Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 202(†) Boppard, Stadtgebiet 1553-1683

Beschreibung

Jahreszahlen, zum Teil mit Wappen und Initialen, an verschiedenen Gebäuden im Stadtgebiet (ohne Vororte).

Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl auf Holz mit Initialen, Wappenschild mit Marke und Küferzeichen Boppard, Stadtgebiet

Dr. Eberhard J. Nikitsch (ADW) [1/10]

Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl mit leicht erhaben ausgeführter Namensinschrift Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl auf dem Eckständer eines Fachwerkhaus Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl mit Initialen und reliefiertem Wappen Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl auf einer mit Schnitzwerk verzierten Freistrebe Bild zur Katalognummer 202: Nahaufnahme einer Jahreszahl auf einer mit Schnitzwerk verzierten Freistrebe Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl auf Bischofswappen unter Mitra, hinterlegt von einem Krummstab Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl mit Wappen an einem als Spolie verwendeten Stein Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl und Initialen auf Freistrebe Bild zur Katalognummer 202: Jahreszahl am ehemaligen Rheinkran

I. Hintergasse 3. – Jahreszahl (A), darunter Wappen mit Jahreszahl (B) an dem nordwestlichen Eckständer des Erdgeschosses des zweigeschossigen Wohnhauses1). Auf dem darüberliegenden Kopfband reliefierter Wappenschild mit Marke und Küferzeichen2). Das Holz ist modern rot bemalt, die Konturen der Ziffern sind weiß nachgezogen. Die Jahreszahlen bezeichnen wohl das Erbauungsdatum des giebelständigen Fachwerkhauses.

  1. A

    A(NN)Oa) / 1553b)

  2. B

    1553c)

 
Wappen:
unbekannt3).

II. Bingergasse 30. – Jahreszahl mit leicht erhaben ausgeführter Namensinschrift (A) im von zwei geflügelten Putten gehaltenen Wappen im Sturz der Eingangstür des dreigeschossigen Wohnhauses4). Auf dem westlichen Eckständer des ersten Obergeschosses zweite Jahreszahl (B) eingehauen. Die Jahreszahlen bezeichnen die Baudaten des traufständigen Fachwerkhauses mit ungewöhnlichen figuralen Holzkonsolen (Adam und Eva).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1606 ANTO[.]Nd) • ID

  2. B

    1607

III†. Seminarstr. 4. – Aus Eisenankern gebildete Jahreszahl zwischen zwei Gesimsen über dem ersten Stock des dreistöckigen Fachwerkhauses, noch 1935/36 von Kubach/Verbeek überliefert, heute verschollen.

Nach Kubach/Verbeek.

  1. 1607

IV. Kronengasse 4. – Im rückwärtigen Teil des dreigeschossigen, traufständigen Fachwerkhauses5) breite Wendeltreppe aus Eichenholz; am Geländer unter einem in Flachrelief ausgeführtem Mann mit Lockenkopf, gekreuzten Armen und Pluderhose mit tiefer Kerbe eingehauene Jahreszahl.

Maße: Z. 5 cm.

  1. 1612

V. Oberstr. 90. – Jahreszahl mit Initialen und reliefiertem Wappen (A) im Scheitelstein der rundbogigen Kellertür des sogenannten Bodenbachschen Hauses6). Basalt, dick überstrichen und jüngst farbig gefaßt; als Worttrenner dienen kleine Dreiecke. Auf einem in das Fachwerk integriertem Holzbrett heute abgegangene Jahreszahl (B). Die Jahreszahlen beziehen sich auf den tiefgreifenden Umbau des im Kern wohl noch spätmittelalterlichen Gebäudes zu einem dreigeschossigen, giebelständigen Renaissance-Fachwerkhaus durch die Nachkommen des bedeutenden Bopparder Stadtschultheißen Johann Philipp von der Eck7).

Nach Kubach/Verbeek (B).

Maße: H. 75, B. 76 (Sturz), Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    16 • S • // • D • 15

  2. B

    1615

 
Wappen:
unbekannt8).

VI. Niederstadtstr. 7 (ehemaliger Neusser Hof). – Modern farbig gefaßte Jahreszahl an der nordwestlichen, mit Schnitzwerk verzierten Freistrebe des vorkragenden Obergeschosses des dreigeschossigen Wohnhauses9). Die Jahreszahl bezeichnet wohl den Neubau des giebelständigen Fachwerkhauses an der Stelle einer älteren Hofanlage, die sich seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des Klosters St. Quirin in Neuss und seit 1595 in dem von Kurtrier befand.

Maße: Bu. ca. 6 cm.

  1. 1655

VII†. Ehemalige Kurfürstliche Burg. – Jahreszahl mit Wappen im Giebel des westlichen Hauptportals. Roter Sandstein, Wappen bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, Jahreszahl heute nicht mehr nachweisbar. Jahreszahl und Wappen deuten auf die tiefgreifenden Umbaumaßnahmen10) unter dem kurtrierischen Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen, durch die die mittelalterliche Burg ihre heutige Gestalt erhielt.

Nach Kdm.

  1. 1662

 
Wappen:
Karl Kaspar von der Leyen11).

VIII. Rheinallee 50 (ehemaliger Eberbacher Hof). – Bischofswappen unter Mitra, hinterlegt von einem Krummstab; 1885 noch „an dem Ausgange zu dem Torhause“12), heute an der hofseitigen Wand der Erweiterung des Ebertors befestigt. Wappen aus Basalt in einer Knorpelwerk-Kartusche; die einzelnen, erhaben ausgeführten Ziffern befinden sich in den vier Ecken. Wappen und Jahreszahl könnten darauf hinweisen, daß der ehemals bedeutende Hof des Zisterzienser-Klosters Eberbach im Rheingau zu dieser Zeit in kurtrierischen Besitz übergegangen war.

Maße: H. 125, B. 80, Bu. 7 cm.

  1. 1 / 6 // 7 / 1

 
Wappen:
Karl Kaspar von der Leyen

IX. Rheinallee 65. – Jahreszahl mit Wappen an einem als Spolie verwendeten Stein an der Nordwestecke des traufständigen Fachwerkhauses. Dick mit grauer Farbe überstrichener Quader aus Basalt(?), in der Mitte reliefiertes Wappen, darüber Jahreszahl. Bei dem heute als Radabweiser dienenden, schräg in die Hausecke eingelassenen Stein handelte es sich ursprünglich um einen Grenzstein oder um ein Grabkreuz13).

Maße: H. 60, B. 18, Z. 5 cm.

  1. 1671

 
Wappen:
unbekannt14).

X. Burdengasse 1. – Modern farbig gefaßte Jahreszahl und Initialen an der nordwestlichen, in der Mitte mit einer Maske verzierten Freistrebe des vorkragenden Obergeschosses des zweigeschossigen Wohnhauses15). Die Jahreszahl bezeichnet wohl die Erbauung des giebelständigen Fachwerkhauses.

Maße: H. ca. 120, B. 17, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

  1. 16 / 81 // WS

XI. Niederstadtstr. 8. – Jahreszahl oben am Türpfosten des zweigeschossigen, 1935 wiederhergestellten Fachwerkhauses16) eingeschnitten. Als Worttrenner dienen Quadrangeln. Rechte Hälfte der angeblichen Hochwassermarke fehlt.

Erg. nach Kubach/Verbeek.

  1. 1 • 6 • [83]

XII†. Rheinallee. – Jahreszahl am ehemaligen Rheinkran. Die aus „großen eisernen Ziffern“17) hergestellte Jahreszahl bezog sich vermutlich auf die Neuanfertigung des Daches in barocken Formen18). Der mittelalterliche Kran wurde nach seiner Zerstörung im Bopparder Krieg im Jahr 1502 neu erbaut und im Oktober 1854 vollständig abgerissen.

Nach Rhein. Antiquarius.

  1. 1683

XIII#. Rheinallee, ehemaliges Franziskanerkloster St. Martin19). – Jahreszahl über dem Portal der Klosterkirche. Die ab 1660 erbauten Klostergebäude wurden in den Jahren 1864-68 abgerissen und die 1683-86 errichtete Klosterkirche tiefgreifend verändert. Dieser Maßnahme dürfte auch die Jahreszahl zum Opfer gefallen sein.

Nach Rhein. Antiquarius.

  1. 1683

Textkritischer Apparat

  1. A nur noch fragmentarisch und verunklärt erhalten, O klein hochgestellt.
  2. Beide 5 rechtsgewendet mit hochgebogenem Balken.
  3. Erste 5 rechtsgewendet mit hochgezogenem Balken.
  4. ANTORN Kubach/Verbeek. – Ob nach ID ursprünglich eine zweite Zeile, den Namen vervollständigende Zeile folgte, ist nicht mehr festzustellen

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Kdm. 528.
  2. Marke Nr. 17, kombiniert mit drei Küferzeichen: rechts daneben ein Faßzirkel, darunter eine Spaltklinge und rechts unten ein Schlegel.
  3. Raute, darin Kreuz.
  4. Vgl. dazu Kdm. 509f.
  5. Vgl. dazu Kdm. 554.
  6. Vgl. dazu ausführlich Biesenbaum/Weissner mit weiterer Literatur.
  7. Vgl. dazu Frauenberger, Bürgerbuch 1, 151f.
  8. Marke Nr. 73. – Das Wappen der Familie von der Ecken ist (bislang) unbekannt. Die begleitenden Initialen S D lassen sich keinem der bekannten Familienmitglieder zuweisen.
  9. Vgl. dazu ausführlich Pauly, Beiträge 1, 97ff.
  10. Vgl. dazu ausführlich Kdm.403ff.
  11. Quadriert: 1/4. Erzbistum Trier, 2/3. von der Leyen, Herzschild: Prüm.
  12. So NN, Eberbacher Hof; vgl. zum Folgenden auch Nr. 82 und Kdm. 638ff.
  13. An der einen sichtbaren Schmalseite lassen sich wohl noch Spuren des abgearbeiteten Kreuzarmes erkennen.
  14. Aus fünf Rauten gebildetes Kreuz.
  15. Vgl. dazu Kdm. 513 und zur Restaurierung Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (1997-2001) 141f.
  16. Vgl. dazu Kdm. 598.
  17. So Rhein. Antiquarius II 5, 548.
  18. Vgl. dazu die Zeichnung bei Schlad, Das alte Boppard 13.
  19. Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich Kdm. 311ff.

Nachweise

  1. Rhein. Antiquarius II 5, 462 (V), 548 (XII), 279 (XIII). – NN., Eberbacher Hof Nr. 25 (VIII). – Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 253 (I), 256 (II A), 151 (III), 226 (IV), 233 (V), 232 (VI, XI), 253 (X). – NN., Kranen (XII). – Biesenbaum/Weissner, Haus Bodenbach 46 (V). – Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 528 mit Abb. 396 (I), 510 (II), 554 (IV), 607 mit Abb. 473 (V), 597 (VI), 404, 406 (VII), 513 mit Abb. 380 (X), 598 (XI), 477 (XII), 318 (XIII).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 202(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0020205.