Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 72† Rüdesheim, Kath. Pfarrkirche St. Jakob 1.H.14.Jh.

Beschreibung

Namensansage und Meisterinschrift auf verlorener Glocke im Hauptturm der Kirche. Sie soll im „rein gotischen Stil“ ornamentiert und beschriftet gewesen sein.1) 1810 umgegossen, 1944 beim großen Kirchenbrand zerstört. „4 Schuh und 7 Zoll“,2) Schrift gotische Majuskel.

Nach Wüstenfeld.

  1. OSANNA HEISEN ICMEISTER JOHAN VON MENTZ GOS MIC.

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Den Aufzeichnungen des von 1716 bis 1741 amtierenden Pfarrers Johann Christian Wüstenfeld zufolge war die Marienglocke eine der ältesten Rüdesheimer Glocken. Aus nicht überliefertem Grunde wurde sie 1810 in Mainz umgegossen und mit einer neuen Inschrift versehen.3)

Am 14. Juni 1941 teilte die „Reichsstelle für Metalle“ in Berlin dem Rüdesheimer Pfarrer Duchscherer mit, daß die 3350 Pfund schwere Marienglocke auf dem Turm bleiben könne, während die übrigen kleineren Glocken beschlagnahmt und am 1. Juni 1942 vom Kirchturm geholt wurden.4) Johann von Mainz ist im Bearbeitungsgebiet mit insgesamt drei Glocken vertreten (Nr. 68f.).

Anmerkungen

  1. Magnus, Glocken 2. Was unter der Ausgestaltung der Glocke im „gotischen Stil“ zu verstehen ist, bleibt unklar. Johann von Mainz verwendete durchgehend die Majuskel, s. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 38.
  2. Angabe nach Wüstenfeld in: Magnus, Glocken 6.
  3. Nach Zaun, Landkapitel 272 war die neue Glocke mit dem Bildnis der Himmelfahrt Mariens geschmückt; die Umschrift lautete: S(ANCTA) · MARIA O(RA) · P(RO) · N(OBIS). An der Schulter trug sie das Chronogramm mit dem Gußjahr: Cooperante DoMIno Petro Ieth renata CVI benefaCtorI gratIas resono. Josephus Zechbauer von Mainz goss mich in Ruedesheim.
  4. Magnus, Glocken 6-7. Beschlagnahmt wurden das 1883 umgegossene Elf-Uhr-Glöckchen aus der 2. Hälfte des 14. Jh. (Nr. 149), die Chorglocke von 1783 und die alte Uhrglocke von 1522 (Nr. 391). Die Glocken überdauerten den Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof und kehrten am 31.12.1947 nach Rüdesheim zurück, wo sie im Sommer 1948 wieder aufgehängt wurden. Allerdings blieb das Geläute nur bis zum Jahre 1960 erhalten und wurde dann zugunsten eines neuen eingeschmolzen; am 10.4.60 brachte man die vier neuen, auf die Töne c d f g gestimmten Glocken auf den Turm.

Nachweise

  1. Wüstenfeld in: Magnus, Glocken 2.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 72† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0007206.