Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 81 Eberbach, Klosterkirche 1353

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte für Walter V. von Kronberg. Sein Grab lag ehemals am Fenster vor dem Altar in der Kapelle der hll. Felix und Adauctus. Seit 1936 ist die Platte aus gelbem Sandstein in den Boden des Nordseitenschiffes eingelassen (Plan K Nr. 6). Im Mittelfeld Wappen des Verstorbenen, auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Grabinschrift. Insgesamt stark abgetreten mit Oberflächenbeschädigung und Verlusten im Schriftbereich.

Maße: H. 216, B. 102, Bu. 6-7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + Anno domini · m · ccc · / liii · valentini martiris · [obiit]a) strenuus · miles · / Walterus · de · [c]ronberg / [cu]ius anima requiescat imb) pace [a]men

Datum: 14. Februar 1353.

Wappen:
Kronberg.1)

Kommentar

Leider läßt der schlechte Erhaltungszustand der Grabplatte keine weiteren Aussagen zum Schriftduktus der gotischen Minuskelschrift zu. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangel.2)

Walter von Kronberg3) ist dem sog. Ohrenstamm der Familie zuzurechnen. Er war zweimal verheiratet: zuerst mit Lisa von Rheinberg, die ihm einen Sohn namens Frank4) schenkte. Nach ihrem vor 1335 erfolgten Tode verband sich Walter von Kronberg in zweiter Ehe mit Elisabeth von Ingelheim, die 1344 in Eberbach beigesetzt wurde (Nr. 60). Finanzielle Leistungen der Kronberger vergalt Kaiser Ludwig der Bayer 1330 mit der Stadterhebung Kronbergs und richtete die entsprechende Urkunde an Walter und Hartmut V. vom Kronenstamm, womit er die Verdienste der beiden Ritter deutlich hervorhob.5) Gemeinsam mit seiner zweiten Frau6) trat Walter mehrfach als Wohltäter Eberbachs auf und stiftete 1339 den Altar, vor dem er seine Grabstätte zu nehmen wünschte.7) In seiner Urkunde vom 21. Januar 1339 bestimmte er, daß seine Leiche von den Eberbacher Mönchen abgeholt und in das Kloster verbracht werden sollte. Bezüglich der Gestaltung seiner Grabplatte verfügte er nichts, so daß den Mönchen die Modalitäten oblagen, die im Falle seines Todes zu treffen waren, einschließlich der Gestaltung des Steines.

Textkritischer Apparat

  1. Nur untere Brechungen erhalten.
  2. Sic! Das Wort zeigt vier Hasten.

Anmerkungen

  1. Helwich überlieferte zu Walters Grabinschrift die Wappenkonstellation der beiden Ehefrauen des Verstorbenen, vgl. Nr. 60.
  2. Im Lkr. Bad Kreuznach beispielsweise treten einfache Quadrangel als Worttrenner erst kurz nach 1370 auf, vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 58; dagegen kommen sie im Bearbeitungsgebiet seit 1341 vor, vgl. auch Einleitung Kap.5.7.
  3. Ronner, Stammtafeln Kronberg Nr. 36. Das von Bär, Eberbach II 339 mitgeteilte Studium in Bologna bezieht sich nicht auf ihn, sondern auf den jüngeren Bruder des Geistlichen Ulrich von Kronberg, beide Söhne des Rheingauer Viztums Ulrichs des Roten (†1328) und der Gertrud von Bellersheim. Dieser Walter war auch Pfarrer in Lorsch, vgl. Knod 278 Nr. 1925.
  4. Ronner, Die von Kronberg 205.
  5. NUB I 3 Nr. 1930.
  6. 1330 traf er Vorsorge für ihren Witwenfall und die Versorgung seiner beiden Söhne Frank und Johann, vgl. HHStAW 332/8 zu 1330 März 17.
  7. NUB I 3 Nr. 2158 zu 1339 Januar 21, vgl. oben Weiheinschrift Nr. 53. In ähnlicher Weise stiftete er dem nassauischen Hauskloster Klarenthal bei Wiesbaden zu seinem Gedächtnis 100 Malter Weizen, vgl. Otto, Necrologium 75 Nr. 275.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 164.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 82.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 260.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 28.
  7. Bauer, Kunstdenkmäler 218.
  8. Foto LfD N 10492.
Addenda & Corrigenda (Stand: 18. Oktober 2021):

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im vierten Joch von Süden als rechter von zwei Steinen.
Kommentar: Der Tod der Lisa von Rheinberg ist im Jahr 1319 oder kurz davor, jedenfalls weit genug vor der zweiten Eheschließung Walters vor dem 2. November 1319 anzusetzen und nicht vor dem Jahr 1335, vgl. Belege bei Nr. 60.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 81 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0008105.