Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 231 Oberwesel, Michaelskapelle (aus kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau) 1583

Beschreibung

Grabplatte für die Kinder Ebert, Clara, Anna, Elisabeth und Johann Pletz. Ursprünglich in der Liebfrauenkirche1), wurde sie 1842/45 nach außen an die Wand des Kreuzgangsüdflügels versetzt und 1987/88 innen an der Westwand der Michaelskapelle aufgestellt. Mittelgroße Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich in den Ecken nach außen halbrund ausbuchten. Die Inschrift setzt sich oben im Feld in einer Zeile fort. Im unteren Teil des Feldes eingetiefte profilierte Tafel mit der zehnzeiligen lateinischen Stifterinschrift (B), darüber zwei flachreliefierte Wappen. Verhältnismäßig gut erhalten, im unteren Teil beginnende Verwitterung.

Maße: H. 160, B. 75,5, Bu. 6 (A), 4 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 231: Grabplatte für die Kinder Ebert, Clara, Anna, Elisabeth und Johann Pletz

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. A

    AN(N)O 1583 · SEINT · IN / GOTTa) · VERSCHITE(N) · EBERT · CLAReb) AN(N)Ac) · ELISABETH · IOHAN(N) · VNDd) / ALLE CLAS · PLETZENe) · / VND · DER · TVGESAME · CATHERINAf) · TVRNERSEf) · // ELICHE · KINDERg)

  2. B

    CHARISSIM/IS SVIS PROLI/B(VS) CIRCVMSCR/IPTIS QVAS GRA/S- SANTE PESTE / DOLENTER A/MISIT PATER / AMANTISS(IMVS) / CLAVS PLETZ / POSVIT

Übersetzung:

Seinen überaus teuren, in der Umschrift verzeichneten Kindern, die er durch die hier wütende Pest schmerzlich verloren hat, hat der liebevollste Vater Klaus Pletz (dieses Denkmal) gesetzt.

Wappen:
PletzTurnerse2)

Kommentar

Die Kapitalis der Umschrift weist die gleichen Merkmale wie die der Grabplatte der 1572 verstorbenen ersten Frau3) des Klaus Pletz auf. Die Bögen des nur hier vorkommenden B berühren sich nicht; es ist die konsequente Fortführung der Konstruktion des R, bei dem sich meistens Bogen und Cauda ebenfalls nicht berühren. Beide sich auch äußerlich ähnelnden Grabdenkmäler dürften in derselben unbekannten, vermutlich in Oberwesel zu lokalisierenden Werkstatt hergestellt worden sein. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangeln.

Über Herkunft und weiteres Schicksal des Klaus Pletz und seiner (vermutlich) zweiten Frau Catharina Turnerse ist neben dem inschriftlich Mitgeteilten nichts bekannt. Ihre Kinder könnten neben der Pest4) auch einer anderen Seuche zum Opfer gefallen sein. Aufgrund der gleichen Wappenbestandteile (drei Jakobsmuscheln) könnte ein verwandtschaftlicher Zusammenhang mit der im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach nachweisbaren Familie Pletz in Oppenheim5) bestehen.

Textkritischer Apparat

  1. Zweites T klein.
  2. e als Kleinbuchstabe angefügt.
  3. Da zwischen beiden Namen der Worttrenner fehlt, könnte es sich bei der Verstorbenen auch um eine Person namens Clara Anna gehandelt haben.
  4. Sic! Entweder fehlt ein Name oder VND ist falsch plaziert.
  5. Z klein eingestellt.
  6. N retrograd. - TVNERSE Kdm.
  7. D retrograd.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. 410.
  2. Redend: Ein runder Turm mit drei Zinnen.
  3. Vgl. Nr. 217.
  4. Vgl. dazu den Hinweis auf die seit 1581 im Rheintal grassierende Pest bei Grebel, St. Goar 66.
  5. Vgl. DI 23 (Stadt Oppenheim) Register.

Nachweise

  1. Campignier, Rundgang 31 (übers.).
  2. Meyer, Alte Grabkreuze 3, Nachzeichnung S. 131.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 395 mit Abb. 259.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 231 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0023108.