Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 31 St. Goar-Werlau, Evang. Pfarrkirche 1337

Beschreibung

Grabplatte der Lucardis von Milwalt. Aus der 1688 abgebrannten Vorgängerkirche stammend, heute innen an der Südwand der 1698 bzw. 1907 neu erbauten Kirche aufgestellt. Große Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld unter einer Kielbogenarkade, deren Kreuzblume in die obere Schriftleiste reicht, reliefierte Figur der Verstorbenen in Schleier, Mantel und Kleid, die gefalteten Hände vor der Brust. In den Bogenzwickeln jeweils ein Wappen.

Maße: H. 195, B. 92, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bild zur Katalognummer 31: Grabplatte der Lucardis von Milwalt

Dr. Eberhard J. Nikitsch (ADW) [1/2]

Bild zur Katalognummer 31: Teil der Umschrift aus der Grabplatte der Lucardis von Milwalt
  1. + ANNO // D(OMI)NI · M / CCC · XXXVII · I(N) IPSA · DIE · EXALTAT(IO)NIS · S(ANCTAE) · CRVCIS · O(BIIT) / LVCARDIS · DE MILWALTa) / [.....] VXOR · D(OMI)NI · BRE(N)DELIb) · DE · WERLA ·CVI(VS) · A(N)I(M)A · R(EQVIESCAT) · I(N) · P(ACE) · AME(N)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1337 am Tag der Erhöhung des hl. Kreuzes (14. September) starb Lucardis von Milwalt, Ehefrau des Herrn Brendelin von Werlau, deren Seele in Frieden ruhen möge, Amen.

Wappen:
Werlau bzw. Boxberg1)Milwalt2)

Kommentar

Die schlank ausgeführte Majuskel zeigt als Besonderheit gegen den Duktus breites P mit weit unter die Schaftmitte gezogenem Bogen und außerdem X mit zwei nach unten durchgebogenen, also nicht geschwungenen Schrägschäften. Als Worttrenner dienen halbkugelig vertiefte Punkte.

Lucardis entstammte der seit 1189 am Mittelrhein bezeugten Familie derer von Milwalt3), die seit 1258 das Mitpatronat über die Liebfrauenkirche in Oberwesel innehatte. Möglicherweise war sie eine Schwester (oder Tante) des Ritters und katzenelnbogischen Lehensmannes Johann von Milwalt4). Bei ihrem (allerdings) erstmals 1340 urkundlich nachweisbaren Ehemann Brendelin von Werlau könnte es sich um den jüngeren Bruder des zwischen 1338 und 1358 gut bezeugten, das gleiche Wappen führenden Thilmann von Boxberg gehandelt haben, mit Sitz auf dem Boxberger oder Schecker Hof zu Werlau5). Die alte Kirche des erstmals 992 genannten, oberhalb von St. Goar gelegenen Ortes soll - der lokalen Tradition nach6) - im 13. Jahrhundert von diesem Geschlecht gestiftet worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. SILVA Junker 53; Ensgraber. - Es folgen auf der Längsleiste 2 bzw. 3 unkenntliche Buchstaben.
  2. Bredili Over.

Anmerkungen

  1. Ein gesenkter Flügel.
  2. Ein Schrägbalken.
  3. Vgl. dazu Gruber, Adel 400f. und ders., Wappenbilder-Index 95 mit Hinweis auf einen angeblich namensgebenden (sonst nicht nachweisbaren) Hof Mühlwald bei Oberwesel. Dagegen vermutet Heinzelmann, Milwalt pass. in der westlich von Oberwesel bei Laudert gelegenen sogenannten "Alten Burg" den 1262 zum ersten und einzigen Mal urkundlich genannten Stammsitz des Geschlechts.
  4. Vgl. dazu und zum Folgenden Gruber, Adel 403f. und Heinzelmann, Milwalt pass.
  5. Der im Südwesten des Ortes gelegene Hof war bis 1347 Lehen der Propstei, dann des Stiftes St. Kastor in Koblenz, das auch das Patronatsrecht über die Kirche ausübte; vgl. dazu Lehfeldt und Junker 83.
  6. Vgl. dazu ebd. 86f.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 642 (teilw.).
  2. Over, Werlau 8 (teilw.).
  3. Junker, Lukardis 53 mit Abb. S. 51.
  4. Junker, Grabmal 87 mit Abb. S. 83.
  5. Ensgraber, Mittelalter 25 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 31 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0003106.