Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 45† Boppard, Karmeliterkirche 1364
Beschreibung
Grabdenkmal für das Ehepaar Philipp II. von Schöneck und Irmgard von Braunshorn, noch vor 1675 "in medio chori" überliefert, seit unbekannter Zeit verschollen. Ausführung unbekannt.
Nach Milendunck.
-
Anno domini m ccclxiii die nicomedis martyris obiit dominus Philippus de Sconecken miles strenuus Anno domini mccclxiiii obiit domina Irmgardis uxor praedicti domini in vigilia sancti Jacobi apostoli quorum animae requiescant in pace amen
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1363 am Tag des Märtyrers Nicomedis (1. Juni) starb der gestrenge Ritter Herr Philipp von Schöneck. Im Jahr des Herrn 1364 starb Frau Irmgard, Ehefrau des vorgenannten Herrn, am Tag vor dem Fest des Apostels Jakobus (24. Juli). Deren Seele mögen in Frieden ruhen, Amen.
Anmerkungen
- Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF III Taf. 138, Gruber, Adel 412f. und ausführlich den Exkurs bei Heyen, Fiskus Boppard 174-217.
- Der längst untergegangene Hof lag im Bereich der heutigen Kirchgasse; vgl. dazu den Hinweis bei Pauly, Beiträge 87.
- Vgl. dazu Nr. 63.
Nachweise
- Milendunck, Historia fol. 34v.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 45† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0004505.
Kommentar
Die in Boppard seit Ende des 12. Jahrhunderts bezeugte Familie1) zählte zur Reichsministerialität der Stadt und besaß dort einen Adelshof2). Daneben hatte sie die von ihr erbaute, nahegelegene Burg Schöneck im Hunsrück als Reichslehen inne. Nachdem Boppard unter Erzbischof Balduin trierisch geworden und die gegen ihn gerichtete Eltzer Fehde für die beteiligten Adelsgeschlechter verloren gegangen war, mußte schließlich auch die Reichsburg 1354 an Trier übergeben werden. Wenig später wurden die Herren von Schöneck von ihrem dem Reich geleisteten Treueid entbunden - Burgherr war damals der seit 1324 mit Irmgard von Braunshorn verheiratete Philipp II. von Schöneck.
Bei dem bislang unbeachteten Grabdenkmal dürfte es sich um eine gemeinsame (vielleicht mit Wappen und figürlichen Darstellungen versehene) Grabplatte mit einer anläßlich des Todes der Ehefrau angefertigten Umschrift gehandelt haben. Der hervorgehobene Begräbnisplatz inmitten des Chors der Karmeliterkirche zeigt die hohe Stellung des Ehepaars und seine Verbundenheit mit der Stadt, die auch von seinen Nachkommen durch die Stiftung von Wandmalereien3) dokumentiert wurde.