Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 14† ehem. Kloster Tiefenthal, Kreuzgang 1287
Beschreibung
Grabinschrift für Adelheid, gen. von Scharfenstein, deren Grabstätte im Klosterkreuzgang von Helwich bei seinem Besuch am 16. November 1614 gesehen wurde.
Nach Helwich.
Anno domini m cc lxxxvii viii kalendas marcii obiit Adelheidis laica dicta de Scharpinstein cuius anima requiescat in pace.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1287, am 8. Tag vor den Kalenden des März (22. Februar) starb Adelheidis, Laiin, genannt von Scharfenstein, deren Seele in Frieden ruhe.
Anmerkungen
- Zur Baugeschichte der Burg vgl. Wolfgang L. Roser, Die Burgruine Scharfenstein bei Kiedrich. In: Nass. Ann. 104 (1993) 91-103.
- Roth, Geschichtsquellen I 104 Nr. 659. Einige Namensträger sind im 13. Jh. urkundlich mit frommen Stiftungen an Klöster belegt, so etwa das Ehepaar Nikolaus „dictus miles de Scharpenstein“ und seine Frau Omelina 1249 mit einer Pitanzstiftung an Eberbach, vgl. NUB I 1 Nr. 552.
- Vgl. Kunkel, Tiefenthal 138.
- Vgl. Einleitung Kap. 4.1.3.
- Vgl. Nikitsch, Sepulkralkultur 181f., 185.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 328.
- Roth, Geschichtsquellen III 235.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 14† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0001400.
Kommentar
Adelheid dürfte zu der Familie von Scharfenstein gehört haben, die auf der wohl zwischen 1160 und 1180 begonnenen, aber erst nach 1260 fertiggestellten Burg1) bei Kiedrich ansässig war. Möglicherweise war sie mit der 1286 urkundlich nachgewiesenen „Schwester Adelheidis“ identisch, die als Witwe Herberts von Kiedrich dem Kloster Eberbach ihre Güter zu Kiedrich und Heimbach vermachte.2) Die hier in Abgrenzung zu den meist adligen3) Konventualinnen gebrauchte Bezeichnung laica ist als Bezeichnung für eine weltliche Person zu verstehen,4) wobei ihre Bestattung an bevorzugter Stelle im Kreuzgang unter einer eigenen Grabplatte auf eine besondere Stellung der Verstorbenen (Gönnerin, Stifterin?) schließen läßt. Den Ordensregeln zufolge blieb eine Bestattung im engeren Klosterbereich (Kirche, Kapitelsaal, Kreuzgang) meist den Äbten/Äbtissinnen vorbehalten mit Ausnahme würdiger und bedeutenderer Persönlichkeiten, während Konventualen und anderen Ordensfremden das Begräbnis auf dem entsprechend geteilten Klosterfriedhof gewährt wurde.5)