Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 285† Boppard, ehem. Benediktinerinnen-Kloster Marienberg 1607

Beschreibung

Grabplatte des Altaristen und Klosterkellers Anton Roisbach. Im Jahr 1773 durch d'Hame in Abschrift und in Nachzeichnung in der Kirche überliefert, dürfte das Grabdenkmal mit deren Abriß 1802 untergegangen sein. Hochrechteckige Platte mit Umschrift (A), im zweigeteilten Feld oben Wappen im Kranz, unten vermutlich in sechs Zeilen1) angeordnetes Totengedicht (B).

Nach d'Hame (Nachzeichnung). Abb. 254

Bild zur Katalognummer 285: Nachzeichnung der Grabplatte des Altaristen und Klosterkellers Anton Roisbach durch d'Hame

d'Hame, Confluvium [1/1]

  1. A

    Anno 1607 die 16 ianuarii obiit Antonius Roisbach altarista et cellerarius huius monasterii sui ipsius epitaphii author cuius animam respiciat oculis misericordiae suae quibus respexit Petrum lachriimantem et poenitentem Christus

  2. B

    Quisquis ades iridemque vides sub qua iacet ille Qui peccare magis suetus quam vivere recte Siste parum pensans quam qui purgatur in igne Duros sustineat cruciatus atque dolores Et precibus succurre piis gratiamque rogando Ut mihi dimittat culpam poenamque relaxet

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn am 16. Januar starb Anton Roisbach, Altarist und Keller dieses Klosters, Verfasser seines eigenen Totengedichts, dessen Seele Christus mit den Augen seiner Barmherzigkeit betrachten möge, mit denen er den weinenden und bereuenden Petrus betrachtet hat. - (B) Wer auch immer du bist, der du herantrittst und die Iris siehst, unter der jener liegt, der es mehr gewohnt war zu sündigen, als recht zu leben, bleib ein wenig stehen und bedenke, wie dieser im Feuer gereinigt wird und gepeinigt die harten Schmerzen ertragen soll, und komme mit frommen Gebeten und der Bitte um Gnade zu Hilfe, damit er mir die Schuld nehme und die Strafe erlasse.

Versmaß: Sechs Hexameter (B).

Wappen:
Roisbach2)

Kommentar

Bei Anton Roisbach, dem Altaristen und Klosterschaffner von Marienberg, dürfte es sich nicht nur um einen ökonomisch versierten3), sondern auch um einen theologisch gebildeten Mann4) gehandelt haben: Während sich die ungewöhnliche, an den barmherzigen Christus gerichtete Fürbitte der Sterbeinschrift auf die entsprechenden Stellen des Neuen Testamentes5) bezieht, reflektiert die Thematisierung des Fegefeuers in dem Totengedicht offensichtlich die 1563/64 beschlossenen Dekrete des Konzils von Trient. In seinem Testament6) vermachte Roisbach dem Kloster - neben Möbeln und Büchern - 100 Gulden, damit jede Schwester während der Fastenzeit ein zusätzliches Brötchen verzehren könne; seiner Haushälterin Eva Spay dagegen 50 Gulden. Als Gegenleistung erbat er sich eine Begräbnisstätte in der Klosterkirche, sowie Vigilien und Seelenmessen.

Anmerkungen

  1. d'Hame markiert die Enden der in seiner Nachzeichnung in 12 bzw. 13 Zeilen wiedergegebenen Hexameter jeweils mit einem Sternchen.
  2. Redend: mit Wellen bezeichneter Wellenbalken, begleitet von zwei Rosen.
  3. Er war insgesamt für alle äußeren Geschäfte des Klosters zuständig, darunter auch für den Neubau des Marienberger Klosterhofs in Boppard; vgl. dazu Nr. 256.
  4. Vielleicht existiert ein Zusammenhang mit der Familie der 1459 als Marienberger Nonne bezeugten Agnes von Roisbach (vgl. dazu Nick, Regesten 34) bzw. mit der des 1537 verstorbenen Johann Rosenbach gen. Indagine, Pfarrer in Steinheim am Main und Hofastrologe Albrechts von Brandenburg, der nahezu das gleiche Wappen führte; vgl. dazu Wolfert, Wappenbuch 211.
  5. Mt 26,75 bzw. Lk 22,61f.
  6. Vgl. dazu d'Hame I 2, 546f. und Rupp, Beiträge 29.

Nachweise

  1. d'Hame, Confluvium I 2, 547f. und II 2, nach S. 661 (Nachzeichnung, bez. Nr. 18).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 285† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0028505.