Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 33 Eberbach, Kreuzgang 1325

Beschreibung

Grabplatte für den Mainzer Domvikar Johannes, ursprünglich im Boden des nördlichen Kreuzgangflügels, heute aufrecht an der Wand des Nordflügels angebracht. Rotsandsteinplatte mit auf dem Rand umlaufender Inschrift, die oben und in der rechten oberen Ecke zweizeilig wird. Buchstaben mit Resten einer schwarzen Füllung, Stein gut erhalten.

Maße: H. 210, B. 120, Bu. 8,5-9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/2]

  1. + ANNO · DO(MIN)Ia) · Mo · / CCCo · XXo · Vo · XI · K(A)L(ENDAS) · AUGVSTI · / O(BIIT) · UIR · HONEST(US) · JO/H(ANN)ES · PINC(ER)NA · DYACON(US) · UICA//RI(US) · MAIORI(IS) ECC(LESI)Eb) / MOGUNT(INENSIS) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1325, am 11. Tag vor den Kalenden des August (22. Juli) starb der ehrbare Mann Johannes, Mundschenk, Diakon und Vikar des Domes zu Mainz.

Kommentar

Die durch ihre in der Größe und Breite variierenden Buchstaben und durch Wortspatien etwas ungelenk wirkende Inschrift weist viermal ein kapitales N im Wechsel mit drei runden Formen auf. Beim A stehen drei unterschiedliche Ausprägungen nebeneinander: das A mit gebrochenem Mittelbalken und langem Deckbalken bei schräg stehenden Schäften, das A mit zwei parallelen Schäften, schrägem Mittelbalken und nach links überstehendem Deckbalken und das pseudounziale A mit links gebauchtem, in einen Sporn auslaufendem Schaft in DYACONUS. Gerundet und mit feinen Strichen abgeschlossen sind C, T und U, während beim E der Abschlußstrich kräftiger und mit dem Mittelbalken durch eine leichte Einkerbung verbunden ist. Auffällig ist die ungewöhnliche Kürzung DO(MIN)I mit der Hochstellung des kleiner gehauenen I.1) Worttrenner sind halbkugelig eingetiefte Punkte. Selten ist die – hier allerdings nur in wenigen Resten erhaltene – Ausfüllung der Buchstaben mit einer schwarzen Paste vorhanden.2)

Urkundlich ist der Domvikar und Mundschenk Johannes erstmals 1313 nachweisbar.3) Als Wohltäter geistlicher Institutionen trat Johannes mehrfach auf; so übergab er 1315 sein Mainzer Haus dem Kloster Eberbach4) und ließ dem Zisterzienserkloster Arnsburg 1319 einen Teil seines Hofes in Wicker5) zukommen.6) Als er 1323 den dritten Bann über ein Backhaus am Backweg zu Mainz und ein angrenzendes Steinhaus gewann,7) wurde er dabei als vormaliger Schenk des Domstifts bezeichnet, scheint also um diese Zeit aus dem Amt ausgeschieden zu sein.

Textkritischer Apparat

  1. I hochgestellt zwischen D und O.
  2. Auch das letzte E mit C ligiert.

Anmerkungen

  1. In ähnlicher Weise bei der Platte Siegfrieds d.Ä. von Dotzheim, vgl. oben Nr. 25.
  2. Vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) XLVI Anm. 152.
  3. HHStAW 108/1380 von 1313 März 30: Vor Mainzer Richtern verkauften die Söhne des verstorbenen Gottfried von Delkenheim, Emerich und Ludwig, den Mainzer Domvikaren Johannes und Johannes von Kiedrich 10 Malter Kornrente um 55 Pfund Heller.
  4. Hess. Urk. II Nr. 614; Roth, Geschichtsquellen I Nr. 831.
  5. Stadt Flörsheim a.M., Main-Taunus-Kreis.
  6. NUB I 3 Nr. 1687.
  7. Urk.StMz I Nr. 702 zu 1323 April.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 182.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 86.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v. -Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 271.
  5. Beitr. Gesch. Erzstift 28.
  6. Monsees, Grabmäler Rheingau-Taunus-Kreis 30 Anm. 10 m. Abb. 36.
  7. Dies., Totengedächtnis- und Bauinschriften 24 m. Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 33 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0003306.