Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 367 Oberwesel, Kölner Torturm (aus Kl. Allerheiligen) 1637

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Vogt, Äbtissin des Zisterzienserinnen-Klosters Allerheiligen zu Oberwesel. Nach dessen endgültiger Zerstörung im Jahr 1825 vermutlich zwischen 1870 und 1890 rechts neben dem landseitigen Portal des Kölner Torturms (Königsweg) senkrecht an der Wand befestigt1). Große Platte aus rot-weiß geflämmtem Sandstein mit Umschrift auf dem erhabenen Rand. Unter Rundbogen flachreliefierte Darstellung der Verstorbenen im reichgefältelten, mit weiten Ärmeln versehenen Habit, in der Rechten den Stab, in der Linken das Buch. In den Bogenzwickeln befinden sich zwei geflügelte Engelsköpfe, in den unteren Ecken zwei Wappen. Trotz eines Schutzdaches ist die Grabplatte heute bis zur Unkenntlichkeit verwittert; von der Figur sind nur die Umrisse, von der Inschrift gerade noch einige Schäfte auf der oberen Randleiste zu erkennen. Die untere Leiste steckt im Boden.

Beschreibung und Text nach Foto2).

Maße: H. 200 (frgm.), B. 110, Bu. ca. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 367: Foto-Glasplatten-Negativ der Grabplatte für Elisabeth Vogt, Äbtissin des Zisterzienserinnen-Klosters Allerheiligen zu Oberwesel

Wilhelm Hermann, Oberwesel (Foto-Glasplatten-Negativ-Archiv, Nr. 46) [1/2]

Bild zur Katalognummer 367: Grabplatte für Elisabeth Vogt, Äbtissin des Zisterzienserinnen-Klosters Allerheiligen zu Oberwesel
  1. A(NN)O 1637 DENa) 3b) (DE)CEMB(RIS)c) IST IN GOTT ENT- SCH/LAFFE(N) DIEd) EHRW(VRDIGE) FRAW ELISABET VOGT ABBATISSA ZV ALLENHEIL[... / - - - / ABAT[- - -] SEL GOTT GNAD

Wappen:
unkenntlichunkenntlich

Kommentar

Soweit erkennbar, war sehr schlanke, dünnstrichig ausgeführte Kapitalis mit auffällig vielen Ligaturen und Enklaven versehen. Worttrenner fehlen.

Das nicht lange vor 1236 gegründete, durch die Bürgerschaft und die Herren von Schönburg auf Wesel reich ausgestattete Nonnenkloster3) wurde wohl um 1260 in die nördliche Vorstadt Niederburg (in das Tal unterhalb von St. Martin) verlegt und in den folgenden Jahren neu erbaut. Bereits im 15. Jahrhundert durch Feuer erheblich in Mitleidenschaft gezogen, brannte es 1802 und 1825 nieder und wurde schließlich bis auf die Grundmauern abgerissen. An das ehemalige, spätestens seit 1447 unter Disibodenberger Aufsicht stehende Kloster erinnern heute nur noch Flur- und Straßennamen sowie als einzige Realie4) die rudimentäre Grabplatte der Äbtissin Elisabeth Vogt, die möglicherweise einer aus Boppard zugezogenen Beamtenfamilie5) entstammt.

Textkritischer Apparat

  1. E klein in D eingestellt.
  2. 6. Kdm.
  3. DE-Kürzung durch X angezeigt, E klein in C eingestellt; üblich wäre XBRIS.
  4. I klein in D eingestellt.

Anmerkungen

  1. Die Grabplatte ist auf einer um 1870 angefertigten Zeichnung des Kölner Torturms noch nicht zu sehen, sie erscheint am heutigen Standort erstmals auf einer um 1890 publizierten Lithographie des französischen Zeichners Albert Robida, Les vieilles villes du Rhin, S. 203; freundlicher Hinweis von Herrn Wilhelm Hermann, Oberwesel.
  2. Das um 1910 auf Glasplatte aufgenommene Originalfoto befindet sich im Besitz von Herrn Wilhelm Hermann, Oberwesel (Foto-Glasplatten-Negativ-Archiv, Nr. 46).
  3. Vgl. dazu Kdm. 699ff. sowie mangels einer neueren Monographie immer noch Rhein. Antiquarius II 7, 623-625.
  4. Die von Pauly, Stifte 418 ebenfalls dem Allerheiligenkloster zugeschriebene "Grabplatte einer Äbtissin mit Stab" beruht offensichtlich auf einer Fehlinterpretation der Zierarchitektur auf der sich in St. Martin befindlichen Grabplatte der Katharina Feist; vgl. Nr. 174.
  5. Vgl. dazu die Hinweise bei Frauenberger, Bürgerbuch 1, 815f.

Nachweise

  1. Campignier, Rundgang 65 (teilw.).
  2. Fischer (u.a.), Heimat Oberwesel, Abb. S. 69.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 870 mit Abb. 596.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 367 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0036703.