Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 32 Eberbach, Klosterkirche 1322

Beschreibung

Sechs Fragmentstücke der Grabplatte des Heinrich gen. Kelterbaum von Kamp. Die vor dem an der Westseite der Kirche gelegenen Allerheiligenaltar befindliche, nach 1803 zerschlagene Grabplatte wurde vom Anonymus noch 1702/4 als schlichter Stein mit Familienwappen im eingetieften Feld und Umschrift mit Beginn oben in der Mitte der Leiste beschrieben.1) 1987 wurden die Fragmentstücke der Gelbsandsteinplatte in der ehem. Sakristei gefunden.

Erg. nach Bär.

Maße: Bu. 6,5-7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. + ANNOa) · / [D(OMI)NI] Mo · CCCo · X[XIIb) KALENDAS IVNII OBIIT HENRICVS DIC]T(VS)c) · K[ELTERBAVMd) DE KAMPE]

Datum: 1. Juni 1322 (?).

Wappen:
Kelterbaum von Kamp (ein achtstrahliger Stern).

Kommentar

Die Zuordnung der Stücke erfolgt aufgrund der beiden letzten Buchstaben. Erkennbar ist nur der rechte Teil des Deckbalkens eines T, darauf folgen die VS-Kürzung, ein kreisrunder Worttrenner und ein K. In den Eberbacher Grabinschriften ist diese Kombination nur bei Henricus dictus Kelterbaum vorhanden. Der Stein besaß ein leicht eingetieftes Bildfeld, das auf den Resten erkennbar ist. Beim Sterbedatum überlieferte Helwich KALENDAS, jedoch konnte er die davor anzunehmende Zahl nicht mehr erkennen. Wenn das Sterbedatum am 1. Juni läge, wäre eigentlich die Form KALENDIS zu erwarten; ein Fehler dieser Art kommt aber in Eberbacher Inschriften mehrfach vor. Hingegen ist ein Lesefehler aus einer Datierung zum 10. Mai, der als Sterbetag im Seelbuch angegeben ist2), unwahrscheinlich.

Von Edelknecht Heinrich Kelterbaum ist urkundlich lediglich bekannt, daß er dem Kloster Eberbach seinen Hof zu Kamp, genannt „Rodestucke“ vermachte, wie Abt Wilhelm von Eberbach mit Urkunde vom 13. August 1320 bestätigte.3) Heinrich gehörte zum Kreise der Wohltäter der Abtei, wie ebenfalls dem Eintrag in das Seelbuch zu entnehmen ist. Als Wappenbild führte Heinrich einen achtstrahligen, von Helwich allerdings untingiert überlieferten Stern, der eine verwandtschaftliche, wenngleich ungeklärte Beziehung zu der Familie von Sterrenberg nahelegt. Die Sterrenberger waren auf der ehemaligen Reichsburg4) oberhalb des Klosters Bornhofen5) gegenüber von Boppard ansässig,6) also in der Nähe des Herkunftsortes des Verstorbenen. In dem in nächster Nähe Boppards gelegenen Ort Osterspai hatte Eberbach durch Kauf 1221 eine Besitzung erworben, die 1340 an die Sterrenberger Ganerbengemeinschaft verkauft wurde.7)

Textkritischer Apparat

  1. Bruchlinie an der Haste des ersten N.
  2. Nur oberer Teil des X erhalten, Rest weggebrochen.
  3. Rechter Teil des Deckbalkens des T sichtbar, oben eine VS-Kürzung.
  4. Helwich Kelterbum.

Anmerkungen

  1. Anonymus mit dem Vermerk „scutum gentiliticum ohne alle Anzeige“.
  2. Zum Seelbucheintrag vgl. Roth, Geschichtsquellen III 31 „qui multum benefecit ecclesiae nostrae“.
  3. UB Eberbach I Nr. 763; Roth Geschichtsquellen I Nr. 889.
  4. Die vielleicht vor 1110 als Reichsburg benutzte Burg Sterrenberg war bis um 1295 Reichslehen der Familie von Bolanden und wohl seit 1320 ganz kurtrierisch, vgl. Dehio Rheinland-Pfalz (1984) 422.
  5. Heute Kamp-Bornhofen, Rhein-Lahn-Kreis, ehem. Franziskanerkloster, vgl. ebd. 421f.
  6. Möller, Stammtafeln NF I 58.
  7. Zum Osterspaier Besitz vgl. Moßig 382-87.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 168.
  2. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 83.
  3. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
  4. Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 263.
  6. Beitr. Gesch. Erzstift 27.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 32 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0003208.