Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 44 Boppard, Karmeliterkirche 1359
Beschreibung
Grabplatte des Priors und Trierer Weihbischofs Sybert von Troisdorf, vermutlich noch am ursprünglichen Platz im Boden der Chorapsis, links vom Hochaltar1). Große Platte aus gelblich-grauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld unter einer Kielbogenarkade in Ritzzeichnung ausgeführte Figur des Verstorbenen im bischöflichen Ornat, in der rechten Hand den Bischofstab, in der linken ein Buch. Abgetreten und bestoßen; die obere Schriftleiste fehlt vollständig, die linke zum großen Teil.
Erg. nach Milendunck.
Maße: H. 240 (frgm.), B. 138, Bu. 7,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
-
[ANNO D(OMI)NI MCCCLIX] / UIIa) · K(A)L(ENDAS) · OCTOBRIS · O(BIIT) · VENERABILIS · IN · CHR(IST)Ob) · PATER · / ET · D(OMI)N(U)S · SYBERTUS · DEI · / GRACIA · E(PISCO)P(U)S [ · M]ALVA[SIENSIS · CUIUS ANIMA REQU]IESCAT · I(N) · PACE · AM[EN]
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1359 am 7. (Tag) vor den Kalenden des Oktobers (25. September) starb in Christus der ehrwürdige Vater und Herr Sybert, aus Gottes Gnade Bischof von Monemvasia. Dessen Seele ruhe in Frieden, Amen.
Textkritischer Apparat
- XI Libler; Milendunck; Holzer; Kdm.
- Befund XPO.
Anmerkungen
- "in choro iuxta summum altare", so Milendunck.
- Vgl. zum Folgenden Milendunck fol. 33f. und Seibrich, Weihbischöfe 28.
- Bez. Lakonia (Peloponnes), Griechenland.
- Die kurze Amtszeit könnte darauf zurückzuführen sein, daß Balduin seine Weihbischöfe zunächst nur auf ein Jahr ernannte; vgl. dazu Seibrich, Weihbischöfe 20.
- Vgl. dazu Milendunck fol. 39.
Nachweise
- Libler, Notabilia Historica fol. 58.
- Milendunck, Historia fol. 34.
- Holzer, Proepiscopis 35.
- Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 125.
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 374.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 44 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0004407.
Kommentar
Als Worttrenner der - soweit erkennbar - unauffällig gearbeiteten Majuskel dienen kleine Quadrangeln.
Der aus Troisdorf2) (Rhein-Sieg-Kreis) stammende Sybert war zunächst Mönch des Karmeliterklosters in Köln, absolvierte etwa 1333/34 das Generalstudium des Ordens in Paris, war dann als Lektor wieder im Kölner Kloster tätig und ist erstmals am 14. Juni 1340 in seiner neuen Funktion als Weihbischof nachweisbar (Konsekrator des Georgsaltars am Trier Dom). In dieser Funktion erhielt er unter Erzbischof Balduin von Trier als Titularbistum das ehemalige ostkirchliche Bistum Monemvasia3) zugewiesen. Aus unbekannten Gründen4) zog sich Sybert in das Bopparder Karmeliterkloster zurück und amtierte dort von 1344 bis 1351 als Prior, dann bis zu seinem Tod wieder als Lektor. Sein hervorgehobener Begräbnisplatz im Chor der Klosterkirche dürfte nicht nur auf seinen geistlichen Rang, sondern auch auf die dort von ihm 1345 veranlaßte Errichtung des Hochaltars5) zurückzuführen sein. Zur Begehung seines Jahrgedächtnisses vermachte Sybert dem Kloster testamentarisch Bücher und Geld im Wert von 200 Mark.