Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 210(†) Boppard, Oberstr. 140 (ehem. Eltzer Hof) 1566, 1567

Beschreibung

Jahreszahlen und Spruchinschrift am ehemaligen Eltzer Hof. Die Jahreszahl (A) war zusammen mit dem Eltzschen Wappen an dem heute verschwundenen "großen steinernen Bogen" und dem darunter befindlichen Hoftor angebracht. Im rückwärtigen Teil des Hofes ein zweigeschossiges, modern verputztes Fachwerkhaus; im von zwei Schellenknäufen gerahmten Giebel der Eingangstür ein reliefierter Wappenschild, flankiert von der golden gefaßten Jahreszahl (B). Im zentralen, dem Hof zugewandten Zimmer des modern umgebauten Obergeschosses Decke mit großer Stuckrosette, die von der gereimten Inschrift (C) umgeben wird. Gut erhalten, allerdings dick mit weißer Ölfarbe überstrichen.

Nach Rhein. Antiquarius (A).

Maße: Dm. 150 (C), Bu. ca. 10 (B), 7 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Bild zur Katalognummer 210: Jahreszahlen im Giebel der Eingangstür des ehemaligen Eltzer Hof

Dr. Eberhard J. Nikitsch (ADW) [1/2]

Bild zur Katalognummer 210: Spruchinschrift auf Stuckrosette am ehemaligen Eltzer Hof
  1. A†

    1566

  2. B

    15 // 66

  3. C

    WER · VNDER · DESER · ROSEN · IS · GESESSEN · DEREN · WILL · GOTT · NEIT · VERGESSEN · 1567

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Eltz

Kommentar

Die in unausgewogenen Proportionen gleichstrichig ausgeführte Schrift zeigt als Besonderheit offenes kapitales D, R mit gerader, am Schaft ansetzender Cauda und S mit waagerecht ausgeführten Bogenabschnitten. Als Worttrenner dienen große paragraphzeichenförmige Quadrangeln.

Die Jahreszahlen beziehen sich auf die Fertigstellung des Wohnhauses1), die Wappen auf den Bauherrn Johann Richard von Eltz. 1549 durch Erbteilung in den Alleinbesitz des Hofes gekommen, errichtete er bereits 1552 einen Torbau2) und stattete das neue Wohnhaus mit einer aufwendigen (heute noch zum großen Teil erhaltenen) Inneneinrichtung mit reliefierten Wappen, maskenverzierten Konsolen und zahlreichen vegetabilen wie figürlichen Stuckfriesen aus. Die Bedeutung des Spruches ist dunkel. Offen bleibt, ob ein Zusammenhang mit der spätmittelalterlichen Auffassung3) hergestellt werden kann, wonach "sub rosa" Besprochenes unter dem Siegel der Verschwiegenheit zu behandeln war, weshalb damals "bei Gastmählern eine Rose über dem Tisch" als symbolisches Zeichen aufgehängt wurde.

Johann Richard verstarb im September 1568 und wurde vermutlich in der Karmeliterkirche4) begraben.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu und zum Folgenden Kdm. 429ff. und Pauly, Beiträge 1, 11ff.
  2. Vgl. dazu Nr. 199. - Offenbar ließ er 1566 auch diese Jahreszahl an dem Torbau anbringen.
  3. Vgl. dazu und zum Folgenden Wander, Sprichwörter-Lexikon 3, 1729f.
  4. Vgl. Nr. 212.

Nachweise

  1. Rhein. Antiquarius II 5, 503 (A, C).
  2. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 580 (B, C).
  3. Rutsch, Boppard 59.
  4. Roth, Eltz 2, 5 (A).
  5. Klein, Geschichte 42 (B, C).
  6. Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 236f. (B, C).
  7. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 435 (B, C) mit Abb. 308 (B).
  8. Pauly, Beiträge 1, 14 (C) mit Abb S. 12 (B).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 210(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0021006.