Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 93 Eberbach, Klosterkirche 1363

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte des Peter von/aus Grünberg, ursprünglich vor dem Allerheiligenaltar im Kirchenschiff, heute im Boden vor dem nordwestlichen Langhauspfeiler der Kirche (Plan K Nr. 46). Schmucklose Rotsandsteinplatte mit auf dem Rand zwischen Linien umlaufender Grabinschrift. Gesamte untere Textzeile abgeschlagen, Platte unten quer durchgebrochen.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. erh. 245, B. 125, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · Mo · / CCCo LXIIIo · Uo · KALENDAS · MAII O(BIIT)a) · PE[T/RVS DE GRVN]/ENBERGb) · CVI(VS) · ANIMA · REQ(VI)ESCAT · I(N) · PACE

Datum: 27. April 1363.

Kommentar

Bei der sorgfältig gehauenen gotischen Majuskel sind Bogen- und Hastenenden zu weit ausgreifenden Sporen ausgezogen. Das A in ANNO zeigt eine starke Schwellung des linken Schaftes und dessen Verdopplung durch Haarstrich; das N kommt in ENBERG einmal kapital, sonst rund vor, ebenso das M kapital in ANIMA; der am Balken des L angesetzte Sporn ist kräftig ausgebildet und trägt am oberen Ende einen Zierstrich. Zusammen mit diesen Merkmalen zeigen die Nodi des I und die beim E nicht bis zum Bogen durchgezogenen und mit Zierstrichen versehenen Balken eine sonst in Eberbach seltene Neigung zur dekorativen Ausgestaltung der Buchstaben an, wie sie freilich in anderen Zisterzienserklöstern schon früher belegt werden kann.1) Worttrenner sind kleine Quadrangel.

Ompteda wies die Grabplatte irrig einem Peter II. von Kronberg zu.2) Das Fehlen eines Wappens und einer Standesbezeichnung mit Epitethon läßt eher auf eine nichtadlige Abkunft schließen, so daß eine Herkunftsbezeichnung wahrscheinlicher ist. Ob der 1356 als Geistlicher und „magister“ bezeichnete Petrus zu Grünberg3) mit dem Verstorbenen identisch ist, muß offen bleiben.

Textkritischer Apparat

  1. Vom O nur der linke Bogen erhalten.
  2. Bär las hier Gronenberg, Würdtwein überliefert Crunenberg.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 34 (Bad Kreuznach) XLV u. Einleitung Kap. 5.1.
  2. Ompteda 93; Kdm. übernahm ungeprüft die Zuweisung „Petrus II. von Kronberg“. Doch ergibt sich ein Zusammenhang mit dem adligen Hause Kronberg nicht, weder Gensicke, Kronberg noch Ronner, Stammtafeln Kronberg verzeichnen seinen Namen.
  3. Grünberg, heute Lkr. Gießen; Nachweis bei Küther, Das kirchliche Leben 220.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 167.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 84.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 262.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 28.
Addenda & Corrigenda (Stand: 18. Oktober 2021):

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im siebten Joch von Süden als linker von zwei Steinen.
Kommentar 1: Die Bezeichnung eines Peter zu Grünberg 1356 als Geistlicher und „magister“ bezieht sich auf seinen Heimatort Grünberg, wahrscheinlich Grünberg im Lkr. Gießen.
Kommentar 2: Im Mainzer Domkreuzgang existierte ein „Gemälde des von Grunenberg“, vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 58 ohne weitere, einer Identifizierung des als Ritter Dargestellten dienliche Zusätze, sieht man vom Todesjahr 1390 und Dienst auf der Mainzer Burg Ehrenfels ab. Eine Mainzer Urkunde von 1377 belegt einen Guntram von Grunenberg, Pfarrer zu Nierstein, und einen Peter von Grunenberg, Vikar zu St. Quintin, vgl. HStAD Bestand A 2, Nr. 168/497. Diese Belege zeigen zumindest an, dass Weltliche wie Geistliche aus Grünberg im Mainzer Raum Karriere machten.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 93 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0009309.