Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 58 Eberbach, Klosterkirche 1344

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist im Eckjoch zwischen Süd- und Westflügel an der Westwand aufgestellt.

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth von Pfaffendorf. Ihr Grab lag ursprünglich vor dem Allerheiligenaltar. Die Platte aus rot-gelb geflammtem Sandstein steht heute aufrecht an der Wand des Nordseitenschiffes (Plan K Nr. 7). Im spitzbogig eingetieften Bildfeld das ganzfigurige Flachrelief der stehenden Verstorbenen in langem Gewand und Schleier. Begleitend links und rechts je ein Fialentürmchen, zu Füßen der betenden Frauenfigur ein kleines, springendes Hündchen. In den oberen Zwickeln je ein Wappen, auf der Randleiste umlaufende Inschrift zwischen Linien. Oberfläche durch Mauerfeuchtigkeit und Salze schwer beschädigt, Absandungen und Abplatzungen mit Verlusten bei Wappen und Grabinschrift.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 240, B. 122, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. + AN(N)O · D(OMI)NI · M [· CCCa) · XLIIIIb) IX KALENDAS] MARCII · O(BIIT) · HONESTA · MAT(RO)NA · D(OMI)NA · ELSA · DE · PAFFE(N)DORFc) · VXO/R · D(OMI)NI · CON[RADI ·] MILITIS · DE / RVD[ES]HE[Y](M)d) · VICEDO(MI)NI · RI(N)GOWIE · REQ(VI)ESCAT I(N) PACE AMEN

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1344, am 9. Tag vor den Kalenden des März (22. Februar) starb die ehrbare Matrone Frau Elsa von Paffendorf, Ehefrau des Ritters Herrn Konrad von Rüdesheim, Viztum im Rheingau. Sie ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Pfaffendorf (in Rot ein silberner Schrägbalken, begleitet von je drei goldenen Kugeln);1) ? (unkenntlich).

Kommentar

Die in der Größe variierenden Buchstaben zeigen den hohen, schlanken Typ der ausgeprägten gotischen Majuskel. Bei der Grabinschrift ergeben sich bis auf das fehlende CUIUS ANIMA keine Abweichungen von dem zeittypisch-regelhaften Formular. Worttrenner sind kleine, halbkugelig vertiefte Punkte. Die Verstorbene dürfte die Tochter des 1276 genannten Burggrafen auf Ehrenbreitstein, Diethard von Pfaffendorf, gewesen sein.2) Die Ortschaft Pfaffendorf3) selbst war 1253 von den Grafen von Nassau zunächst dem Trierer Erzstift verpfändet worden. 1259 erhielten die von Pfaffendorf das Dorf als Pfandschaft für nur kurze Zeit zurück.4) Verheiratet war Elisabeth mit dem Rheingauer Viztum Konrad d.J. (folgende Nr.), der von 1342-1344 das Amt innehatte.5) Urkundlich trat sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern 1330 bei den Verkaufsverhandlungen um den im Familienbesitz befindlichen Lorcher Hof in Erscheinung, den sie gemeinsam an die Brüder Leyen von Lorch verkauften.6) 1343 übereignete das Ehepaar dem Kloster Eberbach Renten zu Winkel7).

Textkritischer Apparat

  1. Jahrhundertangabe fehlt bei Bär und Würdtwein.
  2. Bei Anonymus fehlt XL.
  3. Roth Pfaffendorf.
  4. Sic! Eindeutiges O, statt E oder I, und S in Zement ergänzt; Helwich las Rudisheim, Bär Rideshey(m), Kdm.Rüdisheim.

Anmerkungen

  1. Wappenbild nach Helwich; zweites Wappen von Helwich nicht überliefert.
  2. Gensicke, Westerwald 495.
  3. Heute Stadt Koblenz.
  4. Gensicke, Westerwald 469.
  5. Vgl. Witte 229 Nr. 26.
  6. UB Eberbach II 2 Nr. 876 zu 1330 November 10.
  7. NUB I 3 Nr. 2308 zu 1343 April 7.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 170.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 85.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
  5. v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius II 10 wie bei Nr. 470.
  6. Roth, Geschichtsquellen III 264.
  7. Beitr. Gesch. Erzstift 29.
  8. Kdm. 82 Nr. 17.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 58 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0005800.