Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 395† St. Goar, Kath. Pfarrkirche 1658

Beschreibung

Translationsinschrift, das Grabdenkmal des hl. Goar betreffend. Im Jahr 1660 durch Papebroch als über dem Grabmal befindlich überliefert, seit unbekannter Zeit verschollen. Ausführung unbekannt.

Nach Papebroch.

  1. Statua sancti Goaris harum regionum in 5 Christi saeculo apostoli translata huc ex maioris ecclesiae crypta pridie eius festi anno domini 1658

Übersetzung:

Standbild des heiligen Goar, im 5. Jahrhundert Apostel Christi in diesen Landen, hierher übertragen aus der Krypta der Hauptkirche am Vorabend seines Festes (5. Juli) im Jahr des Herrn 1658.

Kommentar

Die bislang unbeachtete Inschrift bezieht sich auf das bekannte, um 1330 entstandene (inschriftlose) Grabdenkmal des hl. Goar1), das ursprünglich in der Krypta der damaligen Stiftskirche in St. Goar aufgestellt war und dort auch als Wallfahrtsziel der überregionalen Verehrung des Heiligen2) diente. Zwar wurde im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation bereits im Oktober 1527 von hessischer Seite die Einstellung der Wallfahrt angeordnet, das Grabdenkmal selbst verblieb jedoch an seinem Platz, wurde erst nach 1583 aufgerichtet und mit eisernen Klammern an der Wand der Krypta befestigt. Da die protestantische Geistlichkeit Mitte des 17. Jahrhunderts offenbar keinen Wert mehr auf das Denkmal legte, konnte dessen Translozierung in die auf Anordnung des konvertierten Landesherrn Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels ab 1654 geplante und 1660 geweihte katholische Kirche3) problemlos erfolgen. Das Grabdenkmal befindet sich heute an der Wand über dem Seitenaltar des südlichen Querhauses der 1887-91 neu errichteten katholischen Pfarrkirche.

Anmerkungen

  1. Ende des 19. Jh. veränderte und stark übermalte hochrechteckige Platte mit reliefierter Darstellung des Heiligen in priesterlichem Gewand, umgeben von vier Engeln, als Attribute das Kirchenmodell in der Hand und einen Teufel in Menschengestalt unter den Füßen. - Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich Kessel, Grabmäler pass. mit Abb. 1 sowie Imhof, Stiftskirche, Abb. S. 3.
  2. Vgl. zur Entstehung und Verbreitung des Kultes des hl. Goar den Kommentar zu den Nrr. 85 und Nr. 154 sowie Pauly, Stifte 212ff.
  3. Vgl. dazu die folgende Nr.

Nachweise

  1. Papebroch bei Kindermann, Kunstdenkmäler 310.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 395† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0039501.