Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 228 Boppard, Städtisches Museum (aus St. Severus) 1579

Beschreibung

Grabplatte des Bopparder Ratsherrn und Schöffen Werner Polich mit zwei zu unterschiedlichen Zeiten nachgetragenen Grabinschriften für Paulus und Andreas Lotlei1). Ursprünglich im Boden von St. Severus, wurde sie um 1840 zunächst auf den Alten Friedhof, dann um 1931 an den heutigen Standort im Innenhof der ehemaligen Kurfürstlichen Burg verbracht2). Große schmale Platte aus Basalt mit Umschrift (A) zwischen Linien. Im den oberen Ecken des Feldes zwei Wappenschilde, in der Mitte ein weiterer, erhaben gearbeiteter Wappenschild im Kranz und in den verbleibenden Flächen die beiden nachgetragenen Inschriften. Links in der Mitte des Feldes zu unbekannter Zeit angebrachte Numerierung (B). Teilweise verwittert, rechte untere Ecke abgetreten, sonst gut erhalten.

Maße: H. 184, B. 79, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 228: Grabplatte des Werner Polich mit nachgetragenen Inschriften für Paulus und Andreas Lotlei

Thomas G. Tempel (GDKE Denkmalpflege) [1/1]

  1. A

    ANNO 1579a) / DEN · 14 · OCTOBRIS STARB DER ERNHAFT / WERNERb) POLICH DES / · RATHSc) VND SCHEFEN DISER SEEL GOT GNAT AME(N)

  2. B

    57

Wappen:
Werner Polich?3)Wilhelma zum Rodenschild?4)

Kommentar

Die gleichstrichig ausgeführte Kapitalis zeigt als Besonderheit offenes D und unten spitzovales O. Als sparsam eingesetzte Worttrenner dienen große Dreiecke.

Der Verstorbene gehörte dem aus zwölf Mitgliedern bestehenden Rat der Stadt an und war zudem einer der vierzehn Schöffen des vom Trierer Kurfürsten eingesetzten Stadtgerichts. 1573 erstmals als Schöffe und Ratsherr nachgewiesen5), war der aus einer alteingesessenen Bopparder Familie stammende Polich in kinderloser Ehe mit der im Jahr 1600 verstorbenen Wilhelma zum Rodenschild verheiratet. Erstaunlicherweise wurde auf seiner Grabplatte nicht die Grabinschrift seiner Frau nachgetragen, sondern die des 1597 verstorbenen Schöffen Paul Lotlei, mit dem Wilhelma in zweiter Ehe verheiratet war. Da das Wappen im Lorbeerkranz zweifelsfrei als das der Familie Lotlei zu identifizieren ist6), kann es nur - trotz der erhabenen Ausführung - anläßlich der Anbringung der Inschrift für Paul Lotlei hergestellt worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. 1572 Kubach/Verbeek.
  2. (WALTH)ER Kubach/Verbeek; Kdm.
  3. Zu ergänzen wäre etwa · GNOS; vgl. Nr. 253.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 253.
  2. Vgl. dazu Einleitung Kap. 2.1.1.
  3. Ein achtstrahliger Stern.
  4. Ein Pentagramm.
  5. Vgl. dazu und zum Folgenden Frauenberger, Bürgerbuch 1, 639.
  6. Vgl. Nr. 254.

Nachweise

  1. Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 212.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 422.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 228 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0022807.