Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 190† Boppard, ehem. Benediktinerinnen-Kloster Marienberg 1538
Beschreibung
Kreuzreliquiar mit Stifterinschrift, noch 1792 im Besitz des Kloster nachgewiesen, heute verschollen. Es handelte sich offenbar um ein kleines silbervergoldetes, in Form einer Monstranz gearbeitetes Reliquiar mit eingeschlossenem Kreuzpartikel, dabei die Stifterinschrift. Aussehen unbekannt.
Nach (Kupp), Geschichte.
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+ Reinhart Graff tzu Linigen her tzu Westerburch dumdechent tzu Colen und probst z(u) C(olen) seiner herzfrindlicher liben Schwesteren 1538
Anmerkungen
- Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 31. Dort wird Barbara allerdings fälschlich als Margarete aufgeführt, die ihrerseits eher der Dagsburger Linie der Grafen von Leiningen zuzuordnen sein dürfte; vgl. dazu ebd. Taf. 25.
- Barbara war wohl die 1491 geborene Tochter Reinhards von Leiningen-Westerburg aus seiner zweiten Ehe mit Zymeria von Sayn. Sie folgte der 1547 verstorbenen Äbtissin Gräfin Maria von Sonnenberg im Amt und verstarb am 27. Februar 1576. Obwohl sich ihre Grabplatte weder im Original noch in Abschrift erhalten hat, existieren dennoch zwei sie betreffende, nach dem Klosterbrand von 1738 angefertigte Gedächtnisinschriften: Einmal eine in Kreuzform gestaltete Platte mit Wappen und der in barocker Mischschrift ausgeführten Inschrift R(everen)da D(OMI)NA BARbARA COMItISSA DE LEINI(N)GeN PRaeFVIT ANNIS 29 ObŸt A(NN)O 1576, die sich heute im Kreuzgang befindet (vgl. dazu Kdm. 288 mit Abb. 178) sowie eine als Wandmalerei ausgeführte, heute verlorene Inschrift im Gewölbe der Eingangshalle R(EVERENDISSI)MA BARBARA COMITISSA DE LEININGEN ELECTA 1547 OBITT 1576; vgl. dazu Kubach/Verbeek I 147.
- Vgl. dazu Nick, Regesten 39.
- Freundlicher Hinweis von Herrn Wolfgang Riedel, Hallgarten.
Nachweise
- (Kupp), Geschichte fol. 33.
- Kupp, Preisschrift 503.
- Rhein. Antiquarius II 5, 298.
- Nick, Regesten 36.
- Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 141.
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 275.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 190† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0019004.
Kommentar
Der 14791) als ältester Sohn aus der ersten Ehe Graf Reinhards I. zu Leiningen-Westerburg mit Anna von Eppstein geborene Reinhard war Domherr zu Köln, Mainz und Trier, zudem Domdekan und Propst zu Köln. Bei seiner mit dem Kreuzreliqiuar bedachten Schwester handelte es sich um seine Stiefschwester Barbara, die 1547 zur Äbtissin des Klosters Marienberg gewählt wurde2).
Das Kreuzreliquiar war Teil des Marienberger Reliquienschatzes, der mit der Auflösung des Klosters am 27. Juli 1802 zunächst nach dem rechtsrheinisch in der Nähe Boppards gelegenen Kapuzinerkloster Bornhofen3) und später nach Wiesbaden verbracht wurde, um dort eingeschmolzen zu werden4).