Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 25 Eberbach, Klosterkirche 1316
Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell an der Südwand der westlichsten Südkapelle in der Klosterkirche.
Beschreibung
Grabplatte für Ritter Siegfried d.Ä. von Dotzheim, im Boden der westlichsten Südkapelle am ursprünglichen Standort (Plan K Nr. 43), ehemals vor dem abgebrochenen Magdalenenaltar. Schlichte, leicht trapezförmige Rotsandsteinplatte mit eingeritztem Wappen in der oberen Plattenhälfte und Umschrift auf dem Rand zwischen Linien. Gering abgetreten, Ränder bestoßen.
Maße: H. 211,5, B. oben 110, unten 101, Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · D(OMI)NI · Mo · / CCCo · XVIo NONASa) · NOVE(M)B(R)ISb) · O(BIIT) · / SIF(R)ID(VS)b) · MILE/S · DE · DOTSHEIM ·
Datum: 5. November 1316.
Dotzheim. |
Textkritischer Apparat
- Bär vermutete hier einen Steinmetzfehler, es müßte richtig NONIS heißen, vgl. auch Einleitung Kap. 4.1.4.
- I hochgestellt.
Anmerkungen
- NUB I 1 Nrr. 507-509.
- Ausführlich Kopp, Ritter von Dotzheim.
- Jüngst zur Geschichte des nassauischen Hausklosters Czysz, Klarenthal.
- Otto, Necrologium 44; zum Jahrgedächtnis der Ritter von Dotzheim im Klarenthaler Kloster vgl. auch Kopp (wie Anm. 2) 17f.
- Schierstein, heute eingemeindeter Stadtteil von Wiesbaden. Roth, Geschichtsquellen III 375: Das Kloster erhielt von dem Ritter Geld für seine Wohnstatt („4 solidos colonienses de domo et arboribus quam dictus [Siegfried von Dotzheim] inhabitat“).
- Urk.StMz I Nr. 398 zu 1304 Juni 16; s. auch Nr. 495. Ein Jahr vor seinem Tode kaufte er gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth, vermutlich Tochter des kaiserlichen Schultheißen Ritter Werner zu Oppenheim, mit Zustimmung des Erzbischofs Peter von Aspelt vom Mainzer Jakobskloster Ländereien zu Nordenstadt, vgl. Kopp (wie Anm. 2) 22 mit Anm. 84; auch Gensicke, Die von Frauenstein 288.
- NUB I 3 Nr. 1505; UB Eberbach II 2 Nr. 693, auch Monsees, Grabdenkmäler 118.
- Bär/Stoff, Eberbach III 56.
- Hahn, Kirchenbaukunst 292.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 166.
- Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 83.
- Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v. -Würdtwein, Epitaphienbuch 239.
- Bodmann 1, 306.
- Roth, Geschichtsquellen III 262.
- Beitr. Gesch. Erzstift 27.
- Kopp, Ritter von Dotzheim 28.
- Monsees, Grabdenkmäler 118 m. Abb. 2.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 25 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0002505.
Kommentar
Bei der Majuskelschrift zeigen sich ein kapitales N und das symmetrisch kapitale A mit beidseitig überstehendem Deckbalken, während das unziale M halbgeschlossen ist. E ist beinahe kreisförmig rund und geschlossen, ebenso D. Zweimal kommt das I hochgestellt vor. Worttrenner sind halbkugelig vertiefte Punkte. Eine Fürbittformel am Textende fehlt. Bei Siegfried von Dotzheim ist man in der glücklichen Lage, nicht nur den Inschriftenträger in situ erhalten zu haben, sondern zugleich die Stiftungsnachricht eines Altars, das Testament des Verstorbenen mit seiner Grabwahl und die daraus resultierende Bauveränderung des Bestattungsortes dokumentieren zu können.
Der 1243 erstmals erwähnte1) niederadlige Zweig der Familie von Sonnenberg mit dem Zunamen von Dotzheim2) findet sich in der Umgebung der Mainzer Erzbischöfe, der Grafen von Nassau und derer von Eppstein. Vor allem bestanden enge Verbindungen zu dem von König Adolf von Nassau gegründeten Klarissenkloster Klarenthal bei Wiesbaden3), wo die Ritter im Nekrolog der Nonnen als Wohltäter geführt wurden.4) Für Siegfried d.Ä. von Dotzheim, der mit der Abtei Eberbach in gutem Einvernehmen stand und ein dem Kloster eigenes Haus in Schierstein bewohnte5), haben sich Urkundenbelege seit 1304 erhalten. In diesem Jahr trat er als Anrainer von Liegenschaften zu Wiesbaden auf.6) Die nachhaltigsten Veränderungen in Eberbach selbst bewirkte seine Stiftung vom 25. März 1313: 100 Mark Kölner Pfennige sollten zum Bau einer Kapelle zu Ehren der hl. Maria Magdalena und dem entsprechenden Altar verwendet werden. Diese Kapelle hatte sich der Ritter zugleich als Grablege bestimmt.7) Den Mönchen sollten am Magdalenentag, dem 22. Juli, bestimmte Pitanzen gereicht werden. Abt Wilhelm und der ganze Konvent verpflichteten sich ihrerseits zur täglichen Lesung einer Messe, zum sonntäglichen Gebetsgedächtnis und zum Unterhalt eines Lichtes am Magdalenenaltar in der Grabkapelle. Mit dieser Stiftung ergaben sich bauliche Veränderungen an der Klosterkirche. Die „anständige Kapelle“8) erwies sich in ihren Formen bis auf das gotische Spitzbogenfenster als „romanischer Seitenschiffsannex“.9) Sie besaß zunächst einen heute vermauerten, eigenen Eingang vom Paradies aus und blieb vorerst zum Langhaus hin geschlossen.
Die Spur der Ritter von Dotzheim verliert sich im Laufe des 14. Jahrhunderts. Sie dürften bereits mit Siegfried d.J. (Nr. 44), der in Eberbach unweit seines Vaters Siegfried d.Ä. beigesetzt wurde, im Mannesstamm erloschen sein.