Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 236 St. Goar, Evang. Stiftskirche 1589
Beschreibung
Grabplatte des landgräflich-hessischen Beamten Otto Heusner. Aufgefunden bei Bauarbeiten in den Jahren 1979-82, gegenwärtig rechts neben der Treppe zur Krypta aufgestellt. Schmale Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, im Feld oben in einer Rollwerktafel ein aus zwei Distichen und einem Spruch bestehendes, elfzeiliges Grabgedicht (B), darüber großes, mit Initialen (C) bezeichnetes Wappen. Die linke obere Ecke fehlt, die Leisten sind insgesamt stark beschädigt, die Oberfläche der Tafel ist leicht verwittert.
Maße: H. 177, B. 88, Bu. 3,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
[- - - / 1]8 · IV[NII IST IM H]ERN · [- - -]ER:a) / [.E]W[- - - / - - -]
- B
CLAVDITVR HOC PLA/CIDA SVBLAT(VS) MOR/TE SEPVLCHRO / HEVSNER(VS) FATO NVNC / MELIORE FRVENS / TRANSIIT E VIVIS AD / VERA PALATIA COELI / QVEMQ(VE) DIV NOVIT IAM / VIDET OTTO DEVM / CHR(ISTV)S RESVRRECTIO / ET VITA MEA
- C
[O(TTO)] H(EVSNER)
Übersetzung:
In diesem Grab ist der durch einen sanften Tod hinweggenommene Heusner eingeschlossen, der nun ein besseres Schicksal genießt. Er ging von den Lebenden zum wahren Palast des Himmels hinüber, und Otto sieht jetzt Gott, den er schon lange erfahren hatte. - Christus (ist) meine Auferstehung und mein Leben.
Versmaß: Zwei Distichen (B).
Heusner1) |
Textkritischer Apparat
- Davor müßte nach Formular und Buchstabenresten der Name OTTO HEUSNER gestanden haben, gefolgt von GEWESENER mit Titel.
Anmerkungen
- Redend: Haus mit Staffelgiebel, Tor und 3 Fenstern.
- Vgl. Nr. 276.
- Vgl. Nr. 245.
- Vgl. Nr. 269.
- Vgl. dazu und zum Folgenden Demandt, Rheinzollerbe (Register), hier Bd. 2, Nr. 181 S. 87 und ders., Landgraf Philipp 98 Anm. 163.
- Vgl. zu ihm seine neu aufgefundene Grabplatte Nr. 259.
- Vgl. Nr. 276.
Nachweise
- Ensgraber, Chronik 201 (teilw.).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 236 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0023608.
Kommentar
Die breit angelegte Kapitalis mit großen dreieckigen Sporen zeigt E mit nahezu gleich langen oberen und unteren Balken, M mit stark hochgezogenem Mittelteil und R mit gerader Cauda. Als Worttrenner der Umschrift dienen kleine Quadrangeln.
Der von seinem Schwiegersohn Dr. Johannes Röder im Jahr 1602 gestifteten Memorialinschrift2) zufolge verstarb Otto Heusner am 19. Juni 1589 im Alter von 69 Jahren. Aus seiner Ehe mit der wohl aus St. Goar stammenden Margarete Wigand3) resultierten mindestens drei Kinder: der 1602 verstorbene Philipp, die mit dem erwähnten Juristen Dr. Johannes Röder verheiratete Elisabeth4) und eine weitere, dem Namen nach unbekannte Tochter5), die seit 1570 mit dem Kammerschreiber Ludwig Zöllner von Speckswinkel6) auf Burg Rheinstein verheiratet war. Heusner selbst war in mehreren hervorgehobenen Positionen der landgräflich-hessischen Finanzverwaltung7) tätig.