Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 15 Eberbach, Klosterkirche 2.H.13.Jh.
Neuer Standort: Heute befindet sich die Platte im Nordseitenschiff im ersten Joch von Osten, links des Eingangs aufgestellt an der Wand.
Beschreibung
Grabplatte der Elisabeth von Rheinberg, ursprünglich im Kreuzgang, heute in der ersten Südkapelle von Osten (Plan K Nr. 38) im Boden. Trapezförmige Rotsandsteinplatte mit erhabenem Wappenschild im Spiegel, Umschrift auf dem Rand zwischen Linien. Fehlender unterer Rand geflickt, leichte Beschädigungen der Randleisten. Textbeginn rechte Leiste oben.
Maße: H. 168, B. oben 86, unten 67, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ HIC · IACET · ELIZABETH · U[X]/OR · S[... / ...]ERIa) · DE · RINB(ER)G · CUIUS · A(N)I(M)A · REQUI/ESCAT · I(N) · PACE
Übersetzung:
Hier liegt Elisabeth, Ehefrau des S[.....] von Rheinberg, deren Seele in Frieden ruhe.
Rheinberg. |
Textkritischer Apparat
- Das S gehört zum Vornamen des Ehemannes, ist demnach zu SIGFRIDI o.ä. zu ergänzen, woran sich die Amtsbezeichnung anschloß. So ergänzte Roth richtig zu DAPIFERI.
Anmerkungen
- Vgl. Einleitung Kap. 4.1.3.
- Möller, Stammtafeln NF II 107.
- Witte 33.
- Ebd. 36, 38.
- Gruber 112.
- Möller (wie Anm. 2).
- Frdl. Hinweis von Herrn Dr. Hellmuth Gensicke, Wiesbaden; vgl. auch Roth, Geschichtsquellen I 482 Nr. 7 zu 1299 Mai 29.
- Würdtwein; Bär. Mit der Identifizierung der Verstorbenen ist Möllers Annahme ihres Todes zum 29. Oktober 1320 hinfällig und auf die spätere Lisa von Rheinberg zu beziehen, s. Möller, Stammtafeln NF II 107-109, hier 107.
Nachweise
- Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 86.
- Bär, Epitaphiensmlg. fol. 2v.
- Würdtwein, Epitaphienbuch 240.
- Beitr. Gesch. Erzstift 27.
- Monsees, Totengedächtnis- und Bauinschriften Abb. 3.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 15 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0001508.
Kommentar
Der paläographische Befund weist in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Möglicherweise ließen sich die Trapezform der Grabplatte – die zugleich die erste erhaltene des Bearbeitungsgebietes ist – ebenso wie das HIC IACET-Formular1) als Indizien für eine noch frühere Entstehung des Inschriftenträgers annehmen. Im Schriftcharakter fällt als Besonderheit vor allem die durchweg feststellbare Gleichstrichigkeit der Buchstaben bei nur gering ausgeprägten Bogenschwellungen auf. Unziale Buchstaben sind mit feinen Abschlußstrichen versehen. Auffällig ist die kastenartig-rechteckige Form des A mit geraden Hasten ohne jede Linksschwellung, beidseitig überstehendem Deckbalken und unterem Abschlußstrich. Das T ist mit einem geraden Schaft versehen, der dann stark eingebogen wird, das G ist gebogen und oben nach rechts verlängert. Bei R und B sind die Bögen offen, der Bogen des R geht direkt in eine gerade, kurze Cauda über. Das N tritt nur rund auf, die Sporen sind dreiecksförmig und scharfkantig ausgehauen.
Die Grabplatte ist der Elisabeth, Gattin des im Jahre 1300 verstorbenen Siegfried I. von Rheinberg, zuzuorden, des Anführers der aufständischen Dienstmannen bei der Eroberung der Burg Rheinberg durch den Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein 1280.2) Nach dieser, zwischen Wisper und Werkersbach gelegenen, schon vor 1165 erbauten ersten erzstiftisch-mainzischen Grenzburg, die den Rheingrafen zu Lehen gegeben war,3) nannte sich seit 1226 das Adelsgeschlecht, dessen Vertreter im erblichen Besitz des Mainzer Truchsessenamtes waren.4) Als Amtsträger führten Siegfried und sein Sohn Johann, kurkölnischer Amtmann zu Wied, das zehnspeichige Rad in Siegel und Wappen,5) wie es auf der Grabplatte vorkommt. Das Wappen ihrer Nachfahren dagegen zeigte in rot einen weißen Sparren, begleitet von 3 weißen Adlern.6) Siegfried von Rheinberg stiftete am 29. Mai 1299 u.a. zum Seelenheil seiner zu ungenanntem Zeitpunkt verstorbenen Frau dem Mainzer Johannesstift die Stephanskapelle.7)
Helwich überlieferte nicht den vorstehenden Inschrifttext, sondern nur den Wortlaut für die 1320 verstorbene und in Eberbach beigesetzte HONESTA MATRONA DOMINA LISA DE RINBERG (Nr. 28). Dagegen sind beide Texte sowohl in der Bärschen als auch in der Würdtweinschen Überlieferung verzeichnet, so daß die Existenz zweier Grabplatten unstreitig ist.8)