Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 145 Egenroth, Ev. Kirche Altenberg 2.H.14.Jh.
Die Schrift stimmt weitgehend überein mit der 1354 gegossenen Glocke in Oberwesel, vgl. DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) Nr. 42, und den undatierten Glocken in Assenheim und Ilbenstadt, vgl. künftig DI 98 (Wetterau I, Altkreis Friedberg). Unverwechselbares Merkmal der Werkstatt über die genannten Beobachtungen hinaus sind dünne, der Kontur folgende Grate außen um die Buchstaben.
Beschreibung
Glocke mit Evangelistennamen und Wetterbann im Turm der außerhalb des Ortes gelegenen heutigen Friedhofskirche. Kleine, schmucklose Glocke mit Vierhenkelkrone, steiler Schulter und kräftigem Schlag, auf der Schulter die einzeilig umlaufende Inschrift zwischen Rundstegen.
Maße: H. m. Krone ca. 74, Dm. 70,5, Bu. 1,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
S(ANCTVS) · LVCASa) · MARCVSb) · MATTEVS · SAN HANESc) · VALDE · DIESd) · VIEDERe)
Textkritischer Apparat
- Luthmer verkürzt LUCS.
- Ders. MARCU.
- Mit Luthmer sind die Wortteile SAN und HANES zusammenzuziehen im Sinne einer Verschreibung für JOHANNES.
- Luthmer verlesen DIGS.
- Für WETTER.
Anmerkungen
- Frdl. Hinweis von Herrn Altpfarrer Dietz, Egenroth.
- Walter 220f.
Nachweise
- Luthmer (1921) 124.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 145 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0014505.
Kommentar
Die voll entwickelte, breite Majuskel zeichnet sich durch ausgeprägte Bogenschwellungen aus, deutliche Abschlußstriche betonen die Geschlossenheit der Buchstaben. Für das A wurde die Variante mit breit überstehendem oberem und gebrochenem Mittelbalken gewählt; das unziale T ist stark eingerollt. Worttrenner sind kleine Radkreuzchen.
Nach der alten Pfarrchronik soll die Glocke auf das Gußjahr 1378 datierbar sein;1) die Schriftformen widersprechen dem nicht. Der Bannspruch gegen jegliches Unwetter in Verbindung mit den Evangelistennamen, denen umfassende Wirkkraft zugeschrieben wurde,2) sowie Schriftform und Worttrenner lassen die Glocke als Werk jener Gießerwerkstatt vermuten, die die ähnlichen Evangelisten- und Wetterglocken in Heftrich und Strinz-Trinitatis (Nrr. 147, 150) herstellte.