer Gräber“ befindlich gewesen sei.3)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Bär, überliefert von Helwich und Bodmann.
  2. Anonymus prima.
  3. Fehlt is-Kürzung bei Anonymus und Bär; Helwich Michaelis.
  4. So nach Helwich, Bär hat hier nicht deutbare Kürzung; fehlt ganz bei Würdtwein und Bodmann, möglicherweise also nur Zusatz der Gewährsleute. Immerhin ist dieser Anschluß der Inschrift einer Zweitbestattung mit item zeitnah belegt, vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 50.
  5. Helwich zeigte hier eine Fehlstelle an.
  6. Vielleicht wurden Pluralia übersehen; Anonymus hat noch A(men).

Anmerkungen

  1. Gensicke, Allendorf 210 Nr. 10.
  2. Ebd. 212 mit Anm. 42.
  3. Bodmann 1, 358.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 161.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 81.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 237.
  5. Bodmann 1, 297-298.
  6. Roth, Geschichtsquellen III 259.
  7. Beitr. Gesch. Erzstift 30.
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2021):

Standort:Die als bisher zerstört geltende Grabplatte wurde im November 1997 im Gebiet des ehem. Draiser Hofes (erster Eberbacher Hof zwischen Eltville und Erbach, heute Weingut Baron Knyphausen) wiedergefunden. Sie befand sich vorher auf dem Hof der Familie Oettinger neben der Hundehütte vor der Scheune. Die Platte wurde als Baumaterial verwendet. Heute befindet sich die Platte in der Eberbacher Kirche in der zweiten Südkapelle von Westen. Dort wurde sie an der Westwand aufgestellt.

Beschreibung: Neben der schon erwähnten Inschrift und den Wappen in den oberen Ecken sind auf der Platte noch Reste einer Ritzzeichnung zu erkennen, die auf der linken Seite einen gerüsteten Mann mit spitzem Helm und Schwert und auf der rechten eine Frau mit runder Haube abbilden. Zwischen ihren Köpfen scheinen sich noch Reste einer Architektur abzuzeichnen. Bei der zwischen Linien umlaufenden Inschrift ist die Anordnung vertauscht.

Maße: H. 233, B. 132, Bu. ca. 7 cm.

Schriftform(en): Gotische Majuskel.

  1. + Anno · d(omi)ni · m · cccc · iii tercio · nonas octob(ri)s · fe(r)ia · / sexta · [p(ro)]xima [post · festum · b(ea)ti · Michahel(is) · o(biit) · strenuus · miles d(omi)n(u)s · Craffto · de · aldendorff · senior / item · eod(em) · anno · p(re)d(i)c(t)o · xiii · kal(endas) · m]arcii · in / vigil(ia) · b(e)n(e)d(i)cti · abb(at)is · o(biit) [· ven(er)abilis · d(omi)na · Guda · uxor · eius · cui(us) · a(n)i(m)a · r]e[q(ui)]escat · i(n) · pace

Nachweise: Monsees, Yvonne: Die Erde gab sie wieder frei. Zum Fund einer mittelalterlichen Grabplatte in Erbach. In: Rhg.-Forum 7 (1998) H. 1, 19-21. – Monsees, Yvonne: Grabmäler im Kloster Eberbach. Ein Rundgang. Herausgegeben vom Freundeskreis Kloster Eberbach e. V. Eltville 2009, Nr. 42.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 166† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0016607.