Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 12 Eberbach, Mönchsdormitorium um 1250-1260/70

Beschreibung

Name als Bauinschrift an dem zum Kreuzgang führenden Westportal des Dormitoriums, auf Steinquadern des Gewändes eingeritzt, bisher unbeachtet. Derselbe Vorname ist je einmal auf einem Quader links und auf drei Quadern rechts angebracht, wohl unverändert am ursprünglichen Standort. Buchstaben durch Abwitterung beeinträchtigt,1) bei Inschrift (B) ist die Ritzung mit schwarzer Farbe ausgemalt. Derselbe Name findet sich in ähnlichem Duktus an den 2. westlichen Pfeiler (IV.) des Dormitoriums auf der Westseite des 2. Quaders von unten geschrieben (E), ein weiterer Namensrest stand auf heute zugemauerten Quadern weiter südlich (F).

Maße: (Größenangaben beziehen sich auf die Quader) H. 24 (A, B), 25 (C), 53 (D) 74 (E), B. 31 (A), 34 (B), 33 (C), 48 (D) 33 (E), Bu. 3-3,5 (A-C), 4-5 (D), 3-3,5 (E) cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. A

    HERMANNVS

  2. B

    HERMANNVSa)

  3. C

    HERMANN(VS)

  4. D

    HER(M)ANNVSb)

  5. E

    HERMANNVS

  6. F

    HE[RMANNVS]

Kommentar

Die Inschriften lassen sich mit ihrer recht ungelenken Ausführung und aufgrund der verwendeten Unzialformen und Buchstaben in Kontur, dem fast oval gebildeten, durch feinen Abschlußstrich geschlossenen E bei den Namen A, B, D und E in das mittlere Drittel des 13. Jahrhunderts datieren. Bei der schwer lesbaren Inschrift C dagegen finden sich noch Kapitalformen beim N, das einmal doppelt liniert ist. Das A besitzt einen langen, nach links überstehenden Deckbalken, das E hat einen lang durchgezogenen Abschlußstrich, das M erscheint unzial halbgeschlossen. Auffällig ist die Verwendung des spiegelverkehrten, kleineren S am Wortende. Alle Buchstaben sind in Kontur eingeritzt bis auf E, V und S. Nur das S wurde in den Stein wirklich eingetieft. Durch diese Konturierung ergibt sich eine starke Verbreiterung der Schattenlinien der Buchstaben, die gewissermaßen die Vorlinierung einer nicht ausgeführten Eintiefung darstellen könnte. Von nicht fertig ausgehauenen Inschriften2) sind solche zu unterscheiden, bei denen wie bei dem Truchsessen-Stein von Weidas3) konturierte Buchstaben bewußt als Stilmittel eingesetzt wurden.

1250 wird der Bau des Mönchsdormitoriums als in vollem Gange beschrieben.4) Der erste Bauabschnitt setzte im Norden mit den ersten sieben Jochen ein, deren Fertigstellung um 1260 anzunehmen ist.5) Das Dormitoriumsportal ist nach bau- und kunsthistorischer Einordnung in der Zeit um 1270 zu datieren.4) Die Datierung der Nameninschriften orientiert sich am mutmaßlichen Zusammenhang mit den Baumaßnahmen.

Textkritischer Apparat

  1. Auf dem Kopf stehendes, spiegelverkehrtes S.
  2. Auf dem Kopf stehendes, spiegelverkehrtes S, V oben mit Haarstrich geschlossen.

Anmerkungen

  1. Hinzu kommen weitergehende Zerstörungen der Inschrift durch anonyme Besucher, die 1993 achtlos über die Buchstaben kratzten.
  2. Vgl. DI 29 (Worms) Nrr. 222, 238.
  3. Vgl. hierzu Wilhelm Hornschild, Die Steine des Klosters Weidas. In: Alzeyer Geschbll. 20 (1986) 48-72, hier 64 und Abb. 2.
  4. Einsingbach, Eberbach (1973) 42.
  5. Ebd. 44. Dagegen Baubeginn des Dormitoriums bei Dehio (1982) 179 um 1270. Kdm. datiert den Bau der Treppe vom Kreuzgang zum Dormitorium in die Mitte des 14. Jh. im Zusammenhang mit dem Umbau des Kapitelsaals.

Nachweise

  1. Monsees, Totengedächtnis- und Bauinschriften 37 m. Abb. 11.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 12 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0001204.