Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 413 St. Goar, Evang. Stiftskirche 1666
Beschreibung
Grabplatte des landgräflich-hessischen Zollbeamten Jakob Fabricius. Aufgefunden bei der Wiederherstellung des Fußbodens im Jahr 1966, seitdem innen an der Westwand der Turmhalle befestigt. Gut erhaltene, große Platte aus Basalt mit profilierten, unbeschrifteten Leisten; im Feld 16zeilige Grabinschrift (A) für den Verstorbenen mit Stiftervermerk seiner Ehefrau und nachgetragener 11zeiligen Grabinschrift (B) seiner 1722 verstorbenen Tochter.
Maße: H. 225, B. 106, Bu. 4,5, 5,5 (A), 4-5 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Kapitalis, rechts geneigt (B).
- A
VIRO. NOBILI. / D(OMI)N(O). IACOBO. FABRICIO. / SERENISS(IMI). HASSIAE. PRIN=/CIPUM. IN. S(ANCTO). GOAR(O). PRAE=/FECTO. TELONIOR(UM). MERI/TISS(IMO). ANNO. M.D.C.X. / NATO. L.XVI. DENATO. / ELISABETHA. HADER=/MANNIANA. DESIDE=/ RATISS(IMO). CONIUGI. CUM. / QVO. ANNOS. XXVII. / SINE. QVERELA. VIXIT. / XII. EX. EO. LIBERORUM. / PARENS. CONTRA. VO=/TUM. MOESTISSIMA. / POSUIT.
- B
IN HOC TVMVLO / ETIAM SEPULTA EST / UXOR / DOMINI IOH(ANNI) PETRI WELKERI / MEDICINAE DOCT(ORIS) / ET FILIA D(OMI)NI / JACOBI FABRICII / NATA 24 AVGUSTI · 1645 / DENATA 28 JUNII 1722 / AETATIS 76 ANNORUM / 10 MEN(SIUM) 5 DIERUM
Übersetzung:
(A) Dem edlen Mann, Herrn Jakob Fabricius, dem hochverdienten Zollvorsteher des erlauchten hessischen Fürsten in St. Goar, dem im Jahr 1610 geborenen und (16)66 verstorbenen, hochgeliebten Ehemann, mit dem sie 27 Jahre ohne Streit gelebt und als Mutter 12 Kinder von ihm geboren hat, hat die tiefbetrübte Elisabeth Hadermann aufgrund ihres Gelübdes dieses (Denkmal) gesetzt. - (B) In diesem Grab ist auch beerdigt die Ehefrau des Herrn Johann Peter Welcker, Doktors der Medizin, und Tochter des Herrn Jakob Fabricius. Geboren am 24. August 1645, verstorben am 28. Juni 1722 im Alter von 76 Jahren, 10 Monaten und 5 Tagen.
Anmerkungen
- Vgl. zum Amt Demandt, Rheinzollerbe 1, 51f.
- Vgl. dazu Grebel, St. Goar 130f.
Nachweise
- Ensgraber, Chronik 216f.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 413 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0041302.
Kommentar
Die schlichte Kapitalis folgt mit der durchgehend angewandten U/V-Schreibung und den als Worttrenner auf die Zeile gesetzten Quadrangeln zeitgenössischem Usus.
Der bislang nicht bezeugte Jakob Fabricius übte als Zollvorsteher (Zollschreiber) das höchste Amt1) der landgräflich-hessischen Zollverwaltung in St. Goar aus. Die aus dem Rheinzoll fließenden Einnahmen wurden seit den 1654 geschlossenen Hausverträgen2) zwischen den Linien Hessen-Kassel und Hessen-Rheinfels im Verhältnis 4:1 aufgeteilt. Laut Inschrift dürfte sich Fabricius um 1636 mit der ebenfalls sonst nicht bezeugten Elisabeth Hadermann verheiratet haben.