Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 84 Eberbach, Klosterkirche 1354

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Südseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im ersten Joch von Westen an der Westwand als linker von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte der Katharina von Rüdesheim. Ihr Grab lag ursprünglich vor dem Margarethenaltar. Nach mehreren Umsetzungen ist die Platte heute aufrecht an der Wand des Nordseitenschiffes befestigt (Plan K Nr. 2). Rotsandsteinplatte mit der flachreliefierten Gestalt der Verstorbenen in langem Gewand, Schleier, Rise und Nuschenmantel unter gekehltem Spitzbogen mit dreiteiliger Maßwerkfüllung in den Zwickeln. Die Figur umfaßt ein Buch mit der – vom Betrachter aus – rechten Hand, die linke ruht auf der Brust. In den Plattenecken vier Wappenschilde, auf dem Rand umlaufende Grabinschrift zwischen Linien. Unten durch aufsteigende Feuchtigkeit und Salzausblühungen stark beschädigt mit Beeinträchtigung der Wappenbilder und Teilen der Inschrift. Linke Plattenseite in den 1930er Jahren anläßlich der letzten Restaurierung vollständig überarbeitet, aufgeputzt und die Inschrift wohl annähernd nach dem Originalbefund nachgetragen.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 228, B. 110, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. +a) Anno · domini · / mo · ccco · liiiio · iii · nonasb) februarii · o(biit) d(omi)na ka/[therin]ac) · collate/[ralis dylma(n)ni militis de Ruodensheym]d)

Datum: 3. Februar 1354.

Wappen:
Rüdesheim (Flügelwappen), ? (steigender Löwe, mit Steinen? Belegt); ? (steigender Löwe wie vor), Rüdesheim.

Kommentar

Die Minuskel zeigt Ligaturen, zwei dem Majuskelalphabet entnommene Versalien und ein Bogen-r in februarii. Das m ist wie ein Majuskel-M linksseitig geschlossen; als Worttrenner dienen Quadrangel. Die Grabplatte erweist sich zudem nicht nur durch das in Eberbach häufiger vorkommende Grabbild einer Frau, sondern auch durch das in diesem Zusammenhang im Bearbeitungsgebiet nur noch einmal in einer früheren Frauendarstellung (Nr. 61) vorhandene Attribut des Buches als bemerkenswert. Über die persönlichen Lebensumstände der Verstorbenen ist zu wenig bekannt, als daß die Frage nach dem Zweck des verwendeten Attributs befriedigend geklärt werden könnte.

Katharina ruhte neben ihrem 1351 verstorbenen Ehemann, Ritter Tilmann von Rüdesheim (Nr. 78). Helwich überliefert kein Wappen für Katharina, und auch der heutige Befund läßt infolge der Oberflächenzerstörung nicht erkennen, aus welcher Familie sie stammte. Sie soll eine von Bellersheim gewesen sein, was nach dem - allerdings nicht klar erkennbaren - Wappen eher fragwürdig erscheint.1)

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz sehr klein.
  2. Oberer Teil der Buchstaben nas beschädigt.
  3. Buchstaben beschädigt, therin nur als Hasten mit unregelmäßigen Abständen erkennbar.
  4. o dem u überschrieben.

Anmerkungen

  1. Nach Oidtman, Die adeligen Geschlechter 270 mit Anm. 58; Humbracht Taf. 213 sieht sie in Verbindung mit denen von Schönenberg.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 163.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 82.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 3.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 238.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 260.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 29.
  7. Monsees, Grabdenkmäler 113 Abb. 3.
  8. Dies., Totengedächtnis- und Bauinschriften Abb. 8.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 84 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0008409.