Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 60 Eberbach, Klosterkirche 1344
Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]
Beschreibung
Grabplatte der Elisabeth von Kronberg, ursprünglich in der alten Bernhardskapelle vor dem Altar der hll. Felix und Adauctus, heute an der Nordwand der mittleren Ostkapelle des südlichen Querhauses aufgerichtet (Plan K Nr. 25). Rotsandsteinplatte mit großem Kronberger Wappen im oberen Plattenteil, darunter zwei parallel nebeneinanderstehende kleinere Wappen. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift (A) zwischen Linien. Zwischen dem oberen und den unteren Wappenschilden stehen horizontal zwei Namen (B), von Linien begrenzt.
Maße: H. 256, B. 116, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
- A
+ ANNO · D(OMI)NI · M · / CCC · XLIIII · MATHEI · AP(OSTO)LI · O(BIIT) · D(OMI)NA · ELIZABET / SECVNDA · VXOR · / D(OMI)NI · WALTHERI · DE · CRONI(N)BEBGa) · MILITIS ·
- B
· ELIZABET · / · LISA ·
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1344, am Tag des Apostels Matthäus (21. September) starb Frau Elisabeth, die zweite Ehefrau des Herrn Walter von Kronberg, Ritter (A).
Kronberg; Ingelheim; Rheinberg (ein Balken). |
Textkritischer Apparat
- B statt richtig R.
Anmerkungen
- Helwich gab die Wappenanordnung bei der Inschrift des Walter von Kronberg wieder, während er die Grabinschrift der Elisabeth ohne Wappen notierte.
- Ronner, Die von Kronberg 205.
- Ebd. 205; vgl. zur Witwenschaft auch Bauer, Kunstdenkmäler 218, 254.
- Sein Grabmal hat sich in der Burgkapelle zu Kronberg erhalten, vgl. Ronner, ebd. 205 und 208 Abb. 211.
- HHStAW 22/766 zu 1339 Januar 21; NUB I 3 Nr. 2158; vgl. auch Bauer, Kunstdenkmäler 254 Anm. 6. In der Stiftungsurkunde heißt es u.a.: „daz sie dan unser iglichez mit irem wagenen sulent holen zu Cronenberg (...) und sulent zu unser iglichez grabeleye zu Ebirbach zehen punt haller umb vische gebin irme convente und unsern frunden, die mit der liech da kument“.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 164.
- Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 82.
- Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
- Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
- Roth, Geschichtsquellen III 261.
- Ompteda 89.
- Beitr. Gesch. Erzstift 28.
- Kdm. 82 Nr. 25 mit Abb. 636.
- Bauer, Kunstdenkmäler 217f. u. Abb. 1.
- Monsees, Grabmäler Rheingau-Taunus-Kreis 32 m. Abb. 40.
- Ronner, Die von Kronberg 206 Abb. 208.
Addenda & Corrigenda (Stand: 28. September 2021):
Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich seit 2008 im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im vierten Joch als linker von zwei Steinen.
Hinweis: Der Tod der ersten Ehefrau Walters von Kronberg, der Lisa von Rheinberg, wird hier wohl falsch zu 1335 angesetzt, vielmehr muss man wie bei Nr. 81 behauptet von einem Todesfall im Jahr oder kurz vor 1319 ausgehen, wie auch bei Gensicke, Die von Kronberg 312 Nr. 58 wegen der zweiten Eheschließung vor dem 2. November 1319 nachzuvollziehen ist.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 60 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0006003.
Kommentar
Die Inschrift zeigt schlanke, in ihren Bögen tief eingehauene Buchstaben. A ist zumeist trapezförmig mit geraden Hasten und leicht verlängertem Deckbalken, T kommt einmal kapital vor, während es sonst unzial gebildet ist. Worttrenner sind kleine Kreise.
Die ungewöhnlich verwendeten und angeordneten Namensinschriften stehen in Bezug zu den Wappen: ELIZABET steht über dem Ingelheimer, LISA über dem Rheinberger Wappen. Diese Anordnung1) dürfte auf Wunsch des hinterbliebenen Ehemannes vorgenommen worden sein, der damit seinen beiden Ehefrauen ein gemeinsames Denkmal setzte. Die Grabplatte stellt neben derjenigen für Walter von Kronberg (Nr. 81) das älteste erhaltene Denkmal der Familie von Kronberg dar.2)
Elisabeth, eine geborene von Ingelheim, war vor ihrer Eheschließung mit Walter V. von Kronberg mit Dietzo von Bechtolsheim verheiratet gewesen.3) Auch für ihren neuen Ehemann war es die zweite Ehe. Walter V. war zuvor von 1320-1335 mit Lisa von Rheinberg verehelicht, mit der er seinen einzigen Sohn Frank (†1378)4) hatte. Am 21. Januar 1339 stifteten Walter und Elisabeth von Kronberg den ein Jahr später konsekrierten Altar (Nr. 53) in Eberbach mit 200 Pfund Heller und einer Korngülte zu Kronberg. In der Urkunde wird der Bestattungswunsch des Ehepaares näher beschrieben.5)