Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 94 Bleidenstadt, Ev. Kirche 1363
Beschreibung
Grabplatte des Plebans Hermann von Spangenberg, ursprünglich in der Sakristei der alten Kirche, 1914 im Fußboden des Kirchenschiffes gelegen,1) heute aufrecht an der Nordwand des Kircheninneren angebracht. Im Bildfeld der Rotsandsteinplatte die ganzfigurige Ritzzeichnung des stehenden, tonsurierten Geistlichen im Ornat mit Manipel. Seine Hände mit dem Kelch sind vor der Brust erhoben. Zu Häupten der Figur ein dreiteiliger, schlichter Kielbogen; auf dem Rand umlaufende Inschrift zwischen Linien.
Maße: H. 198,5, B. 93,5, Bu. 6-7 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCo · / LX · IIIa) · VIb) · K(A)L(ENDAS) · OTTOBR(IS)c) · O(BIIT) · H(ER)MANN(V)Sd) · / DE · SPANGENB(ER)G / · PL(E)B(A)NVS · IN · BLIDENSTAT ·
Datum: 26. September 1363.
Textkritischer Apparat
- Roth, Luthmer LXI nach Lotz; richtig Dehio.
- Roth, Luthmer nach Lotz falsch IV.
- Sic!
- Lotz, Roth, Luthmer Joannes.
Anmerkungen
- Luthmer (1914) 171.
- Silbereisen, Chronik I 90.
- Kipke, Gestalt und Wirken 94.
- Ebd. 94f.
- Ebd. 95 mit Anm. 133.
Nachweise
- Lotz (1880) 38.
- Roth, Bleidenstadt 394.
- Luthmer (1914) 171.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 94 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0009408.
Kommentar
Die Bogenschwellungen und Sporenbildungen sind stark ausgeprägt; die Bogenschwellungen zeigen in Ansätzen dreieckige Ausformung. Bei OBIIT ist das O von links oben nach rechts unten durchgestrichen. Als Worttrenner wurden halbkugelig vertiefte Punkte verwendet.
Ein lückenhaftes Pfarregister nennt den ersten Pfarrer 1194-98 und acht weitere Namen bis zu Pfarrer Spangenberg, der von 1350-1363 amtierte.2) Da unter den Mönchen des Klosters Bleidenstadt eine hohe Zahl Priester verzeichnet sind und das Kloster für zahlreiche Kirchen das Patronat innehatte, erhebt sich die Frage, ob sie nicht auch in der nahe gelegenen Pfarrkirche seelsorgerische Funktionen versahen.3) Die dürftige Überlieferungssituation gestattet in dieser Frage keine eindeutige Feststellung; doch erscheint es zumindest anhand der Vergleichsbeispiele der wohl Bleidenstädter Eigenkirchen in Klingelbach, Dörsdorf und Habenscheid möglich, in denen jeweils Bleidenstadter Mönche 1261 als Pfarrer belegt sind. Sollte Spangenberg Mönch gewesen sein, so verwundert immerhin, daß man diesen Status nicht durch Formulierungen wie „sacerdos et monachus“ o.ä. kennzeichnete, wie es bei den drei erwähnten Pfarrern der Fall war.4) Wahrscheinlich dürfte die Bleidenstädter Pfarrkirche um die Mitte des 13. Jahrhunderts noch nicht von einem Konventualen versehen worden sein; durch die Verfügung Erzbischof Gerlachs von Nassau vom 5. September 1349 sollte sie dem Kloster zur nächsten Vakanz inkorporiert werden; Kipke vermutete diese Übertragung aufgrund des fehlerhaft von Lotz und Luthmer angegebenen Datums der Inschrift zu Anfang Oktober 1361.5)