Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 43 ehem. Kloster Marienhausen 1332

Beschreibung

Fragment der Grabplatte für Lisa (Elisabeth) von Rüdesheim, die nach Helwich in der einstigen Friedhofskapelle St. Johannis bestattet lag. Die Rotsandsteinplatte ist heute innen an der Südwand der Klosterkirche im Gang zur Sakristei befestigt. Im oberen Viertel an der Oberfläche völlig abgespitzte Platte. Erkennbar ist der Oberkörper der Verstorbenen in langem Gewand und Nuschenmantel unter spitzbogig eingetieftem Bildfeld. Die Hände sind im Gebetsgestus aneinandergelegt. Auf der Randleiste umlaufende, nur auf beiden Längsseiten lesbare Grabinschrift. Oberer Plattenteil abgeschlagen, untere Leiste abgeschnitten.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. 162, B. 80, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. [ANNO DOMINI M C]CCa) · XXXII · O(BIIT) · D(OMI)NA · LISA · DE · R[VDESHEIMb) VXOR HEINZELINI DE GERH]ARTSTEI(N) · I(N) DIE · C(ON)V(ER)S(I)O(N)IS · S(ANCTI) · PAVL[Ic) CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE]

Datum: 25. Januar 1332.

Wappen:
zerstört (nach Helwich: Geroldstein; Rüdesheim mit Flügel).

Kommentar

Die Majuskelschrift zeigt ausgeprägte Bögen und Sporen. Auffallend ist der stark gekürzte Heiligentag. Als Worttrenner wurden halbkugelig vertiefte Punkte verwendet.

Die Verstorbene dürfte nach Oidtman die Tochter Giselberts und Elisabeths von Rüdesheim aus der Linie der Füchse mit dem Flügelwappen gewesen sein.1) Urkundlich wird sie in der Testamentsurkunde des Konrad von Rüdesheim vom 7. September 13142) als Witwe des Hanzelin von Geroldstein genannt, obwohl dieser nach Helwich und Bär erst am 11. August 1332 verstarb und in Eberbach beigesetzt wurde (Nr. 46). Konrad von Rüdesheim gehörte später zu den Testamentsvollstreckern Hanzelins, der noch kurz vor seinem Tod aus seinen Besitzungen in Rüdesheim Legate zu einer Rüdesheimer Armenstiftung angeordnet hatte.3)

Ganz unstreitig handelt es sich um die Grabplatte der Elisabeth von Rüdesheim, wenngleich die bei Roth aus ungenannter Quelle zusätzlich verzeichnete Grabinschrift einer am gleichen Tag 1332 verstorbenen „Elisabeth Buren in Hattstein“4) zunächst eine weitere Bestattung an diesem Tag annehmen läßt. Helwich überlieferte dagegen nur die Grabinschrift der Lisa von Rüdesheim. Die von einem Marienhausener Anonymus stammende Handschrift, der wir die Kenntnis der Grabinschriften für die Marienhäuser Äbtissinnen Kunigunde Klotz und Ursula Jung verdanken, erwähnt dagegen nur die Grabinschrift einer „Elisabeth de Buren“ mit der Bemerkung, man könne die Schrift kaum lesen. Man wird an dieser Stelle allenthalben einen Lese- und Übertragungsfehler von einem einzigen Grabmal mit der fehlerhaften Lesung des Familiennamens vermuten dürfen.

Textkritischer Apparat

  1. Vom mittleren C nur der untere Bogenansatz und der Abschlußstrich zu sehen.
  2. Vom R nur linke Haste und eine leichte Rundung erkennbar.
  3. Vom L Schaft und Balken sowie der Rest des Sporns noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Oidtman, Die adeligen Geschlechter 278.
  2. NUB I 2 Nr. 1550. Konrad d.J. vermachte darin die Güter, die ihm nach dem Tod der Witwe zufallen würden, der Pfarrkirche, dem Hospital, der Nikolauskapelle zu Rüdesheim und allen Rheingauer Klöstern.
  3. Oidtman (wie Anm. 1) 270; NUB I 3 Nr. 1977.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 298.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 467.
  2. Anonymus Marienhausen o.S.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 298.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 43 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0004303.