Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 287 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche St. Martin 1607

Beschreibung

Epitaph für Reichmann Reichardt und seine Frau Dorothea Schragen, innen am ersten Wandpfeiler rechts vom Südportal befestigt. Fragmentierte Ädikula aus farbig gefaßtem Tuffstein. Puttenhermen mit Totenschädeln rahmen eine Rechtecknische mit einem Flachrelief. Darin vor einer städtischen Landschaft Kreuzigung mit Titulus (A), daneben Maria und Johannes. Im Vordergrund die kniende Familie der Verstorbenen in zeitgenössischer spanischer Tracht: links der Ehemann mit drei Söhnen, rechts seine Frau mit zwei Töchtern. Im Unterhang in einer Rollwerkkartusche die vorlinierte, ehemals golden gefaßte, siebenzeilige Grab- und Stifterinschrift (B). Im Gebälk Dübellöcher, vermutlich für die jetzt fehlenden Wappen. Der Giebel und die Christusfigur sind ebenfalls verloren.

Maße: H. 117, B. 98, Bu. 1 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), humanistische Minuskel (B).

Bild zur Katalognummer 287: Epitaph für Reichmann Reichardt und seine Frau Dorothea Schragen

Thomas G. Tempel (ADW) [1/2]

Bild zur Katalognummer 287: Rollwerkkartusche im Unterhang des Epitaph für das Ehepaar Reichmann Reichardt und Dorothea Schragen
  1. A

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)1)

  2. B

    Deo Honori / Reichmanno Reichardt huius vrbis Scabino, /(et) Dorotheae Schragen coniugibus monumentoa) / quorum ille 16 Maij ipsa vero 3 Decembris / 1607 picb) ex hac ad beatam vitam / migra[r]untc), Maternus Schragen · nepotum / tutor (et) auus moestus posuit

Übersetzung:

(B) Gott zur Ehre (und) als Denkmal der Eheleute Reichmann Reichardt, Schöffe dieser Stadt, und Dorothea Schragen, von denen jener am 16. Mai, diese aber am 3. Dezember 1607 fromm aus diesem in ein glückliches Leben hinübergewandert sind, hat es Maternus Schragen, Vormund seiner Enkelkinder und betrübter Großvater, gesetzt.

Kommentar

Abgesehen von den leicht erhöhten Versalien, den schräggestellten Schäften des M und der geraden, raumgreifenden Cauda des R weist die Schrift des gelegentlich mit Kommata versehenen Textes keine weiteren Besonderheiten auf.

Über die Personen ist außer dem in der Inschrift Mitgeteilten nichts bekannt. Bei Maternus Schragen, dem Stifter des Grabdenkmals, handelt es sich zweifellos um den Vater von Dorothea und Großvater ihrer Kinder, nicht um den Neffen2). Die Werkstatt des kunstgeschichtlich bislang unterschätzten Epitaphs3) ist unbekannt4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic! für pie.
  3. Nach dem a drei gleichartige Schäfte, davon der erste oben beschädigt oder zum Bogen-r korrigiert.

Anmerkungen

  1. Joh 19,19.
  2. So Pauly, Stifte 419 und Kdm.; erstmals korrigiert von Heinzelmann, Rezension Kdm. 305.
  3. "klein, werthlos", so Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 620.
  4. Die von Heinzelmann, Randnotizen 65, mit Bezug auf das 1601 entstandene Lorbecher-Epitaph in Liebfrauen (Nr. 273) vermutete Herkunft aus der Werkstatt des Mainzer Bildhauers Gerhard Wolff ist laut freundlicher Auskunft des Autors nicht mehr haltbar.

Nachweise

  1. Campignier, Rundgang 60 (übers.)
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 558 mit Abb. 393.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 287 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0028701.