Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 100† Eberbach, Klosterkirche (1178)/1366?
Beschreibung
Weiheinschrift des Michaelsaltars, der in der mittleren Ostkapelle des Nordquerhauses1) stand.
Nach Hensel.
[Anno incarnationis dominicae]a) m ccc lxvib) idus augusti consecratum est hoc altare in honore beati Michaelis archangeli et omnium angelorum, sanctorum quoque martyrum Hypoliti et sociorum eius nec non beati Disipodi episcopi a venerabili in Christo patre ac domino domino Ioanne Scopiensi episcopo.
Übersetzung:
(Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn) 1366, an den Iden des August (13. August) ist dieser Altar geweiht worden zu Ehren des heiligen Erzengels Michael, aller Engel und der heiligen Märtyrer Hippolyt und seiner Gefährten sowie auch des seligen Bischofs Disibod von dem ehrwürdigen Vater in Christo und Herrn, Herrn Johannes, Bischof von Skopje.
Textkritischer Apparat
- Fehlt bei Hensel, er schließt an vorangehenden Text an mit „et anno eiusdem“, obiger Vorschlag nach Formulargewohnheiten.
- Joannis (wie Anm. 5) teilt in der knappen Weihenotiz „MCCCLX“ mit; denkbar wäre also auch eine Datierung auf den 6. Tag vor den Iden des August (8. August) 1360.
Anmerkungen
- Zur Lage der Kapellen und Altäre vgl. Sattler, Sanierung 1, hier 267 Abb. 3 Grundriß der Kirche mit eingezeichneten Kapellen und Text 291.
- Hensel: „Anno Domini M C LXXVIII XIII Cal. Augusti hoc in loco dedicatum fuit altare, quod postea propter rimam quandam seu rupturam, quae ex diluvio, pro ut creditur, causata, per medium lapidis apparuit depositum et ammotum fuit et anno eiusdem M CCC LXVI ...“.
- Vgl. Hinschius, Kirchenrecht IV 403f; dabei gilt eine Beschädigung am Altarstein, an der Verbindung der Platte mit dem Unterbau oder ein Riß, der die Spaltung der Altartafel mit dem Verlust ihrer inhaltlichen Zusammengehörigkeit zur Folge hatte, als Grund für die Exekration, vgl. ebd. 404 mit Anm. 4.
- Zu ihm vgl. Hierarchia Cath. ed. Eubel I 439 mit Anm. 2.
- Hensel: „Festum autem huius dedicationis transtulit et in die beati Desiderii episcopi et martyris annis singulis statuit celebrari. Datum ut supra sub domino Henrico abbate huius monasterii“; bei Joannis, Rer. Mog. II 428 nur Mitteilung der Weihehandlung und der Heiligen.
- Vgl. Einleitung Kap. 3.
- Hierzu Helwich, Syntagma 174.
Nachweise
- Hensel, in: Liber seniorum fol. 90; ed. Roth, Geschichtsquellen III 169.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 100† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0010007.
Kommentar
1178 war der Altar erstmals geweiht worden.2) In dem Altarunterbau entstand 1366 durch eine Überschwemmung ein Riß, was zur Exekration und Abtragung des alten Altars führte und somit eine Neuweihe3) erforderlich machte, die Johannes von Sieberg, Mönch des Zisterzienserklosters Altenberg in der Kölner Diözese und Bischof von Skopje in Mazedonien, vornahm.4) Nach episcopo fügte Hensel wohl aus urkundlichen Quellen geschöpfte Bemerkungen zur Verlegung der jährlichen Weihefeiern auf den Tag des hl. Desiderius an und datierte diese Ereignisse in die Regierungszeit des damaligen Abtes Heinrich III. (folgende Nr.), die vermutlich nicht zur eigentlichen Inschrift gehören.5) Im übrigen ist der Wortlaut nicht über jeden Zweifel erhaben, da angesichts der unüblichen Abfolge des Textes an eine Verarbeitung von inschriftlichen Informationen durch den Gewährsmann gedacht werden könnte.6) Weder die Vorgeschichte noch der Vermerk zur Verlegung der Weihefeiern dürften irgendwie inschriftlich fixiert gewesen sein, da Helwich darüber nichts berichtet und nur wie bei anderen Altarweihen (Nrr. 5, 52-54) die Haupthandlung referiert.7)