Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 360 St. Goar, Evang. Stiftskirche 1635

Beschreibung

Fragmentarisches Epitaph für das Ehepaar Melchior von Grorodt und Elisabetha Dorothea von Lindau. Zu unbekannter Zeit aufgefunden, ist es seit Frühjahr 2002 an der Südwand der Krypta angebracht. Ursprünglich fast quadratische, dann an allen Seiten abgearbeitete bzw. beschnittene Rollwerktafel aus rotem Sandstein, oben links mit einem geflügelten Totenschädel über Knochen versehen. Erhalten hat sich in etwa die rechte Hälfte der Tafel mit etwa einem Drittel der 15zeiligen Inschrift. Das stark abgetretene restliche Drittel weist auf die Zweitverwendung als Treppenstufe hin.

Maße: H. 109, B. 52, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 360: Fragmentarisches Epitaph für das Ehepaar Melchior von Grorodt und Elisabetha Dorothea von Lindau

Brunhild Escherich (ADW) [1/1]

  1. [- - -]a) MENSE OCT[OBRIS / IST IN GOTT SEL]IG ENDSCH[LAFEN / ELISABETHA DOROTHEA G]EBOHRNE V[ON LINDAV / - - -] MELCHIOR V[ON GRORODT] / - - - G]ESCHLEHTSb) [- - - / - - -]TE WELCHER [- - - / - - - HE]RNACH SELIG[LICH - - - / - - -] DER GROROD[- - - / - - -] VERSTORBEN [- - - / - - -] LVI IAHR [- - - / - - -]EN TAG SA[- - - / - - - G]LAVBIGEN E[INE / FRÖLICHE AVFE]RSTHEHVNG [VERLEIHEN / VND AL]LEN GNAEDI[G SEIN / WOL]LE AMENc)

Kommentar

Farbspuren weisen darauf hin, daß die breit proportionierte Kapitalis ehemals rot gefaßt war. G ist mit verlängertem unterem Bogenabschnitt und senkrechter Cauda gebildet, M mit flachem Mittelteil.

Die meist in hessen-nassauischen und kurmainzischen Diensten tätige, sonst in St. Goar nicht nachweisbare Familie von Grorodt1) hatte ihren Sitz auf dem gleichnamigen Hof bei Wiesbaden-Frauenstein. Der verstümmelte, nicht mehr vollständig rekonstruierbare Text des fragmentarischen Grabdenkmals bezieht sich auf Melchior von Grorodt "der Letzte des Geschlechts"2) und seine Frau Elisabetha Dorothea von Lindau3), die sich "vor der Pest" nach St. Goar geflüchtet hatten und dort beide im Jahr 1635 verstarben4). Offensichtlich sorgten deren drei auswärts verheiratete Töchter bzw. ein Testamentsvollstrecker dafür, daß das Ehepaar in St. Goar begraben wurde. Zusätzlich zu dem gemeinsamen Epitaph erhielt der im Alter von 56 Jahren offensichtlich kurz nach seiner Frau verstorbene Melchior ein zweites Grabdenkmal, von dem im Frühjahr 2002 ein Fragment5) aufgefunden werden konnte.

Textkritischer Apparat

  1. Im weiteren ergänzt nach Formulargewohnheiten und Identifizierungshypothesen, sicher nicht buchstabengetreu.
  2. Sic!
  3. Letzte Zeile(n) vermutlich gestaffelt ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Vgl. zum Folgenden Strauß, Wiesbaden-Frauenstein 57ff.
  2. So Humbracht, Zierde, Taf. 284
  3. Vgl. dazu ebd. Taf. 286.
  4. So Strauß, Wiesbaden-Frauenstein 58.
  5. Vgl. dazu die folgende Nr.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 360 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0036007.