Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 156 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul E.14./A.15.Jh.

Beschreibung

Wandmalerei mit Spruchinschrift, auf der Nordseite der Portalnischenlaibung der Turmhalle. Das in den Bogen über dem Westportal eingefügte Weltgericht zeigt auf einem doppelkreisigen Regenbogen die Deesis: den thronenden, seine Wundmale vorweisenden Christus als Weltenrichter, aus dessen Mund zwei Schwerter weisen. Ihm beigesellt sind zwei posaunenblasende Engel. Maria und Johannes knien zu seinen Füßen. Hinter der Gottesmutter sieht man links die kleineren Figuren der Seligen, deren Hauptblickrichtung aus dem Gemälde heraus nach links zu den Engeln an der Nordseite der Türnische geht, während die Verdammten den rechten Teil des Bogens einnehmen. Unter den Seligen zwei Wappen. In der Portallaibung auf der Nordseite zwei Engel mit Leidenswerkzeugen, darunter eine durch Oberflächenzerstörung nur im Oberkörperbereich erhaltene, nimbierte Figur mit Schlüssel (Petrus?). Über dieser ein flatterndes, an den Enden leicht gerolltes Schriftband. Das in secco als Kalklasurmalerei ausgeführte Wandgemälde wurde beim Einzug eines Sterngewölbes bereits im 15. Jahrhundert verdeckt, 1961 wieder freigelegt. Originalfassung, allerdings in den Umrißlinien der Engel und im Schriftbereich überarbeitet.

Maße: Länge d. Schriftbandes 48, H. 5, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

  1. geta) · her · nacha) ·

Wappen:
Fürstenberg; Zum Jungen.

Kommentar

Der deutsche Spruch steht im Zusammenhang mit dem ikonographischen Programm des Jüngsten Gerichtes über dem Portaltympanon. Er ist die Aufforderung des hl. Petrus als Türwächter an die Seligen, ins Paradies einzutreten.1)

Als Anhaltspunkt für die Datierung gilt das Allianzwappen der Familie Fürstenberg-Zum Jungen auf dem linken unteren Stirnfeld. Zum Jahr 1391 ist Hermann zum Fürstenberg als Ehemann der Greta zum Jungen, einer Tochter Frieles d.Ä. zum Jungen in Oestrich,2) und für 1409 urkundlich als Schwager der drei Brüder zum Jungen genannt.3) Beide Eheleute, die wohl in Eltville ansässig waren,4) sollen ihre letzte Ruhe in Reichklara zu Mainz gefunden haben.5) Einsingbach schlug für die Ausmalung der Turmnische eine allerdings recht enge Zeitstellung zwischen 1405-1410 vor,6) während Kdm. in die Zeit um 1400 datierte.7) Die Ausführung des Jüngsten Gerichtes wurde derselben Mainzer(?) Malerwerkstatt zugeschrieben, die das zwischen 1397 und 1400 entstandene Triumphbogengemälde (Nr. 139) schuf8) und wohl auch die Engel mit Leidenswerkzeugen im Chorgewölbe der Mainzer Karmeliterkirche.9) Ebenso wurde die zeitnahe Ausmalung der Lorscher Torhalle und des Heppenheimer Kurfürstensaales mit dieser Mainzer Werkstatt in Zusammenhang gebracht.10)

Textkritischer Apparat

  1. Beim Vergleich zur Abb. 678 im Kdm. wird erkennbar, daß sowohl der Anfangsbuchstabe g als auch das ch von nach nachgearbeitet wurden, da sie in der Abb. im Kdm. noch schwach konturiert erscheinen, heute aber kräftig durchgezogen sind.

Anmerkungen

  1. Zur Rolle des hl. Petrus als Himmelspförtner vgl. u.a. Angenendt, Heilige 225-229.
  2. Kratz, Eltville I 143 mit Anm. 328.
  3. Schrohe, Zum Jungen 50.
  4. Kratz, Eltville I 144 zufolge existiert im Zinsregister von 1480 der Liebfrauenbruderschaft ein Beleg zu einem Haus des Hermann Fürstenberg.
  5. Kratz ebd.; in DI 2 (Mainz) ist das Paar nicht belegt, dagegen die Sepultur ihrer Tochter Margarethe (in ebd. Nr. 1025 als filia Hermanni Fürstenberg bez., Todesdatum unbekannt) ∞ mit Johann zum Bart bzw. Henne von der Jungen Aben(d), gen. Gelthaus, vgl. ebd. Nr. 851.
  6. Einsingbach, Eltville 10. Diese m.E. zu eng greifende Datierung um 1410 auch bei Feldtkeller, Wiederaufdeckung 81.
  7. Kdm. 135; Dehio Hessen (1982) 200.
  8. Kdm. ebd., Dehio ebd. Zur Eltviller Wandmalerei vgl. die in Vorbereitung befindliche Dissertation von Susanne Kern, Mainz.
  9. Glatz, Wandmalerei 98.
  10. Vgl. Schupp, Wandmalereien 142f. und DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 39 mit Datierungsvorschlag E.14./A.15. Jh.

Nachweise

  1. Kdm. Abb. 678.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 156 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0015600.