Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 260 Oberwesel, Michaelskapelle (aus kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau) 1599, 1633

Beschreibung

Grabplatte des Conradt Torner und seiner Frau Gertrudt Laudert. Ursprünglich in der Liebfrauenkirche1), wurde sie 1842/45 nach außen an die Wand des Kreuzgangsüdflügels versetzt und 1987/88 innen an der Südwand der Michaelskapelle aufgestellt. Große, oben nicht ganz rechtwinklige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen profilierten Randleisten, im Feld unten in einer Rollwerktafel die in fünf Zeilen nachgetragene Sterbeinschrift (B) der Ehefrau. Darüber in einem Rollwerkmedaillon zwei flachreliefierte, durch Initialen (C) bezeichnete Wappen der Eheleute. Vor allem im unteren Bereich stark verwittert, dadurch beginnender Schriftverlust.

Maße: H. 186 bzw. 177, B. 90, Bu. 5 (A), 4 (B), 3 (C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis und Fraktur (A), Kapitalis (B, C).

Bild zur Katalognummer 260: Grabplatte des Conradt Torner und seiner Frau Gertrudt Laudert

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. A

    AN(N)O · 1599 · de(n) · 15 · OCTOB(RIS) ist · / In Gott Selig Entschlaffen der Ehrnhafft Conradt [Torner]a) des Ger=/ichts Vnd Raths:verwanten / Alhier dem Gott Ein Frölige Vfersteung verleie(n) wolle Amen ·

  2. B

    GERTRVDT · / LAVDERTIN · / SEIN · HAVSFRAVW / STARB · DEN · / 18 (OCTO)BRIS · 16 · 33 ·

  3. C

    C(ONRADT) T(ORNER) G(ERTRVDT) L(AVDERTIN)

Wappen:
Torner2)Laudert3)

Kommentar

Die Kapitalis beider Inschriften ist unauffällig gestaltet, ebenso die sorgfältig gehauene Fraktur mit ihren einfach ausgeführten Versalien. Durch den Wechsel von Kapitalis und Fraktur in der Kopfzeile wird das Todesdatum des Ehemannes deutlich hervorgehoben. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke.

Über den vermutlich jung verstorbenen Conradt Torner ist außer dem inschriftlich Mitgeteilten nichts bekannt. Seine Frau Gertrudt Laudert4) war in zweiter Ehe mit dem 1632 verstorbenen Oberweseler Schultheiß Michael Stahl5) verheiratet. Als Mitglied des städtischen Gerichts und des Rates6) nahm Torner eine hohe Stellung ein. Aufgrund der Wappengleichheit besteht ein nicht geklärter verwandtschaftlicher Zusammenhang des Verstorbenen mit der 1583 inschriftlich erwähnten Katharina Turnerse7). Ob diese Familie Turner/Torner mit dem im 15. und 16. Jahrhundert bezeugten Geschlecht der T(h)orney8) in Verbindung gebracht werden kann, ist ebenfalls ungeklärt. Die Gestaltung der Wappen und die Position der Schrifttafel weisen darauf hin, daß die Grabplatte nach dem Tode des Ehemanns als gemeinsames Grabdenkmal konzipiert und hergestellt worden ist. Die Inschrift auf der vermutlich freigelassenen Tafel dürfte wegen ihrer einheitlichen Schriftformen insgesamt erst kurz nach dem Tod der Ehefrau ausgeführt worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Campignier, der allerdings THORNER überliefert. - Da jedoch der zur Verfügung stehende Platz für diese Schreibweise des Nachnamens kaum ausreicht und Campignier den Text der Inschrift in normalisierter Form bietet, wird hier der Schreibweise TORNER der Vorzug gegeben, wie sie auch von NN. Liebfrauenstift 49 und Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 614 bei der Erwähnung der Inschrift mitgeteilt wird.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. 410.
  2. Redend: Runder Turm mit drei Zinnen, begleitet von den Initialen C T.
  3. Marke Nr. 53, begleitet von den Initialen G L.
  4. Die Familie stammte vermutlich aus dem gleichnamigen, unweit von Oberwesel gelegenen Ort im Hunsrück. Bei Getrudts Vater könnte es sich um den 1622 verstorbenen Oberweseler Ratsherrn Johannes Laudart gehandelt haben; vgl. dazu Schaaf, Familienbuch Oberwesel Nr. 4175.
  5. Vgl. Nr. 356 mit der von Marke Nr. 53 leicht abweichenden Marke Nr. 91 seiner Ehefrau.
  6. Nicht "Gerichts- und Ratsverwalter", so Kdm.
  7. Vgl. Nr. 231.
  8. Vgl. dazu Pauly, Stifte (Reg.).

Nachweise

  1. Campignier, Rundgang 31.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 398 mit Abb. 257 (rechts).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 260 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0026001.