Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 312 Boppard, Städtisches Museum (aus St. Severus) 1613

Beschreibung

Grabplatte für Anna Melheims. Ursprünglich im Boden von St. Severus, wurde sie um 1840 zunächst auf den Alten Friedhof, dann um 1931 an den heutigen Standort im Innenhof der ehemaligen Kurfürstlichen Burg verbracht1). Sehr große Platte aus porösem Basalt mit Umschrift (A) zwischen Linien, im gerahmten Feld oben drei kleine 2:1 gestellte, von Rollwerk umgebene Wappen, darin gerade noch erkennbar Initialen (C-E)2), darunter vermutlich inschriftenlose Rollwerktafel. Rechts des unteren Wappens zu unbekannter Zeit angebrachte Numerierung (B). Gut erhalten, Mittelfeld stark abgetreten.

Maße: H. 223, B. 109, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 312: Grabplatte für Anna Melheims

Thomas G. Tempel (ADW) [1/2]

Bild zur Katalognummer 312: Teil der Umschrift auf der Grabplatte für Anna Melheims
  1. A

    A(NN)Oa) 1613b) AM · 16 · AVG(VST) · IST · IN · GOTc) / VERSCHEIDEN · DIE · ERNTVGENTSAM · F(RAW) · ANNA · MELHEIMS · H(ERRN) · / IOHAN · NETTESEM · SCHOFFENd) / · SELIGe) · VND · H(ERRN) · IOHAN · PHILIPPIe) · SCHOLTHESf) · EHEL(ICHE) · HAVSFRAW · D(ER) S(ELEN) G(OTT) G(NAD) ·

  2. B

    · 17g) ·

  3. C

    I(OHAN) N(ETTESEM)

  4. D

    I(OHAN) P(HILIPP)

  5. E

    A(NNA) M(ELHEIMS)

Wappen:
amen: Johann Nettesheim, Johann Philipp (von Werth), Anna Melheims

Kommentar

Die an Buchstabenverbindungen reiche, in einheitlicher Strichstärke ausgeführte Kapitalis zeigt auffallend ausgeprägte dreiecksförmige Sporen. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke.

Die seit etwa 1560/70 in erster Ehe mit dem Bopparder Schöffen Johann Nettesheim3) verheiratete Anna ist als Anna Mielen bzw. Muelens mit ihrem Mann um 1573 als Mitglied der Schöffenbruderschaft nachweisbar. Nach dessen Tod um 1592 heiratete sie in zweiter Ehe als Anna Mehlem den damaligen Bopparder Schultheiß und kurfürstlichen Keller Johann Philipp (von Werth)4). Die repräsentative Grabplatte spiegelt die wohl durch Einheirat erworbene gehobene soziale Stellung der Verstorbenen wider5).

Textkritischer Apparat

  1. O klein hochgestellt.
  2. 1615 Kdm.
  3. T in kleiner Schreibweise außerhalb der Linie.
  4. H dem C klein eingestellt.
  5. I dem L klein eingestellt.
  6. H dem C klein eingestellt, L dem O klein eingestellt.
  7. Auf dem Kopf stehend.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Einleitung Kap. 2.1.1.
  2. Während sich die Initialen der beiden oberen Wappenschilde etwa in der Mitte befinden, sind die für die Verstorbene oben im Schild plaziert. Daher ist nicht auszuschließen, daß sich darunter noch ein Wappenbild befunden hat.
  3. Vgl. dazu Frauenberger, Bürgerbuch 1, 579.
  4. Vgl. dazu Frauenberger, Bürgerbuch 1, 847. - Vgl. auch die Grabplatte seiner zweiten Frau Anna Schutz von Zollferin Nr. 346.
  5. Während ihr erster Ehemann aus einer bedeutenden Bopparder Familie stammte und der zweite die höchste Position in der städtischen Verwaltung innehatte, ist ihre eigene Familie zu dieser Zeit in Boppard nicht nachweisbar - sie dürfte demnach von auswärts eingeheiratet haben.

Nachweise

  1. Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 214.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 423.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 312 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0031208.