Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 406† Boppard, ehem. Benediktinerinnen-Kloster Marienberg 1663

Beschreibung

Grabplatte des Marienberger Kellers Petrus Gras. Im Jahr 1773 von d'Hame in Abschrift und in Nachzeichnung in der Klosterkirche überliefert, ging das sich in der Nähe des Hochaltars befindliche Denkmal wohl mit dem Abriß der Kirche 1802 unter. Große Platte mit Umschrift (A) zwischen Linien, im Feld oben das Wappen des Verstorbenen in einer Rollwerkkartusche, darunter eine mit Sanduhr und Totenkopf versehene Arkade mit zeilenweise angeordneter Inschrift (B), die sich aus der Fortsetzung der Umschrift und einem Totengedicht zusammensetzt.

Nach d'Hame (Nachzeichnung). Abb. 334

Bild zur Katalognummer 406: Nachzeichnung von d'Hame der Grabplatte des Marienberger Kellers Petrus Gras

d'Hame, Confluvium [1/1]

  1. A

    Admodum reverendus dominus Petrus Gras collegiatae beatae Mariae virginis ad gradus et sancti Mauritii Moguntiae respective canonicus et scholaster huius monasterii fidelissimus per 32 annos cellerarius qui vivens et moriens benefecit

  2. B

    Anno 1663 sexta decembris obdormivit in domino Per bella pacisque vices qui profuit olim Virgineo monti sedulus oeconomus Pro fidei meritis summam tumulatur ad aram Hic Petrus exempta Gras requiescit humo Hic iacet heu iaceat fatali falce resectum Gramen ut Elysios floreat inter agros Requiescat in pace

Übersetzung:

(A, B) Der überaus hochwürdige Herr Petrus Gras, Kanoniker des Mariengredenstiftes bzw. Scholaster von St. Mauritius zu Mainz, 32 Jahre hindurch überaus treuer Keller dieses Kloster, der zu Lebzeiten wie im Tod Wohltaten erwies, entschlief im Jahr 1663, am 6. Dezember im Herrn. - (B) Er, der einst Marienberg im Krieg wie im Frieden als geschäftiger Wirtschaftsverwalter diente, wird gemäß den Verdiensten seines Glaubens beim Hochaltar bestattet. Hier ruht Petrus Gras, nachdem der Boden entfernt worden ist; hier liegt er, ach, hier soll der (das) von der verhängnisvollen Sichel abgeschnittene Gras liegen, damit er (es) auf den Elysischen Feldern blühe. Er möge in Frieden ruhen.

Versmaß: Drei Distichen.

Wappen:
Petrus Gras1)

Kommentar

Mit Antritt seines Dienstes am 7. September 16322) als Keller des Klosters Marienberg verließ der Stiftsherr Peter Gras nicht nur das Mariengreden- bzw. St. Mauritius-Stift zu Mainz, sondern wechselte damit zugleich die Kirchenprovinz. Wie Anton Roisbach3), einer seiner Amtsvorgänger, erhielt auch er neben der Sterbeinschrift ein lateinisches Totengedicht, das zudem raffiniert und doppeldeutig seinen latinisierten Namen Gras (gramen) mit der Todes- und Auferstehungsmetaphorik verbindet. Die inschriftlich genannten, dem Kloster erwiesenen Wohltaten dürften sich einerseits auf seine gute Wirtschaftsführung beziehen, andererseits auf seine gesamte, dem Kloster testamentarisch vermachte Hinterlassenschaft4). Sie muß so bedeutend gewesen sein, daß Gras neben seinem hervorgehobenen Begräbnisplatz in der Nähe des Hochaltars wohl als besondere Auszeichnung noch ein zweites Grabdenkmal in Form eines Epitaphs5) erhielt und noch Ende des 18. Jahrhunderts als "memorabilis benefactor"6) bezeichnet wurde.

Anmerkungen

  1. Marke Nr. 103.
  2. Vgl. d'Hame 645.
  3. Vgl. Nr. 285.
  4. Vgl. dazu Rupp, Beiträge 29.
  5. Vgl. die folgende Nr.
  6. So d'Hame 645.

Nachweise

  1. d'Hame, Confluvium I 2, 645f. und II 2, nach S. 661 (Nachzeichnung, bez. Nr. 8).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 406† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0040609.