Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 132 Eberbach, Klosterkirche 1390

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte der Katharina Boncherz von Boppard, ehemals vor dem Christopherusaltar. Archivar Habel fand die Rotsandsteinplatte um 1830 als Bauteil „über der Brücken vor der alten Kirche“, d.h. in der Nähe des Hospitals liegend. Seit 1936 ist sie aufrecht an der Nordwand der äußeren südlichen Querhauskapelle angebracht (Plan K Nr. 29). Große Grabplatte mit Ritzzeichnung der frontal stehenden Frauengestalt unter einem genasten Vielpaßbogen mit maßwerkgefüllten Zwickeln. Die Verstorbene trägt einen weiten, faltenreichen Mantel mit unter die Ellbogen geschlagenen Mantelenden, das Haupt ist vom Schleier bedeckt, die Fingerspitzen zum Gebet aneinandergelegt. Auf dem Rand Grabinschrift zwischen Linien. Gut erhaltener Stein, nur leichte Randbeschädigungen.

Maße: H. 220, B. 118, Bu. 5,5-6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. + anno · d(omi)ni · m · ccc · xc · k(a)l(endis) · / octobris · obiit · honesta · matrona · katherina · d[(i)c(t)a]a) / · bonchersenb) · de · bopardia / · cuius · anima · requiescat · i(n) · s(anc)ta · pace · amen +c)

Datum: 1. Oktober 1390.

Kommentar

Die Minuskelbuchstaben zeigen teilweise eingebogene Brechungen und Quadrangel und ragen nur wenig über das Mittelband hinaus. Als Worttrenner wurden kleine, an den Ecken z.T. spitz ausgezogene Quadrangel verwendet.

Die Verstorbene gehörte zu dem Kreis der wohlhabenden Frauen und Beginen, die Eberbach zahlreiche Wohltaten erwiesen und Stiftungen machten. Bereits 1351 begabte eine Katharina „Bapharten“ (=Bopparder?), Begine zu Lorch, das Mainzer Kartäuserkloster mit einem Weinberg in der Lorcher Gemarkung, wobei sie sich aber eine Leibrente auf Lebzeit und nach ihrem Tode ein Seelgerät ausbedingte.1) Möglicherweise war die 1366 zu Boppard als Witwe des Johann Bunther genannte Katharina, die in Eberbach ein Seelgerät mit drei Weinbergen stiftete,2) mit der Verstorbenen identisch.

Textkritischer Apparat

  1. Helwich löste dicta auf; der Befund zeigt deutlich ein d, danach sieht man in Ansätzen drei Hasten, von denen die mittlere kürzer ist.
  2. Helwich Bongersen, nach ihm ebenso Kdm. und Roth.
  3. Das Zeichen (Zierelement?) wird aus fünf kreuzförmig zusammengestellten Quadrangeln gebildet.

Anmerkungen

  1. NUB I 3 Nr. 2606.
  2. HHStAW 22/1080 zu 1366 November 26.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 165.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 83.
  3. Habel, Notizbuch o. S.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 261.
  5. Kdm. 82 Nr. 20.
Addenda & Corrigenda (Stand: 01. Oktober 2021):

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell in der äußersten Ostkapelle des Südseitenschiffs. Sie ist aufgestellt an der Nordwand der Kapelle als linker von zwei Steinen.
Kommentar: Die hier genannte Katharina Boncherz von Boppard ist zum einen als Witwe des Johann von Bunther zu sehen, welcher 1366 in Boppard verstarb. In zweiter Ehe dürfte Katharina mit Johannes Merbod von Boppard (vgl. Nr. 140) verheiratet gewesen sein. Das ergibt sich aus folgenden Beobachtungen: Johannes Merbod war ebenfalls mit einer Katharina verheiratet, und es ist eine Stiftung auf beider Namen für den 1. Oktober nachweisbar, der zugleich der Todestag der Katharina Boncherz war. Es liegt nahe, dass diese Stiftung ihrem Todestag galt.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 132 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0013204.